Bis zu minus 20 Grad Arktikluft bricht über Deutschland herein
22.02.2018, 14:36 Uhr
Kalter Ostwind sorgt für Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes.
(Foto: picture alliance / Felix Hörhage)
In den kommenden Tagen wird noch einmal so richtig Winter. Durch den höheren Sonnenstand verlängern sich zwar die Tage, doch zugleich wird es bitterkalt. Und n-tv.de Meteorologe Björn Alexander warnt: Das muss keine Episode sein.
n-tv.de: Meteorologisch gesehen nähert sich der Winter seinem Ende. Denn mit dem März beginnt für die Meteorologen ja der Frühling. In diesem Jahr will sich das Wetter aber wohl eher nicht daran halten. Wie sehen die Berechnungen der Wettercomputer aus?
Björn Alexander: Das Gros unserer Wettermodelle berechnet für die nächste Woche einen sogenannten Arctic Outbreak. Also einen Ausbruch von Arktikluft, der uns sehr wahrscheinlich voll treffen und Dauerfrost mit eisigen Nächten und einen bitterkalten Ostwind bringen wird. In 1,5 Kilometern Höhe hat diese Luft eine Temperatur von minus 15 bis minus 20 Grad. Das ist ein Szenario, das wirklich extrem selten ist. Kurzum: das absolute Gegenteil von Frühling.
Wie selten und warum 1,5 Kilometer Höhe?
Weil die Temperatur in der Höhe uns erlaubt, die Luftmasse beziehungsweise ihre Herkunft zu charakterisieren. Und eine derartige Luftmasse findet sich schon sehr selten in unseren Breiten wieder. Beispielsweise im März 2013 oder im Februar 2012. Sollte sich die Luft tatsächlich am unteren Ende der Berechnungen bewegen, also um oder unter minus 20 Grad, dann müssten wir sogar bis in die Mitte der 1980er zurückblicken.
Über welche Temperaturen sprechen wir dann nächste Woche?
Erst einmal vorab: Wir haben insofern Glück, dass wir bereits Ende Februar, Anfang März haben. Damit ist der Sonnenstand nicht mehr so niedrig und die Nächte sind nicht mehr so lang wie im Dezember oder Januar. Das mildert die Auswirkungen zumindest etwas ab. Nichtsdestotrotz: die nächste Woche bringt uns tagsüber Dauerfrost mit absolutem Bibbergefühl bei Tageshöchstwerten zwischen minus 10 und 0 Grad. Nachts werden es unter Aufklarungen oft zwischen minus 5 und minus 15 Grad. Über Schnee werden es auch um die minus 20 Grad.
Sind das dann Rekordwerte?
Zumindest sind wir in den Regionen, wo Schnee liegt, im Bereich der Minimumrekorde. Aber zweistellige Minusgrade auch ohne Schnee sind ebenfalls ein eher seltenes Ereignis.
Und der Dauerfrost am Tag? Ist auch der ein Rekord?
Der lässt sich so leider nicht in irgendwelche Rekordstatistiken packen. Denn es fließen nur der niedrigste und der höchste Tageswert ein. Und da kann man dann zumindest auch sehen, dass das erste Märzdrittel uns in der Vergangenheit schon mal Höchstwerte von 15 bis etwas über 20 Grad gebracht hat.
Der März kann also auch anders sein. Wie lange wird er brauchen, um uns den Frühling zu bringen?
Das ist derzeit kaum vorherzusagen. Denn da gehen die Meinungen der verschiedenen Wettercomputer doch arg auseinander. Es gibt allerdings einige Ansätze, die zeigen, dass uns das Thema Winter auch im März noch lange begleiten könnte. Gestützt wird das weiterhin von den experimentellen Langfristprognosen des US-amerikanischen Wetterdienstes, der den März 2018 zu kalt berechnet. Den letzten Märzwinter gab es hierzulande übrigens im Jahr 2013 mit gut 3 Grad unterm langjährigen Mittel.
Was können wir tun, um uns vorzubereiten?
Frostschutz beim Auto nachlegen, außenliegende Wasserleitungen entleeren, empfindliche Pflanzen abdecken oder drinnen holen und sich um die eigene Haut kümmern. Denn die gefühlten Temperaturen sind wirklich sehr eisig und die Luft ist außerdem extrem trocken. Also nochmal den Vorrat von Wind-, Wetter- und Handcremes auffüllen und dann auch benutzen.
Zum Wochenende: Wie sieht es aus?
Nach Auflösung von Dunst- oder Nebelfeldern wird es in Sachen Sonnenschein eine wirklich tolle Sache. Denn verbreitet wird es nur locker bewölkt oder sogar richtig schön. Und windgeschützt kann man die Sonne sicherlich auch ein wenig genießen. Zumindest am Samstag, wenn wir im Westen immerhin nochmals Spitzenwerte bis zu 7 Grad bekommen. Derweil klopft im Nordosten schon mal der Dauerfrost mit um die 0 Grad an. Und auch im Bergland sowie im zäheren Nebel im Süden bleibt es mit minus 2 bis 0 Grad meistens frostig.
Wie eisig wird der Wind?
Die gefühlten Temperaturen bringen es aufgrund des kalten Ostwindes zur Mittagszeit nur an Rhein und Ruhr auf Werte oberhalb des Gefrierpunktes. Meistens bewegen sich die Windchill-Temperaturen zur besten Samstagmittag-Einkaufszeit zwischen minus 8 und minus 2 Grad. Auf den Bergen auch unter minus 10 Grad.
Oh je. Und am Sonntag?
Kommt die Dauerfrostluft aus Osten weiter voran und der Wind wird nochmals schneidender. Die gemessenen Werte erreichen zwischen minus 7 Grad an den Alpen und plus 2 Grad am Niederrhein. Gefühlt ist das aber eine ganz andere Nummer: Von der Mitte südwärts fühlt sich das vielfach wie minus 10 bis minus 20 Grad an. Die Berge auch unter minus 20 Grad. Über der Nordhälfte sind es zur Mittagszeit minus 4 bis minus 10 Grad. Dabei schieben sich von der Ostsee ein paar Schneeschauer landeinwärts. Ansonsten bleibt es trocken und oft schön.
Wie wird es am Montag?
Nochmals kälter mit Tageshöchstwerten zwischen minus 10 und 0 Grad und einem extrem kalten Ostwind. Das Warten am Montag in der Früh an Bus und Bahn ist dann definitiv kein Spaß mehr bei gefühlten minus 10 bis minus 20 Grad. Wettertechnisch breiten sich dabei die Schneeschauer von der Ostsee weiter landeinwärts aus - vielleicht bis in die Bereiche südlich von Hamburg und der Lüneburger Heide. Auch in den Alpen sind Schneeschauer drin. Im großen Rest startet die neue Woche freundlich und nach wie vor trocken.
Und am Dienstag und Mittwoch?
Sonne, Wolken und einzelne Schneeschauer bei meistens dauerfrostigen Temperaturen, die uns dann auch zum Märzbeginn begleiten werden.
Quelle: ntv.de