Panorama

Meteorologischer Stichtag Der Herbst beginnt im gefühlten Sommer

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Heute beginnt für Meteorologen der Herbst - und das bei fast überall mehr als 25 Grad. n-tv Meteorologe Björn Alexander bilanziert im Interview den zurückliegenden Sommer und verrät, was der September noch so in petto hat.

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(Foto: dpa)

n-tv.de: Für Meteorologen beginnt heute bereits der Herbst. Was ist sonst noch wichtig beim Wetter an diesem 1. September 2016?

Björn Alexander: Natürlich spielt der Rückblick auf diesen - zum Teil wirklich extremen - Sommer eine große Rolle. Aber auch die Waldbrandgefahr, der Ausblick auf das Wochenende und auf den nahenden Altweibersommer sowie ein potenziell zu warmer September und mögliche Auswirkungen auf unseren Winter sind wettertechnisch sehr interessant. 

Dann fangen wir doch mal an: meteorologischer Herbstbeginn. Warum schon jetzt?

Im Gegensatz zu den kalendarischen Wechseln der Jahreszeiten braucht man in der Statistik, um die es hier geht, feste Zeiträume. Und darum geht es. Der Wechsel der Jahreszeit nach dem Sonnenstand ist nicht fix, sondern schwankt zeitlich immer ein wenig. In diesem Jahr beispielsweise am 22. September. Im letzten Jahr war es hingegen am 23. September. Will man aber die Jahreszeiten miteinander vergleichen, dann geht das aber natürlich nicht. Deshalb beginnt der Herbst meteorologisch oder statistisch immer am 1. September. Der Winter am 1. Dezember, der Frühling am 1. März und der Sommer am 1.Juni.

Und was sagt die Statistik über den Sommer 2016?

Die sagt, dass der Sommer im langjährigen Vergleich 1,5 Grad zu warm war. Sonne und Regen waren hingegen im durchschnittlichen Bereich.

Das kann man doch kaum glauben: 1,5 Grad zu warm!

Jedoch ist es tatsächlich so. Das liegt aber am Bezugszeitraum. Der weltweit und auch deutschlandweit am meisten verwendete Bezugszeitraum für Klimawerte, der auch von der WMO (World Meteorological Organization) empfohlen wird, ist derzeit 1961 bis 1990. Die nachfolgenden, sehr warmen Jahrzehnte finden da noch keine Verwendung. Nehmen wir zum Beispiel mal den Juli 2016, dann ist der gemessen am aktuellen Referenzzeitraum 1,7 Grad zu warm. Verwenden wir als Zeitraum dagegen 1981 bis 2010, dann war der Juli nur noch 0,6 Grad wärmer als der langjährige Durchschnitt. Und auch beim Regen spielt das Wesen der Statistik eine große Rolle.

n-tv Meteorologe Björn Alexander

n-tv Meteorologe Björn Alexander

Wie ist das "Wesen der Statistik" beim Wetter?

Über größere Zeiträume und Flächen fallen die Extreme natürlich flach. Nehmen wir den Juni separat, dann war dieser deutlich zu nass. Denken wir zum Beispiel an die wiederkehrenden Schwergewitterlagen und die daraus resultierenden Einzelereignisse: der Niederrhein (Hamminkeln oder Xanten) mit 24-stündigen Regenmengen über 150 Litern pro Quadratmeter oder die verheerenden Überflutungen in Simbach am Inn. Wenn wir aber alle drei Sommermonate miteinander verrechnen, dann hebt der trockene August diese Regenmengen wieder auf.

Was war sonst noch besonders?

Beispielsweise die Temperaturrekorde im August. Im zweiten Augustdrittel mehrere Rekorde bei den Minimumtemperaturen in kalter Polarluft. Dann die letzte Woche mit etlichen Hitzerekorden im letzten Monatsdrittel. Herausstechend war außerdem der Alpenrand mit an die 700 Liter pro Quadratmeter. In der Altmark fielen hingegen nur 85 Liter Regen.

Weniger Regen gleich höhere Waldbrandgefahr?

Der Regen oder Nicht-Regen aus dem Juni und dem Juli spielt dabei kaum eine Rolle. Die aktuelle Waldbrandgefahr resultiert aus der vergangenen, sehr warmen und trockenen Witterung. Das heißt: verbreitet haben wir Stufe 3 bis 4 von 5. Aber: in den nächsten Tagen wird die Gefahr - zumindest vorübergehend geringer.

Was uns zum Wochenendwetter bringt, oder?

Genau. Denn am Wochenende wird es von Westen und Nordwesten wechselhafter mit Schauern. Der bessere und wärmere Tag dürfte der Samstag werden bevor es Sonntag und Montag öfter Regengüsse und weniger warme Temperaturen geben wird. Das heißt: Samstag verbreitet freundliche 20 bis 31 Grad. Sonntag dann unbeständig mit teils kräftigen und gewittrigen Schauern bei 18 bis 27 Grad. Montag nochmals kühler mit 16 bis 24 Grad.

Und dann kommt der Altweibersommer auf Touren?

Am Montag zwar noch nicht. Aber ab Dienstag sieht es momentan so aus. Es wird vielerorts trocken und sonnig, denn das nächste Hoch naht. Mit im Gepäck auch nochmals warme, vielleicht sogar sehr warme Luft. 

Welche Temperaturen erwarten uns?

Vielerorts werden es nach jetzigem Stand 22 bis 30 Grad. Stellenweise sind in der zweiten Wochenhälfte auch bis zu 32 Grad oder etwas darüber nicht auszuschließen. Sollte es tatsächlich so kommen, dann würden wir uns auch wieder im Bereich der Rekordtemperaturen für das erste Septemberdrittel bewegen. Überhaupt deuten die langfristigen Wettermodelle derzeit auf einen deutlich zu warmen September hin.

Und was hat das mit dem Winter zu tun?

Häufig, aber eben auch nicht immer, hat ein zu warmer September einen eher wechselhaften Winter zur Folge. Damit sind zwar natürlich auch kalte Phasen mit dabei, aber in Summe sind diese Winter häufiger etwas überdurchschnittlich bis deutlich zu warm temperiert. Ein klassisches Beispiel ist das Jahr 2006. Der September 3,6 Grad zu warm. Der Winter 4,1 Grad überm Durchschnitt. Winterfreunde müssen aber in den nächsten Wochen nicht den Kopf hängen lassen. Denn eine Regel ist natürlich nur dann eine solche, wenn es Ausnahmen gibt: 2009 war der September 1,4 Grad zu warm und dann folgte der Winter mit 1,4 Grad unterm Durchschnitt.

Quelle: ntv.de

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