Panorama

Verbrechen in Sachsen aufgeklärt Anneli kannte ihren Mörder vom Sehen

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Der Fall Anneli ist aufgeklärt. Die 17-Jährige wurde Opfer eines Verbrechens aus Habgier. Zwei dringend Tatverdächtige werden verhaftet. Mindestens einer der beiden war dem Mädchen bekannt. Die Polizei spricht deshalb von einem Verdeckungsmord.

Die entführte Anneli aus Sachsen ist Opfer eines Gewaltverbrechens geworden: Bei einer am Montag nahe Meißen gefundenen Frauenleiche handelt es sich "mit hoher Wahrscheinlichkeit" um die sterblichen Überreste der 17-Jährigen, wie die Ermittler in Dresden mitteilten. Demnach wurden am Montag in Bayern und Dresden zwei Männer nach einem DNA-Treffer festgenommen, die Anneli am Donnerstagabend entführt haben sollen.

Bei der Fahndung nach dem Mädchen hatte die Polizei einen leerstehenden Vierseithof in einem kleinen Ortsteil in der Gemeinde Klipphausen durchsucht.

Bei der Fahndung nach dem Mädchen hatte die Polizei einen leerstehenden Vierseithof in einem kleinen Ortsteil in der Gemeinde Klipphausen durchsucht.

(Foto: imago/Robert Michael)

Gegen die Tatverdächtigen im Alter von 39 und 61 Jahren wurde bereits Haftbefehl erlassen, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Erich Wenzlick vor Journalisten in Dresden sagte. Seinen Angaben zufolge stehen sie in dringendem Verdacht, Anneli gemeinschaftlich ermordet zu haben. Die Staatsanwaltschaft legt ihnen außerdem gemeinschaftlichen erpresserischen Menschenraub mit Todesfolge zur Last. Sie sollen von der Familie Annelis 1,2 Millionen Euro Lösegeld gefordert haben.

Kein Sexualverbrechen

Nach ersten Erkenntnissen wurde die 17-Jährige am Freitag getötet. Hinweise auf ein Sexualverbrechen lagen nicht vor. Laut Wenzlick gehen die Ermittler vielmehr von einem sogenannten Verdeckungsmord aus: Die mutmaßlichen Täter hatten sich bei der Entführung offenbar nicht durch Maskierung unkenntlich gemacht, die junge Frau hätte sie also später wiedererkennen können. Zudem gibt es Hinweise, dass Täter und Opfer sich vom Sehen her kannten.

Der 39-Jährige wohnte bis vor kurzem auf dem Dreiseitenhof in Lampertsdorf in der Gemeinde Klipphausen. Auch Annelis Familie lebt in der Nähe. Ihr Vater ist ein angesehener Unternehmer. Man traf sich hin und wieder mit den Hunden. Nach dem Wegzug des 39-Jährigen tauchte dessen Dresdner Bekannter regelmäßig auf dem leerstehenden Hof auf.

Schreie als letztes Lebenszeichen

Die 17-jährige Unternehmertochter war am Donnerstagabend nicht von einem Spaziergang mit ihrem Hund zum Haus ihrer Familie zurückgekehrt. Den Ermittlern zufolge begegnete sie auf ihrem Fahrrad gegen 19.30 Uhr den mutmaßlichen Tätern, die sie auf einem Weg überwältigten und in ihr graues Auto zwangen. Eine knappe halbe Stunde später übermittelten die Tatverdächtigen demnach telefonisch die Lösegeldforderung dem Vater der jungen Frau.

Bei dem Telefonat seien im Hintergrund "Schreie zu hören" gewesen, sagte der Dresdner Polizeipräsident Dieter Kroll. Dabei habe es sich vermutlich um die "letzten Lebenszeichen" Annelis gehandelt. Am späten Freitagvormittag gab es demnach einen weiteren Telefonkontakt zwischen dem Vater und einem der mutmaßlichen Täter. Dabei sei es um die mögliche Lösegeldzahlung gegangen, sagte Kroll - und in diesem Zusammenhang um Online-Banking, "eine Sache der Unmöglichkeit". "Es konnte also deshalb auch keine Zahlung erfolgen."

DNA führte zur Spur des Täters

Ein Lebenszeichen von Anneli habe der mutmaßliche Täter bei diesem letzten Telefonkontakt "strikt verweigert", fügte Kroll hinzu. Auf die Spur der beiden Verdächtigen kamen die Ermittler demnach, als das Landeskriminalamt am Sonntag einen DNA-Treffer meldete: Am Fahrrad der 17-Jährigen war DNA-Material gesichert worden. Dessen Abgleich führte zu dem vorbestraften 39-Jährigen. Durch Ortung von dessen Handy wurde der Aufenthaltsort des Mannes in Bayern ermittelt, wo er am Montagmorgen festgenommen wurde.

Ebenfalls am Montagmorgen wurde der 61-jährige zweite Tatverdächtige in Dresden festgenommen. Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler soll es sich bei dem später geständigen Mann um einen Bekannten des 39-Jährigen gehandelt haben. Im Polizeiverhör machte er demnach am Montagnachmittag Angaben zu der Tat. Wenig später fand die Polizei die Leiche von Anneli auf einem unbewohnten Hof bei Klipphausen südlich von Meißen. Mehr als 1200 Beamte waren an der Suche nach dem Mädchen beteiligt.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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