Panorama

Vipern trenden als HaustiereDisney-Film löst gefährlichen Giftschlangen-Hype in China aus

16.12.2025, 14:20 Uhr
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Sie diente offenbar als Inspiration für Disneys neue Filmfigur: die Insel-Bambusotter. Ihr Gift kann für Menschen tödlich sein. (Foto: IMAGO/Depositphotos)

Junge Chinesen haben eine neue Lieblings-Disneyfigur. Und sie haben ein neues Lieblingshaustier. In beiden Fällen ist es eine exotische, blaue Schlange. Freundlich ist allerdings nur eine von beiden. Die andere ist hochgiftig und potenziell tödlich.

Qi Weihao hat ein neues Haustier: eine strahlend blaue, hochgiftige Schlange. Der 21-Jährige aus der chinesischen Provinz Jiangxi hat die Insel-Bambusotter Ende November für 1850 Yuan gekauft. Umgerechnet sind das etwa 220 Euro. Den Anstoß für den ungewöhnlichen Haustierkauf hatte Disneys neuer Kinofilm "Zoomania 2" gegeben. Wie CNN berichtet, liegt Qi damit aktuell voll im Trend.

In China ist der Film schon jetzt der erfolgreichste ausländische Animationsfilm aller Zeiten. Mehr als 3,5 Milliarden Yuan (etwa 425 Millionen Euro) hat der Streifen bislang an den chinesischen Kinokassen eingespielt. Den bisherigen Rekord hatte zuvor der erste "Zoomania"-Film von 2016 gehalten.

Passend zum Release-Datum, das nach dem chinesischen Kalender in das Jahr der Schlange fiel, stellte Disney alten und neuen "Zoomania"-Fans einen neuen Charakter vor: Gary De'Snake - eine leuchtend blaue, freundliche Schlange. "Der Film verpasst Reptilien als Haustiere ein besseres Image. Sie sind nämlich gar keine Sonderlinge", sagt Qi. "Ich liebe Garys enthusiastische Art und sein Verantwortungsbewusstsein."

Qi habe als eingefleischter Reptilienfan bereits seit langem mit dem Kauf einer blauen Schlange geliebäugelt. Doch erst der Kinobesuch und vor allem Disneys neuer Filmheld Gary hätten ihn letztendlich zum Kauf des ungewöhnlichen Haustiers bewegt.

Giftiger Schlangen-Boom

Laut CNN ist Qi nur einer von vielen jungen Chinesinnen und Chinesen, die sich so sehr in die animierte Schlange verguckt haben, dass sie sich eine echte Version von Gary ins Haus holen wollen - trotz der Giftzähne.

Seit der Veröffentlichung des Films hätten große chinesische E-Commerce-Plattformen einen Anstieg der Suchanfragen und einen deutlichen Preisanstieg für Insel-Bambusottern verzeichnet. Die Kosten könnten von einigen hundert bis zu mehreren tausend Yuan reichen, zitiert der Sender das chinesische Staatsmedium "The Paper".

Reptilien erfreuen sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit bei jungen Chinesen. Laut Angaben der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua besaßen bis Ende 2024 mehr als 17 Millionen Menschen in China exotische Haustiere. Der Markt habe demnach ein Volumen von fast 10 Milliarden Yuan (circa 1,2 Milliarden Euro) erreicht. Über 60 Prozent der Halterinnen und Halter gehören dem Bericht zufolge der Generation Z an. Laut CNN machen Schlangen über 50 Prozent aller als Haustiere gehaltenen Reptilien aus.

Behörden sind besorgt

Die meisten der Reptilien würden von Menschen aufgezogen und gezähmt, ehe sie dann in Geschäften verkauft werden. Einige Tiere seien auch über spezielle Online-Händler erhältlich, die sie dann an die Käuferinnen und Käufer verschicken, bezieht sich der Sender auf Berichte chinesischer Staatsmedien.

Bei chinesischen Behörden habe der Giftschlangen-Boom Besorgnis ausgelöst. Auch Qi mahnt, dass der Kauf einer Giftschlange keine Entscheidung sei, die man leichtfertig treffen sollte. "Wer keine Erfahrung und keine geeignete Ausrüstung besitzt, sollte nicht einfach so damit beginnen, Giftschlangen zu halten".

Staatsnahe chinesische Medien warnen außerdem, dass der Animationsfilm die Realität verzerre und somit falsche Erwartungen schüre. "Im Film werden der blauen Schlange liebenswerte und mutige, menschenähnliche Eigenschaften zugeschrieben. Aber die in der Realität vorkommende Insel-Bambusotter, ist alles andere als ein harmloses Trendspielzeug", zitiert CNN "The Beijing News". "Wenn eine Giftschlange entkommt oder angreift, gefährdet sie nicht nur den Besitzer und seine Familie, sondern sie kann auch zu einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit werden".

Eine CNN-Recherche am vergangenen Freitag habe ergeben, dass die blaue Insel-Bambusotter auf großen chinesischen E-Commerce-Plattformen wie Douyin, dem Instagram-ähnlichen Xiaohongshu und Alibabas Gebrauchtwarenmarktplatz Xianyu mittlerweile nicht mehr zum Verkauf angeboten wird. Bei Chinas größtem Online-Händler JD.com habe man jedoch weiterhin zahlreiche Angebote gefunden - häufig mit dem Hinweis "Versand inklusive".

Auf Nachfrage seien die Angebote jedoch umgehend entfernt worden. Ein Sprecher der Plattform erklärte gegenüber dem US-Medium: "Wir verbieten den Verkauf von giftigen Tieren auf unserer Plattform strikt. Sobald wir solche Artikel identifizieren, werden sie sofort entfernt."

Plüsch-Gary statt realem Reptil

Doch nicht alle Gary-Fans in China haben sich direkt für den Kauf einer echten Schlange entschieden, wie ein Blick auf die Merchandise-Absätze zeigt.

"Wir haben derzeit keine Gary-Plüschtiere mehr auf Lager. Und es ist gut möglich, dass sie in absehbarer Zeit nicht wieder erhältlich sein werden", sagte ein Mitarbeiter vom Shanghai Disneyland Park gegenüber dem staatlichen chinesischen Nachrichtenportal Yicai etwa eine Woche nach dem Kinostart von "Zoomania 2".

Quelle: ntv.de, apr

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