Der "Tatort" im Schnellcheck Frisch geduscht aus der Sommerpause
13.09.2025, 15:04 Uhr Artikel anhören
Lösen den Fall auf jeden Fall: Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid), Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Dr. Kaiser (Stefan Merki).
(Foto: BR/Hager Moss Film GmbH/Bernd Sc)
Mit einem Fall aus dem Frankenland startet der "Tatort" in den Krimi-Herbst. Felix Voss (Fabian Hinrichs) und sein Team ermitteln nach einem zufälligen Leichenfund. "Ich sehe dich" mäandert zwischen merkwürdig und mysteriös.
Was passiert?
Für Felix Voss (Fabian Hinrichs) beginnen die Ermittlungen in diesem Fall äußerst schmerzhaft. Beim morgendlichen Duschen verrenkt er sich die Schulter so arg, dass ihm aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfähigkeit ein Fahrer zur Seite gestellt wird. Zu tun gibt es einiges, denn in einem Wald bei Nürnberg wird ein Skelett gefunden. Die Untersuchungen sind bald erfolgreich. Bei der Leiche handelt es sich um einen vermissten Fahrradhändler. Zwei Jahre zuvor war Andreas Schönfeld (Benjamin Schaefer) spurlos verschwunden.

Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) und sein Fahrer, der Nikotin-Freund Fred (Sigi Zimmerschied).
(Foto: BR/Hager Moss Film GmbH/Bernd Sc)
Jenes Bild, das die Nachforschungen ergeben, scheint eindeutig: Der damals 37-Jährige war ein freundlicher Typ, hilfsbereit und beliebt bei den Nachbarn. Doch wie so oft, ist das nur ein Teil der Wahrheit. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung stoßen die Beamten auf einige Speicherkarten, darauf etliche Aufnahmen von Frauen, fotografiert aus sicherer Entfernung, Gesichter, Gesten, alltägliche Szenerien. War Schönfeld ein Stalker? Ist er womöglich einem Racheakt zum Opfer gefallen? Oder hat seine Mutter, Erika Schönfeld (Marion Reuter), etwas mit seinem Verschwinden zu tun?
Worum geht's wirklich?
Da lässt sich das Autorengespann Max Färberböck und Catharina Schuchmann zunächst nur zögerlich in die Karten schauen. Die Konstellation mag bekannt sein: Ein Cold Case, bei dem es in die Vergangenheit geht, Spurensuche im Rückwärtsgang, mühsame Ermittlungsarbeit für Puzzle-Fans. Doch das ist nur ein Teil der Geschichte, die sich spätestens in der zweiten Hälfte zu einer tragischen Love Story entwickelt.
Wegzapp-Moment?
Wie so oft beim "Tatort", gerade bei etwas linkisch angelegten Kommissaren wie es Felix Voss einer ist, dürfte auch "Ich sehe dich" in Teilen polarisieren. Zudem erscheint die Figur des stoischen Fred als zumindest diskutabel, der Grat zwischen skurril und albern ist zuweilen schmal. Ob das zum Wegzappen reicht? Wohl eher nicht, die dramaturgische Montage dieses elften Franken-Tatorts bietet ausreichend Stoff, um bis 21.45 Uhr dranzubleiben.
Wow-Faktor?
Wer sich auf die etwas surreale Stimmung einlässt, dürfte sich bestens unterhalten fühlen. Regisseur Färberböck, der geistige Vater des Franken-"Tatorts", weiß, wie man diffuse Stimmungen kreiert, die ihre Spannung oft aus dem Ungesagten beziehen. Besonders zu Herzen gehen die weiblichen Figuren - Mavie Hörbiger als blinde Lisa Blum, Marion Reuter in der Rolle der Mutter und Eli Wasserscheid als zuweilen verzweifelnde Ermittlerin Wanda Goldwasser. Und noch ein Wow gibt es: Der Synthie-lastige Soundtrack von Diego Noguera ist superb und sorgt für eine ausgesprochen einnehmende Atmosphäre.
Wie war's?
8 von 10 Punkten - ein verwinkelter Fall, kryptisch konstruiert und auf subtile Weise spannend.
Quelle: ntv.de