Brustimplantate aus Silikon Bundesinstitut warnt vor Panik
22.12.2011, 19:16 UhrEine französische Firma soll über sechs Jahre minderwertiges Silikon für Brustimplantate verkauft haben. Berichte, dass dieses Silikon krebserregend sei, bestätigen die Behörde bisher nicht. In Frankreich wird erwogen, den betroffenen Frauen zu empfehlen, die Implantate herausnehmen zu lassen.
Im Skandal um gesundheitsgefährdende Brustimplantate hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vor den Produkten der französischen Firma PIP gewarnt. In Deutschland seien "19 Fälle von Rissen in diesen Implantaten" bekannt, sagte BfArM-Sprecher Maik Pommer.
In der Regel bekomme eine Frau nach einem solchen Eingriff einen Implantat-Pass mit Angaben zum Hersteller. "Verunsicherte Frauen sollten auf jeden Fall nochmal ihren implantierenden Arzt ansprechen", riet Pommer. Derzeit werde in Frankreich geprüft, ob es einen konkreten Zusammenhang beispielsweise zwischen gerissenen Implantaten und einer Krebserkrankung gebe. "In Deutschland sind uns jedoch keine Verdachtsfälle von Krebserkrankungen im Zusammenhang mit diesen Implantaten gemeldet worden."
Wie viele Implantate nach Deutschland verkauft und tatsächlich eingesetzt wurden, ist laut Pommer nicht bekannt. Vermutlich ist Deutschland aber nicht eines der Hauptabsatzländer der südfranzösischen Firma PIP gewesen, die seit 2010 nicht mehr existiert und zuvor als weltweit drittgrößter Hersteller von Brustimplantaten rund 80 Prozent der Prothesen ins Ausland exportiert hatte. In den Jahren 2007 bis 2009 gingen etwa 27 bis 28 Prozent der Exporte nach Westeuropa, vor allem nach Großbritannien und Spanien.
40.000 Frauen in Großbritannien betrofffen
In Großbritannien wurden nach Schätzungen der Gesundheitsbehörden bei mehr als 40.000 Frauen Implantate von PIP eingesetzt. Viele Frauen klagen nun gegen Krankenhäuser und Ärzte. "Die jüngsten Berichte haben unsere Klientinnen natürlich sehr besorgt, viele von leiden bereits unter schrecklichen Problemen infolge der Implantate", sagte einer der Anwälte.
Die Mediziner hätten nach Ansicht der Klägerinnen wissen müssen, dass es sich um minderwertiges Haushaltssilikon und nicht um medizinisch einwandfreies Material gehandelt habe. Angeblich soll das von PIP verwendete Silikon ursprünglich für Matratzen genutzt werden. Am Mittwoch bezichtigten Anwälte auch die Aufsichtsbehörde für Medizinprodukte. Sie sei trotz Bekanntwerden des Problems in Frankreich nicht eingeschritten.
Klagewelle in Frankreich
In Frankreich rollt bereits eine Klagewelle, mehr als 2000 Frauen haben seit März 2010 in Frankreich gegen die PIP-Implantate vor Gericht geklagt. Die französischen Gesundheitsbehörden wollen an diesem Freitag entscheiden, wie auf die Silikon-Krise reagieren. Im Raum steht eine mögliche Empfehlung an die 30.000 betroffenen Frauen, ihre Silikonkissen vorsorglich wieder herausoperieren zu lassen.
Der Grund sind acht Fälle von Krebserkrankungen bei Frauen, deren Implantate gerissen waren und sich durch den Körper verbreiteten. Allerdings ist nach Angaben des französischen Gesundheitsministeriums bislang kein ursächlicher Zusammenhang zwischen den minderwertigen Implantaten des französischen Herstellers PIP und den Krebserkrankungen nachgewiesen.
Der TÜV Rheinland, der die PIP-Produkte ursprünglich europaweit zertifiziert hatte, hat Strafanzeige in Marseille gegen die Firma PIP erstattet. Der TÜV sei von der Firma "nachweislich umfassend und fortgesetzt getäuscht worden", weil sie Änderungen an der Silikonart nicht mitgeteilt habe, hatte der TÜV bereits vor Monaten mitgeteilt. Sein Zertifikat hat der TÜV Rheinland bereits nach Bekanntwerden der Fehler im März 2010 ausgesetzt.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP