Busunfälle sind Normalität Ägypten befindet sich im "Straßenkrieg"
22.03.2015, 12:34 UhrEin Bus stürzt in einen Nilkanal, zwölf Menschen können nur tot aus dem Schlammwasser geborgen werden. So dramatisch der Unfall klingt - in Ägypten gehören Unglücke dieser Art zum traurigen Alltag.
An einem Kran wird ein gelber Autobus aus einem Nilkanal im Westen Kairos gehoben, schlammiges Wasser fließt aus dem platt gedrückten Fahrzeug. Aufnahmen zeigen einen im Kanal treibenden Toten, Taucher suchen im Brackwasser nach weiteren Opfern. Am Uferrand stehen Hunderte Schaulustige.
Zwölf Menschen starben am Samstag bei dem Busunfall in der ägyptischen Hauptstadt, 15 wurden verletzt. Weitere 15 Passagiere hätten unbeschadet überlebt. Sicherheitsbeamte waren ursprünglich von mehr als 30 Toten ausgegangen. Nach offiziellen Angaben war der Bus auf der Stadtautobahn Kairos unterwegs, diese Trasse umschließt die ganze Metropole.
Der Fahrer habe einem Verkehrsunfall mit mehreren anderen Fahrzeugen ausweichen wollen. Bei dem Manöver sei ein Vorderreifen geplatzt, der Bus stürzte von der Trasse in den Bewässerungskanal.
Vier Personen auf einem Motorrad
In Ägypten gehören solche Unfälle zum Alltag. Die Tageszeitung "Al-Tahrir" listete unter der Überschrift "Straßen des Todes" drei weitere Busunglücke in Kairo auf - alle mit mindestens zehn Toten, alle innerhalb der vergangenen beiden Monate. Insgesamt sterben in Ägypten mit seinen knapp 90 Millionen Einwohnern jährlich mehr als 15.500 Menschen bei Verkehrsunfällen, weitere 50.000 werden verletzt. Auf Deutschlands Straßen verunglückten im vergangenen Jahr 3368 Menschen tödlich.
Der Verkehr in Ägypten ist ein Nervenspiel: Auf ein Motorrad passen mit dem Fahrer noch die Frau und zwei Kleinkinder, in einen Bus drängen sich mehr Gäste als erlaubt. Kaum einer ist angeschnallt, viele Berufsfahrer nehmen Medikamente, um über den Arbeitstag hinweg fit zu bleiben. "Das ist leider normal", sagt ein Kairoer am Sonntag mit Blick auf einen Zeitungsartikel über das Unglück. "Andere Länder haben Bürgerkriege, wir haben unseren Straßenkrieg."
Quelle: ntv.de, Marc Röhlig, dpa