Nach tödlichem Unglück Chinesen treibt die Rolltreppenangst um
31.07.2015, 11:00 UhrDie Bilder gingen um die Welt: Eine Mutter kann gerade ihr Kind noch in Sicherheit bringen, bevor sie selbst von einer Rolltreppe zerquetscht wird. Nun diskutieren die Chinesen kreative Möglichkeiten, wie man hätte überleben können.
In vielen großen Einkaufszentren überall auf der Welt gibt es keine Alternative zur Nutzung von Rolltreppen. Das ist in auch in den großen Shopping-Tempeln in China nicht anders. Doch nachdem eine Mutter auf einer Rolltreppe tödlich verunglückte, misstrauen viele Chinesen der "Treppe ohne Anstrengung" zutiefst.
Die Frau war am vergangenen Wochenende mit ihrem zweijährigen Sohn die Rolltreppe im Einkaufszentrum der Stadt Jingzhou hinaufgefahren. Als die beiden von der Treppe steigen wollten, öffnete sich plötzlich eine Metallplatte. Die 30-jährige Xiang Luijuan konnte ihren Sohn gerade noch in die Arme von zwei Mitarbeiterinnen stoßen, dann wurde sie selbst in die Rolltreppe hineingezogen und zerquetscht.
Nachdem das Überwachungsvideo, das das Unglück zeigt, in Chinas sozialen Medien massenhaft geteilt wurde, ist nun ein neuer Trend zu beobachten. Auf Weibo, der chinesischen Twitter-Variante, tauschen sich zahlreiche User darüber aus, wie man bei einem solchen Unfall sein Leben retten könne.
Angst und Schabernack
Meist geht es darum, den Kontakt zu der Metallplatte zu vermeiden, die an der Unglückstreppe nachgegeben hatte. Sie war offenbar nach Wartungsarbeiten nicht wieder richtig befestigt worden. Ein Nutzer skizzierte eine sportlich ambitionierte Sprungtechnik, bei der man kurz vor Ende der Treppe in die Hocke geht, sich kraftvoll abstößt, um dann sicher jenseits der Treppe zu landen. Jemand führt vor, wie man sehr vorsichtig am äußersten Rand der Platte entlangbalancieren kann. Eine Frau testet mit ihrem Schirm, ob die Treppe stabil ist.
Andere zeigen, wie man sich entweder breitbeinig auf das Geländer stellen kann, oder sich im Planking-Stil quer über die Rolltreppe legen kann, um sich dann nach oben tragen zu lassen. Nicht immer ist ersichtlich, ob die Vorschläge aus wirklicher Sorge entstanden sind, oder ob sich jemand einen Spaß machen will. In den Kommentaren wird zudem darauf verwiesen, dass auch die Handläufe durchaus Unfälle verursachen können.
Nach dem Unfall hatten chinesische Zeitungen berichtet, dass es seit 2005 jährlich zu mehr als 40 Unfällen mit 30 Toten gekommen sei, weil Fahrstühle oder Rolltreppen schlampig gewartet wurden. Menschen wurden durch Kleidungsstücke stranguliert oder eingeklemmt. 2014 gab es viele Verletzte, als eine Rolltreppe in Shanghai abrupt die Richtung wechselte.
Offenbar hätte auch der Tod der jungen Mutter verhindert werden können. Überwachungsaufnahmen aus dem Einkaufszentrum zeigen, dass die beiden Frauen, die das Kind auffingen, zuvor bemerkt hatten, dass die Platte nicht fest war. Allerdings wurde die Rolltreppe daraufhin nicht gesperrt. Die Angestellten warnten die Frau lediglich, als sie mit ihrem Kind bereits auf der Hälfte der Treppe war. Doch um das Unglück zu verhindern, war es bereits zu spät.
Quelle: ntv.de, sba