Zug mit Chemikalien entgleist Bergung verzögert sich
21.05.2011, 19:14 UhrEine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen der Bahn ist lahmgelegt. Grund ist ein mit giftigen Chemikalien beladener Güterzug, der entgleist. Spezialkräne versuchen, an der Unfallstelle aufzuräumen. Zuvor müssen jedoch die Chemikalien aus den Waggons umgefüllt werden. Es sei mit längeren Arbeiten zu rechnen, heißt es.
Die Bergungsarbeiten nach dem Unfall eines Güterzugs mit Chemikalien in Südbaden verzögern sich. Die Rheintalbahn zwischen Freiburg und Basel bleibt daher bis auf weiteres gesperrt. Tausende Reisende mussten Zugausfälle und erhebliche Verspätungen in Kauf nehmen.
Zunächst müssten die chemischen Stoffe aus den umgestürzten Waggons gebracht und in andere Wagen umgefüllt werden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Müllheim. Dies werde voraussichtlich einen Tag dauern. Erst danach könne mit der Bergung der entgleisten Güterzugwaggons begonnen werden. Da es an den Gleisen und der Oberleitung große Schäden geben, sei mit aufwendigen und längeren Arbeiten zu rechnen. Spezialkräne der Bahn könnten erst zum Einsatz kommen, wenn die Chemikalien abtransportiert sind.
Evakuierungsradius von 500 Metern

Der Bahnhof wurde unmittelbar nach dem Unfall abgesperrt.
(Foto: dpa)
Im Bahnhof von Müllheim war am Freitagmittag ein aus 25 Waggons bestehender Güterzug verunglückt. Acht Waggons hatten sich vom Zug gelöst und waren entgleist. Die Einsatzleitung der Feuerwehr betonte, dass von den ausgelaufenen Stoffen im Bahnhof keine Gefahr ausgehe. Geladen hatte der Zug keine giftigen, aber bei hoher Temperatur entzündliche Chemikalien. Zum Schutz der Bevölkerung hatte die Polizei einen Evakuierungsradius von 500 Metern eingerichtet.
Als die Feuerwehr die Waggons auspumpte, seien eine alkoholische Flüssigkeit (Monoethylenglykol) und Kunststoff-Pulver aus den Behältern getreten, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Zu einer Explosion oder einem Brand kam es nicht. Der Lokführer erlitt einen Schock und kam ins Krankenhaus. Er konnte bisher nicht vernommen werden, sagte ein Sprecher der für den Bahnverkehr zuständigen Bundespolizei.
"Komplexe und zeitintensive Ursachenforschung"
Ein Sprecher der Bahn sagte, die stark befahrene Schienenstrecke bleibe bis mindestens Samstagabend gesperrt. Fernzüge werden von Norden kommend in Freiburg gestoppt, von Süden kommend in Basel. Bahnreisende müssen zunächst auf Regionalzüge und dann auf Busse umsteigen. Es komme zu erheblichen Behinderungen.
Wann die Bahnstrecke wieder freigegeben wird, ist noch unklar. Nicht ausgeschlossen wurde, dass die Bergungsarbeiten auch am Sonntag noch andauern. Drei der acht entgleisten Waggons lagen noch quer über den Schienen und blockierten damit die Strecke, die eine der meistbefahrenen Nord-Süd-Verbindungen der Bahn und eine der bedeutendsten Güterbahnstrecken Europas ist.
Ein Sprecher der Bundespolizei sagte in Müllheim, die Ermittlungen zur Unglücksursache liefen auf Hochtouren. Mit konkreten Ergebnissen rechne man erst in den nächsten Wochen. "Es ist eine sehr komplexe und zeitintensive Ursachenforschung", sagte Polizei-Einsatzleiter Kai Welzel. Eingebunden seien auch Experten der Eisenbahn-Unfallforschung und des Landeskriminalamts Baden-Württemberg.
Quelle: ntv.de, dpa