Technik

Google gar nicht "unorthodox" Jgog.net ist online

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem

Seit einer Woche gibt es im weltweiten Netz eine rein jüdische Suchmaschine. Sie ist vorläufig nur auf Hebräisch und wurde von einem frommen israelischen Computerfachmann namens Jossi Mor-Josef ins Leben gerufen. Zu finden ist sie unter www.jgog.net wobei das „J“ für jüdisch steht und das „O“ als Davidstern gestylt ist.

„Eine Schwarzliste zu schaffen, um Porno und andere unerwünschte Webseiten auszuschalten oder unzugänglich zu machen, funktioniert nicht, wegen der Dimensionen des Internet. Deswegen arbeiten wir mit einer Weißliste.“ Mor-Josef erzählte im israelischen Fernsehen, dass insgesamt 7.00 Webseiten ausgefiltert worden seien. Nur die erreicht man bei der Eingabe von Suchwörtern.

Beim Anklicken der „Regeln“ wurden nur zwei Bedingungen genannt, um in die jüdische Suchmaschine aufgenommen zu werden. Auf den Seiten einer Homepage dürfen keine „unzüchtigen“ Inhalte zu finden sein. Unerwünscht sind auch Inhalte, die dem „Geist der jüdischen Orthodoxie widersprechen“.

Mor Josef sagte, dass die Suchmaschine noch nicht den Segen der Rabbiner erhalten habe.

Wer glaubt, eine Homepage ins Netz gehoben zu haben, die den Kriterien von Jgog entspricht, muss sich namentlich anmelden und den Link schicken. Erst nachdem sie überprüft worden ist, werde sie frei geschaltet. Zudem: „Das Team von Jgog behält sich vor, eingereichte oder vorgeschlagene Seiten nicht anzunehmen, ohne Nennung von Gründen.“ Im Kleingedruckten unter dem Google-ähnlichen Kopf werden die Benutzer aufgefordert, sich zu melden, falls sie trotz aller Bemühungen dennoch unerwünschte oder unzüchtige Inhalte auf den Webseiten von Jgog entdecken.

Wegen der scharfen Zensur findet man bei Jgog sogar bei typisch jüdischen Schlagwörtern nur einen Bruchteil dessen, was etwa Google bietet. Ein paar Testläufe zeigen, dass vor Allem Homepages aus der jüdischen Welt frei geschaltet sind. Aber auch die israelische Regierung ist vertreten. Offenbar hat sie nichts „Unerwünschtes“ und auch nichts „Unzüchtiges“ zu bieten. Erstaunlicherweise gibt es 214 Treffer für „Katzav“, dem wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung verdächtigten ehemaligen Staatspräsidenten.

Nachdem israelische Computertechniker dank ihrer guten Ideen zu Multimillionären geworden sind, etwa mit Programmen wie Vocaltech oder ICQ, könnte vielleicht auch das scharf zensierte jüdische Google Schule machen in Ländern, wo ebenfalls „unerwünschte und unzüchtige“ Inhalte herausgefiltert werden, wie in China, Saudi Arabien oder Syrien.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen