Der "Tatort" im Schnellcheck Dysfunktional in Dortmund
25.12.2024, 15:07 Uhr Artikel anhören
Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) und seine Kollegin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) sind auf alles gefasst.
(Foto: WDR/Thomas Kost)
Kommissar Faber muss seinen 25. "Tatort"-Fall lösen. "Made in China" mäandert zwischen Kammerspiel und der weiten Welt der Industriespionage. Ein Jubiläum, wenig Jubel, keine Leiche - stattdessen Dialoge, die für drei Drehbücher gereicht hätten.
Was passiert?
Völlig blutverschmiert und mit einem Messer in der Hand wird eine verwirrte, junge Frau aufgegriffen. "Ich hab ihn umgebracht", behauptet sie. Mehr ist aus ihr zunächst nicht herauszubekommen. Das Problem: Von einer vermeintlichen Leiche fehlt jede Spur. Nach und nach tun sich für Kommissar Faber (Jörg Hartmann) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) Anhaltspunkte auf. Bei der Frau handelt es sich um die Tochter von Sophia Haiden (Marie-Lou Sellem) und ihrem Mann Jo (Gerhard Roiß), einem Großkopferten aus der Stahlindustrie.

Was weiß Sophia Haiden (Marie-Lou Sellem) über das Verschwinden ihres Mannes?
(Foto: WDR/Thomas Kost)
Mir nichts, dir nichts finden sich Faber und Herzog in einer obskuren Familienaufstellung wieder - die abgeklärte Gattin, der absente Ehemann und Vater, die Tochter am Ende eine Mörderin oder der verschmähte Verehrer (Francis Fulton-Smith)? Unter der Oberfläche der Haidens brodelt es bedenklich. Dabei haben die beiden vom Kommissariat mit ihren eigenen Sippen doch genug Psycho-Potenzial um die Ohren. Herzogs mürrische Mutter, einstmals als RAF-Terroristin aktiv, sitzt ein, Fabers Vater dämmert dement dem Ende entgegen. Zudem hat das Verhältnis zur neuen Vorgesetzten Ira Klasnić (Alessija Lause) und zum Kriminaltechniker Haller (Tilman Strauß), was die Zusammenarbeit angeht, noch jede Menge Luft nach oben.
Worum geht's wirklich?
Gute Frage, nächste Frage. Der Schauplatz erinnert an alte Derrick-Folgen: eine schmucke Villa, ein großer Pool, eine gut bestückte Bibliothek - genau der richtige Ort, um Dysfunktionalität in Dialoge zu gießen. Doch was genau ist der Kern der Geschichte? Autor Wolfgang Stauch hält sich bedeckt: "Ich weiß nicht so ganz genau, was und wie viel ich hier verraten darf, ohne zu spoilern, aber um es mal so zu formulieren: Es gibt eben ein nahezu weltweites Interesse daran, wie Technik und Industrie 'Made in Germany' funktionieren. In den Medien ist ständig davon die Rede, gerade in Bezug auf China."
Wegzapp-Moment?
Faber im Parka, ein fast schon beruhigender Anblick, da bleibt man erstmal hängen. Ganz so einfach macht es sein 25. Fall dem Zuschauer jedoch nicht. Wer am zweiten Feiertag ernährungs- und feiertechnisch auf Reserve läuft, dem fehlt vielleicht längst die Kraft zum Wegzappen - angesichts der endlosen Erklär- und Erläuterungsdialoge jedoch fallen dem einen oder der anderen womöglich bereits weit vorm Abspann die Augen zu.
Wow-Faktor?
Hätte man jenes dramaturgische Element vom Durchspielen möglicher Tathergänge zuletzt nicht bereits im Wochentakt gesehen - es hätte hier wohl für ein "Wow" gereicht, auch mit Blick auf den Ausgang der Geschichte. In dieser Häufung jedoch gehört es Drehbuch-technisch im kommenden Jahr auf die schwarze "Tatort"-Liste.
Wie war's?
5 von 10 Punkten - Gratulation zum 25. Fall, beim nächsten Mal darf es gern wieder etwas fokussierter zugehen.
Quelle: ntv.de