Panorama

Täter wegen Sexualdelikts vorgeladen Amokläufer tötete auch Putzfrau

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Der Amokläufer von Lüttich sollte wegen eines mutmaßlichen Sittenvergehens bei der Polizei vorsprechen, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Stattdessen ermordete der 33-Jährige erst die Putzfrau seiner Nachbarin und attackierte dann Passanten in der Innenstadt. Dabei brachte er drei Menschen ums Leben, eine zunächst für tot erklärte Frau hat überlebt.

Der Amokläufer von Lüttich hat vier Menschen getötet und sich selbst das Leben genommen. Das stellte die Staatsanwaltschaft klar. Am Tag des Blutbads war zunächst von sechs Toten die Rede gewesen.

Ein Kamermann positioniert sich vor dem Eingang zum Haus des Täters.

Ein Kamermann positioniert sich vor dem Eingang zum Haus des Täters.

(Foto: AP)

Nach ersten Erkenntnissen begann der Amoklauf bereits am Dienstagmorgen: Der Täter Nordine Amrani hat laut Staatsanwältin Danièle Reynders zuerst die 45 Jahre alte Putzfrau des Nachbarn in seinem Schuppen mit Kopfschuss getötet. Medienberichte, laut denen er die Frau zuvor vergewaltigt hatte, kommentierte die Staatsanwaltschaft nicht.

Danach habe er drei Granaten auf eine Bushaltestelle in der Innenstadt geworfen. Dort starben ein Kleinkind von 17 Monaten sowie zwei Jugendliche von 15 und 17 Jahren. Kurz danach richtete sich Amrani selbst mit einem Revolver. Eine 75-jährige Frau, die zunächst für tot erklärt worden war, habe überlebt, sagte die Staatsanwältin.

Täter sollte verhört werden

Der Täter hatte inmitten des vorweihnachtlichen Einkaufstrubels die Menge auf dem zentralen Saint-Albert-Platz angegriffen. Nach neuesten Zahlen sind 125 Menschen verletzt, von denen ein Viertel von Psychologen betreut werde. Fünf Menschen befänden sich noch in einem kritischen Zustand. Unter ihnen sind die 75-Jährige, die am Vortag für tot erklärt worden war und ein 20-Jähriger, der am Kopf operiert worden sei.

Der Alltag geht weiter in Lüttich.

Der Alltag geht weiter in Lüttich.

(Foto: dpa)

Am Tag seiner Tat war Amrani wegen eines mutmaßlichen Sittlichkeitsverbrechens zu einem Polizeiverhör geladen gewesen. Im November seien erstmals seit seiner Freilassung aus dem Gefängnis im Oktober 2010 Vorwürfe gegen den 33-jährigen bekannt geworden, sagte Staatsanwältin Reynders.

Amrani war wegen Drogen- und Waffenbesitzes sowie wegen Sittlichkeitsvergehen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Nach drei Jahren im Gefängnis wurde er im Oktober 2010 unter der Auflage einer Bewährung von acht Monaten freigelassen.

Lüttich trauert

Eine junge Frau legt an der Bushaltestelle am Saint-Albert-Platz Blumen nieder.

Eine junge Frau legt an der Bushaltestelle am Saint-Albert-Platz Blumen nieder.

(Foto: dpa)

Lütticher Bürger gedachten am Tag nach dem Anschlag der Opfer. Sie legten an der Bushaltestelle Blumen nieder. "Lasst uns Lüttich als Stadt des Friedens leben", war auf einem Zettel zu lesen. Der belgische Premierminister Elio Di Rupo besuchte ebenso wie König Albert II. den Tatort. "Das ganze Land teilt Ihren Schmerz", sagte Di Rupo an die Adresse der Familien der Opfer. Der Lütticher Bürgermeister Willy Demeyer sprach von einer "Einzeltat, die tiefe Betroffenheit im Herzen der Stadt gesät hat". Vor dem Fußball-Europa-League-Spiel des RSC Anderlecht gegen Lokomotive Moskau soll mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht werden.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte: "Wir trauern mit Belgien um die Opfer dieses Verbrechens. Den Angehörigen und Freunden gilt unser Mitgefühl, und den Verletzten wünschen wir baldige Genesung." Führende EU-Politiker bekundeten ebenfalls ihr Beileid.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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