Nach Zugunglück in China Bahn steht stark in der Kritik
25.07.2011, 14:31 Uhr
Zugunglück bei Wenzhou: Mehrere Waggons stürzen nach dem Zusammenprall von der Brücke.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Nach dem schweren Zugunglück mit mindestens 38 Toten steht in China die Bahn am Pranger. Selbst regimetreue Zeitungen kritisieren die fehlende Sicherheit. Dennoch spricht das Eisenbahnministerium den Schnellgeschwindigkeits-Zügen das Vertrauen aus.
Nach dem schweren Zugunglück in China ist in der Volksrepublik eine Diskussion über die Sicherheit bei der Bahn entbrannt. Selbst die "Volkszeitung", die als Sprachrohr der kommunistischen Partei gilt, schrieb, das Unglück hätte möglicherweise verhindert werden können. Dafür hätte aber der jüngsten Pannenserie bei der Bahn "ausreichend Beachtung" geschenkt werden müssen. Die Staatszeitung "Global Times" forderte, die gesamte Bahnindustrie müsse aus dieser "blutigen Lektion" Konsequenzen ziehen und das Unglück als "Ausgangspunkt für sicherere Standards bei der Bahn" sehen.
Auf der Twitter-ähnlichen Kurznachrichtenplattform Weibo warfen Nutzer den Behörden vor, Beweise zur Unglücksursache zu vernichten. Trotz der heftigen Diskussionen äußerte das Eisenbahnministerium erneut sein Vertrauen in die schnellen Züge.
Unterschiedliche Angaben über Tote
In einem Gewitter war ein Hochgeschwindigkeitszug auf einen anderen Zug aufgeprallt, der nach einem Stromausfall auf einer Brücke liegengeblieben war. Bei dem Zusammenstoß nahe der ostchinesischen Stadt Wenzhou waren nach Darstellung der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua 43 Menschen ums Leben gekommen. Behörden in der Stadt Wenzhou sprachen aber von 38 Toten. Diese Zahl sei allerdings noch nicht endgültig, hieß es.
Angehörige der Opfer kritisierten auch die Arbeit der Rettungskräfte. Der Großonkel eines bei dem Unglück gestorbenen zwölfjährigen Mädchens sagte, der Leichnam des Kindes sei erst nach 24 Stunden aus dem Wrack geborgen worden. "Die Helfer waren einfach nicht schnell genug", sagte Chen Hongdang, der den Vater des Mädchens zur Leichenhalle begleitete. "Wenn sie schon Sonntagmorgen rausgeholt worden wäre, hätte sie eine Überlebenschance gehabt."
Drei ranghohe Vertreter entlassen
Es war das schwerste Unglück in der Geschichte des Hochgeschwindigkeitsnetzes in China. Drei ranghohe Vertreter der Verkehrsbehörden wurden entlassen. Die Regierung ordnete zudem eine landesweite Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen im Schienenverkehr an.
Das Unglück ist ein schwerer Rückschlag für die ehrgeizigen Pläne, das Hochgeschwindigkeitsnetz in China bis 2015 zu verdoppeln. Es ist mit 8000 Kilometern heute schon das größte der Welt.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa