Steenkamp an Pistorius per SMS "Du machst mir manchmal Angst"
24.03.2014, 15:59 Uhr
Im Mordprozess gegen den beinamputierten Sportstar Oscar Pistorius widerspricht eine weitere Nachbarin der Darstellung des Südafrikaners.
(Foto: dpa)
Der Mordverdacht gegen Pistorius erhärtet sich weiter. Erneut erinnert sich eine Zeugin anders an die Tatnacht als der Angeklagte. Außerdem beweisen mehrere SMS: Steenkamp hatte Angst vor ihrem Freund.
"Ich fürchte mich manchmal vor dir." Diese Worte hat Reeva Steenkamp wenige Wochen vor ihrem Tod am 14. Februar 2013 an ihren Freund Oscar Pistourius geschrieben. Das geht aus einer Mobilfunk-Nachricht hervor, die vor Gericht in Pretoria verlesen wurde. Ein Mobilfunk-Experte der Polizei, Francois Moller, las noch weitere Kurzmitteilungen des Paares vor. Diese legen den Schluss nahe, dass die Beziehung der beiden nicht so glücklich gewesen war, wie Pistorius stets betont hat. Die SMS-Konversation deutet vielmehr daraufhin, wie eifersüchtig der angeklagte Paralympics-Star auf das Model gewesen sein muss. So soll sich Pistorius mächtig aufgeregt haben, dass sich Steekamp auf einer Party mit einem anderen Mann unterhalten habe. "Ich hab gesehen, wie du seinen Arm berührt und mich ignoriert hast. Das hat mich sehr aufgeregt", schrieb Pistorius an Steenkamp.
Steenkamp versicherte ihm daraufhin, dass sie sich keiner Schuld bewusst sei. "Einer meiner besten Freunde war hier und ich wollte länger bleiben", schrieb sie an Pistorius. "Seit deiner Rückkehr aus Kapstadt bist du sehr unhöflich mir gegenüber. Ich habe nicht geflirtet. Es macht mich krank, dass du so etwas behauptest, mir eine Szene machst und wir früher gehen müssen."
Pistorius steht seit Anfang März vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, seine Freundin Reeva Steenkamp am Valentinstag des letzten Jahres bewusst getötet zu haben. Pistorius beteuert weiterhin, er habe geglaubt, dass sich ein Einbrecher im Haus befinde, als er die tödlichen Schüsse abgab. Die Polizei hatte in Pistorius' Haus zwei iPhones, zwei Blackberries und zwei iPads gefunden und die darauf gespeicherten Nachrichten und Verbindungsdaten ausgewertet.
Nächste Zeugin widerspricht Pistorius
Ein Rückschlag dürfte auch die Zeugenaussage einer weiteren Nachbarin sein, die ebenfalls der Darstellung des Südafrikaners widersprach. Die Zeugin Anette Stipp sagte vor Gericht, sie habe in der Tatnacht Frauenschreie und Schüsse gehört.
Stipp war die vierte Zeugin, die von weiblichen Schreien berichtete. Pistorius' Verteidiger Barry Roux versucht hingegen zu argumentieren, der Sportler habe selbst geschrien, als er bemerkte, dass er Steenkamp versehentlich erschossen hatte. Der 27-Jährige hat stets beteuert, er habe gedacht, es sei ein Einbrecher im Haus, als er durch die geschlossene Badezimmertür die tödlichen Schüsse abgab.
"Ich habe eine Frau schreien hören, in fürchterlicher Angst. Die Schreie dauerten lange, sie hörten einfach nicht auf", erklärte Stipp. Sie fügte hinzu, auch ein Mann habe geschrien und weitere Schüsse seien zu hören gewesen, bevor schließlich Stille herrschte.
Die Staatsanwaltschaft will in den kommenden Tagen nach Angaben des Senders eNCA weitere vier Zeugen befragen. Dann ist die Verteidigung an der Reihe, Zeugen aufzurufen. Einer der Ersten könnte der beinamputierte Sportler selbst sein, falls er nicht von seinem Recht Gebrauch macht, nicht auszusagen. Der Prozess soll voraussichtlich erst Mitte Mai zu Ende gehen.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa