Panorama

Frühlingswetter macht Pause Die Eisheiligen sorgen für kalte Pfingsten

Wer das Pfingstwochenende draußen verbringen möchte, sollte Mütze und Schal nicht vergessen.

Wer das Pfingstwochenende draußen verbringen möchte, sollte Mütze und Schal nicht vergessen.

(Foto: imago/Westend61)

Zum Pfingstwochenende zeigt sich der Wonnemonat Mai von seiner ungemütlichen Seite. Schuld daran sind die Eisheiligen, wie n-tv Meteorologe Björn Alexander sagt. Das Wetterphänomen sorgt in unseren Gefilden für einen satten Temperatursturz.

n-tv.de: Das nächste lange Wochenende steht vor der Tür. Björn, wie wird es denn?

Björn Alexander: Leider eher unlustig. Denn am Wochenende meldet sich kalte Polarluft bei uns an, beendet den gefühlten Sommer und wird schlussendlich dafür sorgen, dass Pfingsten kälter als Weihnachten sein wird.

Wie bitte?

Klingt natürlich sehr dramatisch. Es liegt aber vor allem daran, dass wir in 2015 ein extrem mildes Weihnachten erlebt haben. Hinzu kommt, dass Pfingsten in diesem Jahr relativ früh ist und wir somit unmittelbar im Bereich der sogenannten Eisheiligen liegen. Und die bringen eben gerne nochmals nächtlichen Frost oder Bodenfrost und Schnee auf den Bergen. Das ist für Mitte Mai überhaupt nicht ungewöhnlich.

Aber schade. War es doch schon so schön und warm.

Ja. Genau das beschreibt die Witterungsregel der Eisheiligen. Der meteorologische Hintergrund ist nämlich, dass sich im Mai der vergangene Winter und der beginnende Sommer noch begegnen können. Denn einerseits hat sich das Land durch die hoch stehende Sonne deutlich erwärmt, was wiederum der Warmluft aus südlichen Breiten den Weg zu uns erleichtert. Andererseits haben sich die Meeresoberflächen deutlich weniger erwärmt, was zur Folge hat, dass die Kaltluft aus Norden relativ leicht bis nach Mitteleuropa gelangt.

Klingt logisch.

Und nicht nur das. Dieses Phänomen (warmer Mai-Beginn und Abkühlung zur Monatsmitte) kam in der Vergangenheit sogar so oft vor, dass bereits die Altvorderen eine Regel daraus machen konnten. Übrigens müssten wir diese Regel zeitlich noch etwas anpassen. Denn diverse Kalenderreformen vergangener Jahrhunderte haben dafür gesorgt, dass die Eisheiligen rund 10 Tage später in unserem Kalender stehen müssten.

Stichwort Schafskälte

Die sogenannte Schafskälte ist ein Wetterphänomen ähnlich den Eisheiligen, das in Deutschland mit großer Regelmäßigkeit auftritt. Besonders in der ersten Junihälfte kommt es häufig zu einem starken Temperaturrückgang, wenn Tiefdruckgebiete über Nord- und Osteuropa kühle Luftströme aus der Arktis nach Mitteleuropa bringen.

Vereinzelt kann es dann sogar im Juni noch zu einstelligen Temperaturen und nachts sogar zu Bodenfrost kommen. Ihren Namen trägt die "Schafskälte" deswegen, weil um diese Jahreszeit die Schafe schon geschoren wurden und unter den niedrigen Temperaturen leiden können.  

Jetzt haben wir so viel über die Eisheiligen gesprochen. Aber wie heißen die denn noch gleich? Und hat das auch was mit der Schafskälte zu tun?

Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophie (auch Sophia). Der erste kommt am 11.Mai, die kalte Sophie am 15. Mai. Und die Schafskälte beschreibt im Prinzip einen ähnlichen Zusammenhang im Juni (meistens zur Monatsmitte). Denn auch dann sind nach einer sommerlicheren Phase häufig nochmals letzte Zuckungen des Winters zu verzeichnen. Nur, dass es meistens weniger kalt wird als im Mai.

Wie kalt wird es denn?

Am Samstag weht uns ein böiger Nordwestwind einen ersten Schwall Kaltluft heran. Der sorgt für einen satten Temperatursturz. Im Vergleich zu den letzten Tagen geht es dann mit den Werten gerne mal um die 10 bis 15 Grad runter. Das heißt Richtung Brandenburg bis an die Oder sind nochmals bis 17 Grad drin. Auch am Oberrhein und in Nordbayern könnten es bis 15 Grad oder etwas darüber geben. Ansonsten werden es meistens nur noch 9 bis 13 Grad.

Hat denn die Sonne auch Chancen?

n-tv Meteorologe Björn Alexander.

n-tv Meteorologe Björn Alexander.

Oft werden es 5 bis 8 Sonnenstunden. Also weit entfernt von den 10 bis 15 Sonnenstunden, die wir zuletzt häufig hatten. Aber dennoch besser als nix. Wobei wir jetzt noch über die größten Verlierer am Samstag sprechen müssen. Die wohnen nämlich im Süden Deutschlands sowie generell im Alpenraum. Dort hat die Sonne kaum Chancen und es regnet zum Teil sehr ergiebig. Binnen zwei Tagen sind dort durchaus 60 bis 120 Liter Regen pro Quadratmeter möglich. Kleinere Flüsse und Bäche können stellenweise ausufern, Wiesen überflutet werden.

Dann kann es da ja nur aufwärts gehen.

Im Prinzip schon. Zumindest wird der Pfingstsonntag dort weniger nass und bringt auch mal mehr Sonne mit. Allerdings geht es mit den Temperaturen weiter runter, so dass sich landesweit wechselhaftes Aprilwetter einstellt: einige kühle Duschen zwischen sonnig blauen Lücken. In der Nordhälfte auch Graupelgewitter und auf den Gipfeln der Mittelgebirge und am Alpenrand mit Schnee oberhalb von etwa 800 Metern. Denn dazu werden es nur noch 7 bis maximal 15 Grad. Also Flip-Flops zurück ins Schuhregal und Schal und Mütze wieder raus kramen. Zumal wir die Kaltluft natürlich auch abends und nachts richtig spüren.

Was heißt das genau?

Dass es auch in den Nächten im Schnitt rund 10 Grad kälter wird als in den relativ lauen Nächten zuletzt. Unter längeren Aufklarungen sowie generell im Bergland ist leichter Frost oder Bodenfrost drin.

Oh je. Lohnt sich denn der Blick auf den Pfingstmontag?

Im Prinzip ändert sich nur wenig. Es bleibt unbeständig mit Schauern, Wind und gelegentlichen Gewittern. Die Temperaturen bleiben dementsprechend unterkühlt bei 8 bis 16 Grad.

Immerhin ein bisschen mehr.

Ja. Und diese schrittweise Erwärmung begleitet uns auch in den darauf folgenden Tagen. Am Dienstag beispielsweise bei 9 bis 17 Grad. Gegen Ende der kommenden Woche nehmen wir dann auch wieder Tuchfühlung mit der 20-Grad-Marke auf. Und dann steigen auch die Chancen auf ein neues Hoch mit mehr Sonne und Beständigkeit.

Quelle: ntv.de

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