Prozess um getötete Joggerin Anklage spricht von heimtückischem Mord
22.11.2017, 07:19 Uhr
Die Leiche von Carolin G. wurde fünf Tage nach ihrem Verschwinden gefunden.
(Foto: picture alliance / Patrick Seege)
Im November 2016 wird eine junge Joggerin vergewaltigt und erschlagen. Ein Jahr später steht der mutmaßliche Täter vor Gericht: Ein Fernfahrer, der offenbar schon einmal mordete.
Zunächst scheint es nur, als habe Carolin G. ihre Joggingrunde ein wenig ausgedehnt. Doch als sie nach einer Stunde an einem Sonntag im November 2016 nicht wieder da ist, schlägt ihre Familie Alarm. Fünf Tage später wird die Leiche der jungen Frau in den Weinbergen zwischen Endingen und dem Nachbarort Bahlingen gefunden. Schnell ist klar, die 27-Jährige wurde Opfer eines Sexualverbrechens. Monatelang arbeiten die Ermittler an dem Fall, ohne einen Durchbruch melden zu können.
Der Leiter der Kriminalpolizei, Peter Egetemaier, spricht später von einem Langstreckenlauf der Beamten. Sie finden unter anderem DNA-Spuren, die zu einem Fall in Österreich führen. Dort wurde im Januar 2014 die französische Austausch-Studentin Lucile K. aus Lyon vergewaltigt und umgebracht. In beiden Fällen wurden die Opfer laut Polizei sexuell missbraucht und vermutlich mit einer Eisenstange erschlagen. Beide Taten ereigneten sich an einem Sonntag. Die Befürchtung, es mit einem Wiederholungstäter zu tun zu haben, bewahrheitet sich.
Die Ermittler der Soko "Erle" gehen von einer Eisenstange als Tatwerkzeug aus, wie sie in LKW verwendet wird. Könnte ein Lastwagenfahrer der Täter sein? Maut- und Handydaten werden abgeglichen, DNA-Proben genommen und mit dem Tatortmaterial verglichen. Anfang Juni 2017, sieben Monate nach dem Mord an Carolin G., wird der mutmaßliche Täter in beiden Fällen schließlich festgenommen. Es ist Catalin C., ein rumänischer Fernfahrer, der für eine Spedition in Endingen arbeitete.
Weiteres Verfahren in Österreich
Dort erlebten ihn die Kollegen als angenehm und sympathisch. Der Vater dreier Kinder zeigte sich auf seinem Facebook-Profil als liebevoller Familienmensch. Nach seiner Festnahme berichteten rumänische Zeitungen jedoch von einer gescheiterten Ehe und hohen Schulden. Außerdem wurde C. mit ungeklärten Frauenmorden in seiner Heimat in Verbindung gebracht. Dafür gibt es jedoch keine Beweise. Von der Polizei hieß es lediglich, dass C.s DNA-Profil mit Datensätzen in ganz Europa abgeglichen werde.
In Freiburg lautet die Anklage gegen den 40-Jährigen auf Mord und besonders schwere Vergewaltigung. Die Staatsanwaltschaft sieht drei Mordmerkmale als gegeben an: Der Mann habe die Tat an Carolin G. heimtückisch, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs und zur Verdeckung einer Straftat begangen. In dem Prozess treten nach Gerichtsangaben die Eltern und der Ehemann der jungen Frau als Nebenkläger auf. Aussagen sollen auch österreichische Ermittler. Für die Tat in Österreich wird es in Innsbruck jedoch ein eigenes Strafverfahren geben. C. selbst hat die Vorwürfe bestritten und schweigt seitdem.
Nachdem der LKW-Fahrer in der Untersuchungshaft von Mitgefangenen attackiert worden war und offenbar weitere Drohungen laut geworden waren, gelten für den Prozess erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Ein Urteil soll möglicherweise schon Ende Dezember gesprochen werden.
Quelle: ntv.de