Findet nicht statt "Internet-Infarkt 2010"
23.11.2007, 11:26 UhrEin angeblich im Jahr 2010 drohender "Kollaps des Internet" findet wohl nicht statt: "Diese ganzen Berichte sind Blödsinn", erläutert n-tv Internet Experte Thomas Leidel. "Die beziehen sich auf eine US-Studie und selbst die Autoren dieser Studie betonen, dass ein Kollaps oder Infarkt oder irgendetwas derartiges selbst dann nicht bevorsteht, wenn die notwendigen Investitionen unterbleiben."
Dass die Medien auf solche Studien anspringen, sei allerdings "irgendwo nachvollziehbar. Die Datenmengen, die übers Internet übertragen werden, steigen in der Tat gewaltig an. Da ist von einer Verdopplung alle zwei Jahre die Rede." Und da könne man schon auf die Idee kommen, dass die Kapazitäten irgendwann knapp werden.
Aber: "Im Internet-Boom um die Jahrtausendwende wurden so viele Milliarden in die Infrastruktur gesteckt, dass die gut noch einige Jahre durchhalten wird. Keine Angst!"
Das US-Forschungsinstitut Nemertes hatte in einer umfangreichen Studie Kapazitäten, Nutzernachfrage und geplante Investitionen in die Internet-Infrastruktur ermittelt und daraus eine Prognose entwickelt. Der zu Folge sollten die Betreiber der Datenautobahn ihre Investitionen insbesondere in backbones, als gewissermaßen die "Fernstraßen", in den nächsten Jahren deutlich erhöhen - idealer weise sogar auf bis zu 100 Milliarden US-Dollar verdoppeln.
Innovationen "gedrosselt"
Andernfalls drohe aber keineswegs ein "Kollaps. Es bestehe allerdings die Gefahr, dass neue Anwendungen nur noch mit "gedrosseltem Tempo" auf den Markt kämen.
Durch die Milliardeninvestitionen im Zuge der so genannten "Internet-Blase" zur vergangenen Jahrtausendwende waren gewaltige Überkapazitäten beim Datentransport geschaffen worden. Dadurch wurden datenintensive Anwendungen wie der Video-Hosting, Internet-Telefonie oder Fernsehen über das Internet (IPTV) überhaupt erst möglich und zur Marktreife entwickelt.
Die – im Übrigen offenbar indirekt von Ausrüstern und Telekommunikationskonzernen in Auftrag gegebene – Studie kommt zu dem Ergebnis, die Dynamik bei den Neuentwicklungen könne darunter leiden, wenn nicht weiter große Überkapazitäten zur Verfügung stünden.
Hintergrund ist ein seit Jahren schwelender Streit um die so genannte "Netz-Neutralität". Provider, Telefonkonzerne und Medienunternehmen möchten, dass Bezahlinhalte künftig bevorzugt im Internet übertragen werden sollen. Bislang werden alle Daten gleichrangig behandelt.
Quelle: ntv.de