Nach "Sandy" jetzt "Nemo" Blizzardwarnung ängstigt USA
08.02.2013, 17:48 Uhr
Mit Sorge nehmen die Menschen im Nordosten der USA die Unwetterwarnung auf.
(Foto: dpa)
In den USA wird einer der stärksten Winterstürme seit langem erwartet. Wieder müssen sich die Menschen an der US-Ostküste für ein Unwetter rüsten. Drei Monate nach "Sandy" drohten Teilen des Katastrophengebiets gewaltige Schneemassen.

Leere Zapfsäule: Aus Angst vor diesen Engpässen haben sich viele Autofahrer bevorratet - und genau für diese Engpässe gesorgt.
(Foto: Reuters)
Wieder eine unheilvolle Kombination: Das eine Tief zieht aus dem Westen der USA heran, ein anderes aus dem Süden. Sie sollen über dem Nordosten des Landes kollidieren und ein Unwetter mit möglicherweise historischem Ausmaß erzeugen, wie die amerikanische Klimabehörde vorhersagte. Eine ähnliche Konstellation trat vor einem Vierteljahr den Sturm "Sandy" los, in dessen Folge mehr als 100 Menschen starben und Schäden von rund 50 Milliarden Dollar entstanden. Diesmal ist es kein Hurrikan, der die Warnsirenen schrillen ließ, sondern mögliche gewaltige Schneemassen.
Die Amerikaner erleben häufig Katastrophenereignisse. Die USA sind ungefähr 27mal so groß wie Deutschland, grenzen an den Atlantik, den Pazifik und den Golf von Mexiko. Es gibt Gletscher und Wüsten, Regenwälder und karibische Gebiete - und naturgemäß eine Großzahl an Unwettern. So vergeht kaum ein Monat ohne Alarmstimmung - irgendwo gibt es immer Fluten, Waldbrände, Tornados oder Erdbeben. Für die Nachrichtenindustrie ist das auch ein Geschäft. Die Leute schalten ein, die Werbepreise steigen. Der TV-Sender Weather Channel hat dem Sturm sogar einen Namen gegeben, obwohl das nicht üblich ist. "Nemo" heißt er, wie der niedliche Fisch aus dem Zeichentrick-Film.
Keine Sensationsgier, sondern Sorge
Dennoch wäre es unredlich, die jetzige Warnung vor dem Blizzard als Panikmache abzutun. Gerade erst "Sandy" zeigte, welches Leid ein Sturm über die Menschen bringen kann. Bis heute haben sich viele von dem Wirbelsturm Ende Oktober nicht erholt. Zahlreiche Opfer sind obdachlos, warten auf Geld von der Versicherung oder - wenn sie keines erwarten können - staatliche Hilfe.
50 Milliarden Dollar musste der US-Kongress für die Wirbelsturm-Folgen locker machen: für Lebensmittel, Notunterkünfte oder neue Straßen. Die schwache Infrastruktur der USA multipliziert die Folgen. Schon bei stärkerem Regen fällt vielerorts der Strom aus.
Bürgermeister schickt alle nach Hause
Kaum verwunderlich also, dass die Einwohner im dicht besiedelten Nordosten - von Philadelphia über New York bis Maine das Schlimmste befürchteten. Die Sorge vor mehr als 60 Zentimeter Neuschnee innerhalb weniger Stunden am Abend ließ den Bürgermeister der Metropole Boston, Thomas Menino, zum Äußersten greifen: Autos auf den Straßen verbot er, den öffentlichen Nahverkehr legte er still. "Das Beste, was jeder tun kann, ist am Freitag und Samstag zu Hause zu bleiben", sagte er. "Der Blizzard kann ein sehr ernsthafter Sturm werden." Seine Schützlinge verstanden - sie kauften die Regale leer, um sich am Wochenende einbunkern zu können.
"Es ist einer der stärksten Winterstürme, die wir seit langem gesehen haben", sagte der CNN-Meteorologe, Pedram Javaheri. Heimtückisch scheint "Nemo" auch, weil er womöglich mit Windgeschwindigkeiten bis zu 120 Stundenkilometern ausgerechnet über die Gebiete ziehen soll, die sich noch nicht von "Sandy" erholt haben: die Küste von New Jersey etwa, an der Häuser reihenweise im Meer versanken. Oder aber die Millionenmetropole New York, die nach dem Hurrikan tagelang auf Strom oder U-Bahnen verzichten musste. Zwischen 20 und 30 Millionen Menschen würden das Unwetter zu spüren bekommen, hieß es.
Der Spuk könnte zum Glück schnell wieder vorbei sein. Schon für den Wochenbeginn ist vielerorts Tauwetter angesagt.
Quelle: ntv.de, dpa