Der "Tatort" im Schnellcheck Die Macht der Mäuse
19.11.2022, 14:59 Uhr
In der Gewalt des Mäuse-Entführers: Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach).
(Foto: MDR / MadeFor / Marcus Glahn)
Internetbasierte Verschwörungstheorien können eine unglaubliche Anziehungskraft entfalten. Das erfahren die Dresdener Ermittlerinnen am eigenen Leib: Sie sollen 150 vermeintlich entführte Kinder befreien, sonst muss ihr Chef sterben.
Was passiert?
Die Chefredakteurin eines Boulevardblattes wird in Dresden auf offener Straße entführt. Kurz darauf erscheint auf einer bei Verschwörungstheoretikern beliebten Internet-Plattform ein Video, in dem die Journalistin (Elisabeth Baulitz) an ein Bett gefesselt ist. Ein Countdown läuft ab, während der mit Mausemaske verkleidete Entführer erklärt, was er eigentlich will: Angeblich würden in einem Dresdner Keller 150 entführte Kinder festgehalten. Werden sie nicht innerhalb von 24 Stunden befreit, muss die Reporterin sterben.

Gorniak (Karin Hanczewski, l.) und Winkler (Cornelia Gröschel), hier noch mit dem Chef in ihrer Mitte.
(Foto: MDR / MadeFor / Marcus Glahn)
Obwohl die Dresdner Kommissarinnen Gorniak (Karin Hanczewski) und Winkler (Cornelia Gröschel) die haarsträubende Geschichte nicht so recht glauben können, setzen sie alles daran, die entführte Reporterin rechtzeitig vor Ablauf des beinahe unmöglichen Countdowns zu finden. Als ein SEK-Einsatz in einer Dresdner Gaststätte erfolglos verläuft und die Zeit abläuft, geht Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach) mit einem Appell an den Entführer an die Presse - und befindet sich am nächsten Morgen selbst in der Gewalt des Täters.
Worum geht es wirklich?
Um die irre Macht internetbasierter Verschwörungstheorien. "Katz und Maus" nimmt sich dabei "Pizzagate" zum Vorbild, das der damaligen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton 2016 die Mitgliedschaft in einem Kinderporno-Ring vorwarf. Die vermeintliche Verschwörung wurde in den sozialen Medien immer weiterverbreitet, bis im Dezember 2016 ein mit einem Sturmgewehr bewaffneter Mann in die namensgebende Pizzeria eindrang, um die angeblich dort festgehaltenen Kinder zu befreien - die es natürlich nie gab.
Wegzapp-Moment?
Gibt es in diesem packenden Thriller nicht.
Wow-Faktor?
Schon die ersten Minuten sind so fett (und soundgewaltig) inszeniert, dass man aus dem Staunen kaum herauskommt. Auf andere und tiefere Art Wow ist später eine Begegnungsszene zwischen Vater und Tochter, auf die wir hier aus akuter Spoilergefahr aber nicht näher eingehen.
Wie ist es?
9 von 10 Punkten. Gregory Kirchhoff liefert bei seinem Debüt als jüngster "Tatort"-Regisseur aller Zeiten eindrucksvoll ab: Der 29-Jährige hat mit "Katz und Maus" einen extrem runden und stellenweise hollywoodreifen Thriller inszeniert.
Quelle: ntv.de