Niederländischer Prinz Johan Friso Arzt: Reanimation war richtig
28.02.2012, 13:10 Uhr
Feuerwehrmänner üben die Reanimation.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Fall des unter einer Lawine begrabenen und anschließend recht lange wiederbelebten niederländischen Prinzen Johan Friso bahnt sich ein Expertenstreit an. Waren die 50 Minuten Reanimation vernünftig? Der Münchener Herzspezialist Lange meint: Ja.
Der Münchner Herzspezialist Rüdiger Lange hat die lange Reanimation des niederländischen Prinzen Johan Friso nach seinem Lawinenunfall verteidigt. "Ich habe in den Medien verfolgt, dass diskutiert wird, ob es falsch war, den Prinzen wiederzubeleben", sagte der Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Deutschen Herzzentrums München. Presseberichten zufolge hatte es 50 Minuten gedauert, bis das Herz des Prinzen wieder schlug.
Lange hält diese Diskussion für unsinnig. "Besonders bei einem so jungen Menschen wird man immer alles probieren, gerade weil die Ausgänge so variabel sind. Man würde natürlich immer versuchen, ihn wiederzubeleben", betonte der Professor.

Rüdiger Lange, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Deutschen Herzzentrums München.
(Foto: dpa)
Prinz Friso lag etwa 20 Minuten lang unter einer 40 Zentimeter dicken Schneeschicht. Wenn ein Mensch von einer Lawine verschüttet wird, übt der Schnee Druck auf seinen Brustkorb aus oder es kommt zu einer Verengung der Atemwege. Das führt zu Atemnot und Sauerstoffmangel. "Aber da gibt es tausende Varianten bei Lawinenopfern. Manche haben Schneelöcher zum Atmen, die haben dann natürlich wesentlich bessere Chancen", sagte Lange.
Schon in der Phase der Atemnot sinke der Sauerstoffgehalt im Blut akut ab und das Gehirn könne Schaden nehmen. Das Herz schlage dann noch weiter, bleibe nach drei bis fünf Minuten aber stehen. "Dann kommt zum Sauerstoffmangel auch noch der Kreislaufstillstand", so Lange.
"Hinterher viel leistbar"
Die Unterkühlung des Körpers im Schnee sei für Lawinenopfer sogar vorteilhaft. Die kalten Temperaturen verlängern die Zeit, in der Organe ohne Durchblutung und ohne Sauerstoff überleben können. Dieses Phänomen macht sich die Medizin auch im Krankenhausalltag zunutze. "Wir nutzen die Kühlung jeden Tag, zum Beispiel bei Operationen", erklärte der Mediziner.
"Es gibt die Möglichkeit, den Patient noch weiter in einem gekühlten Zustand zu halten, um den Stoffwechsel noch nicht sofort wieder anzukurbeln und dem Gehirn noch Erholung zu gewähren", sagte der Herzspezialist. So sei es auch im Fall des niederländischen Prinzen gemacht worden.
Wenn das Gehirn des Patienten geschädigt worden ist, könne die Medizin oft hinterher viel leisten, wenn Funktionen wie Laufen und Sprechen neu erlernt werden müssen. "Aber dafür muss der Patient ein gewisses Reha-Potenzial haben", erklärt Lange. "Viele Patienten erleben die Rehabilitation ja auch gar nicht."
Quelle: ntv.de, dpa