
Berg (Hans-Jochen Wagner) und Tobler (Eva Löbau) erleben ein Déjà-vu.
(Foto: SWR/Benoît Linder)
"Unten im Tal" bringt von Teenie-Schwangerschaften über Inzest bis zu streunenden Wölfen einen ganzen Themen-Bauchladen mit. Aber während minus mal minus üblicherweise plus ergibt, ist es im "Tatort" manchmal genau andersherum.
Was passiert?
Mehr als ein Jahrzehnt nach dem mysteriösen Verschwinden einer 15-Jährigen graben Bauarbeiter in einem verschlafenen Schwarzwald-Nest die Leiche der jungen Frau aus. Für die Freiburger Kommissare Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner) ist die Fahrt an den Tatort ein Déjà-vu: Bereits damals hatten die beiden die erfolglosen Ermittlungen geführt, heute müssen die gleichen Zeugen vor den gleichen Hintergründen befragt werden. Auch sonst hat sich in dem Dorf bis auf das Alter der Menschen kaum etwas verändert, sogar ein Mädchen gibt es, das der Toten verblüffend ähnlich sieht - es ist ihre Tochter.

Die mehr als ein Jahrzehnt zurückliegenden Ereignisse werden in vielen Rückblenden erzählt.
(Foto: SWR/Benoît Linder)
Tobler und Berg wollen den Fall mithilfe der neuen Informationen endlich aufklären, haben aber erstmal alle Hände voll damit zu tun, die verworrenen Familien- und Freundschaftsverhältnisse im Dorf aufzuklären. Der Hauptverdächtige von damals etwa, ein vorbestrafter Gewaltverbrecher, ist nicht nur wieder zurück aus dem Gefängnis und im Dorf, sondern hat auch immer noch einen erstaunlich guten Draht zu seinem Cousin, dem Vater der Toten. Der wiederum will nichts mit dem mutmaßlichen Vater seiner Enkelin zu tun haben. Es ist also eh schon kompliziert im Schwarzwald. Und dann kommt auch noch eine zweite Tote dazu.
Worum geht's wirklich?
An Bedeutungsebenen mangelt es "Unten im Tal" nicht, im Gegenteil, der Film hat einen ganzen Bauchladen dabei: Wie wäre es denn mit Teenager-Schwangerschaften und dem gesellschaftlichen Umgang damit? Oder doch lieber einem Zeugnis über die beklemmende Enge des Dorflebens? Hinter der hübschen Schwarzwald-Fassade lauern Horror und Inzest? Oder, weil eh schon auf dem Silbertablett mit streunendem Wolf serviert: Sind die schwarzen Schafe das Problem oder ist es am Ende die Herde selbst?
Wegzapp-Moment?
Die Gefahr besteht bei diesem Schwarzwald-"Tatort" eher im Wegpennen statt Wegzappen. Wer es trotzdem riskieren möchte, aber Angst um den Nachtschlaf hat, fährt mit einem praktischen Tipp, inspiriert von Albert Einstein höchstselbst, gut: Einfach die Fernbedienung in der Hand behalten und nicht zu weich sitzen. Beim Wechsel vom Leicht- in den Tiefschlaf entspannen die Handgelenke, das Scheppern der Fernbedienung ist der beste Wecker.
Wow-Faktor?
Der winterliche Schwarzwald ist schon herrlich anzusehen. Aber spannend, was es da für ein Mikroklima gibt: Gleich mehrere Szenen fangen in 20 Zentimeter tiefem Schnee an und enden ein Telefonat und ein paar Hundert Meter weiter in braunem Matsch.
Wie war's?
5,5 von 10 Punkten. "Unten im Tal" ist komplex angelegt und könnte ein spannender Krimi sein. Konjunktiv deshalb, weil sich der Fall wie ein alter Kaugummi in die Länge zieht: Gut, dass die Tätersuche bis zum Schluss offen bleibt. Schöner wäre aber, wenn auch die Reise dorthin spannend erzählt wäre.
Quelle: ntv.de