Panorama

Acht Jahre Ungewissheit Der Fall Tanja Gräff

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War Tanja Gräff einfach verschwunden oder doch zu Tode gekommen? Jahrelang fanden weder die Eltern der Studentin noch die Polizei eine Antwort auf diese Frage. Dann entdeckt man die Knochen der jungen Frau. Und auf eine Antwort folgen neue Fragen.

Beinahe acht Jahre lang war Tanja Gräff verschwunden. Die Ermittler gingen von einem Gewaltverbrechen aus, doch Beweise hatten sie nicht. Bis im Mai bei Rodungsarbeiten in Trier menschliche Knochen gefunden wurden, die Rechtsmediziner zweifelsfrei der jungen Studentin zuordnen konnten.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die 21-Jährige war nach der alljährlichen FH-Party im Juni 2007 an der Fachhochschule Trier nicht mehr gesehen worden. Seitdem hoffen die Ermittler, den Tod der Lehramtsstudentin doch noch aufklären zu können. In den Jahren danach blieben jedoch alle Versuche vergeblich - ein Beitrag bei "Aktenzeichen xy… ungelöst" ebenso wie der Aufruf der Eltern an einen möglichen Mörder, einen Hinweis auf Tanjas Schicksal zu geben.

Erst mit dem Knochenfund am Fuß des Roten Felsens kam wieder etwas Bewegung in den Fall. Nach dem Fund des nahezu kompletten Skeletts von Gräff und persönlicher Gegenstände setzte die 20-köpfige Sonderkommission an verschiedenen Stellen an. So untersuchten die Rechtsmedizin der Uni Mainz die Knochen unter anderem nach möglichen "Verletzungsmustern", die auf ein Gewaltverbrechen hindeuten könnten. Bisher wurde allerdings nur bekannt, dass Gräff keine Kopfverletzungen hatte. Außerdem nahm das Landeskriminalamt in Mainz die gefundenen Reste von Gräffs Kleidung unter die Lupe.

Mehr Fragen als Antworten

Auch durch zwei aufwändige Versuche erhoffte sich die Polizei neue Erkenntnisse. So haben Ermittler einen möglichen Todesschrei von Gräff am Moselufer nachgeahmt. Sie ließen zwei Polizistinnen unter anderem von der Absturzstelle der jungen Frau oberhalb einer steilen Felswand laut schreien und zeichneten die Schallpegel in der Wohnung eines Zeugen auf. Der Mann hatte ausgesagt, dass er in der Nacht von Gräffs Verschwinden einen Schrei aus der Richtung gehört habe. Mit lebensgroßen Puppen wurde zudem nachgestellt, wie Gräff an der steilen Felswand in die Tiefe gestürzt sein könnte. Davon erhoffte man sich unter anderem Rückschlüsse darauf, von wo aus genau Gräff stürzte.   

Dass die Studentin in jener Nacht in die Tiefe fiel, gilt als sicher. Die Frage nach dem Warum ist hingegen weiter unbeantwortet. War es ein Gewaltverbrechen oder doch ein Unfall? Noch einmal werden die rund 900 alten Spuren aus den vergangenen Jahren gesichtet, Zeugen ein weiteres Mal vernommen. Wie Gräff zu dem Felsenhöhenweg kam, der rund einen Kilometer von der Hochschul-Party entfernt lag, ist noch offen. Ebenso warum sie hinter einem 1,20 Meter hohen Metallzaun in die zugewachsene Tiefe stürzte. Selbst der Frage, wieso Gräffs Leiche erst jetzt an einer Stelle gefunden wurde, an der schon nach dem Verschwinden der Frau gesucht worden war, wird nachgegangen.

Für Gräffs inzwischen 58-jährige Mutter war bereits die Gewissheit, dass ihre Tochter tot ist, eine "Erleichterung". Sie kann die Tochter in Würde beerdigen. Der Vater erlebte diese Gewissheit nicht mehr: Er starb vor knapp zwei Jahren.

Quelle: ntv.de

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