Epidemie erreicht Nigeria Ebola-Gebiete erhalten Nothilfe
05.08.2014, 08:10 Uhr
Die WHO hat bereits ein Notprogramm im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika aufgelegt. Nun folgt die Weltbank, die den betroffenen Staaten Geld zur Verfügung stellt. Sie haben es bitter nötig. Zumal es auch erste Fälle in Nigeria gibt.
Unter dem Druck der steigenden Zahl von Ebola-Opfern in Westafrika hat die Weltbank den betroffenen Ländern eine Nothilfe von bis zu 200 Millionen Dollar (149 Millionen Euro) zugesagt. Die Mittel sollen Guinea, Liberia und Sierra Leone ermöglichen, das tödliche Virus unter Kontrolle zu bekommen und den wirtschaftlichen Schaden durch die Seuche zu mindern, hieß es.
Kurz zuvor hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf neue Zahlen zur Epidemie gemeldet: Demnach hat Ebola in Westafrika bereits mindestens 887 Menschenleben gefordert. Zudem gab es 1603 Infektionen und Verdachtsfälle. "Die internationale Gemeinschaft muss schnell handeln, damit die Ebola-Epidemie gestoppt werden kann", sagte der Präsident der Weltbank-Gruppe, Jim Yong Kim, in Washington.
Ihm zufolge hatte die Organisation auf den Hilferuf von Guinea, Liberia und Sierra Leone sowie der WHO reagiert. "Ich bin sehr besorgt, dass noch weitaus mehr Menschenleben in Gefahr sind, wenn wir die Weiterverbreitung von Ebola jetzt nicht unterdrücken".
Ebola-Fälle in Nigeria
Derweil wurde bekannt, dass sich die Ebola-Epidemie jetzt auch Nigeria ausgebreitet hat. Ein Arzt, der einen kürzlich in Lagos gestorbenen Fluggast aus Liberia behandelt hatte, sei mit dem Virus infiziert, teilte Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu mit. Zwei weitere Menschen, die in Kontakt mit dem Mann waren und auf Isolierstationen liegen, zeigen demnach ebenfalls Symptome. Insgesamt befänden sich acht Nigerianer in Quarantäne, mehr als 60 weitere würden überwacht, hieß es. Lagos ist eine Megametropole mit rund zehn Millionen Einwohnern, Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas.
Die Lufthansa, die täglich von Frankfurt aus zwei Ziele in Nigeria anfliegt - Lagos und Abuja - verfolgt die Lage in dem Land genau. "Wir planen derzeit aber keine Veränderung in unserem Angebot", sagte ein Sprecher. Das Auswärtige Amt habe seine Reisewarnung nicht verändert. Experten hielten das Risiko, sich auf einem Flug anzustecken, für extrem gering.
Ein aus Sierra Leone zurückgekehrter Saudi-Araber wurde in seinem Heimatland mit Ebola-ähnlichen Symptomen ins Krankenhaus gebracht. Wie das saudi-arabische Gesundheitsministerium mitteilte, wurden bei dem Mann am Vortag in einer Klinik im westlichen Dschiddah Symptome eines viralen Fiebers entdeckt. Weil es sich um Ebola handeln könnte, sei der Mann unter Quarantäne gestellt worden und werde entsprechend behandelt. Derzeit liefen Untersuchungen in einem Labor im Ausland.
Dagegen erwies sich die Befürchtung, dass ein Patient im New Yorker Mount Sinai Krankenhaus das Virus von einem Besuch in Westafrika eingeschleppt haben könnte, als unbegründet. Der Mann werde inzwischen auf andere Ursache für sein hohes Fieber und Erbrechen untersucht, schrieb die "New York Times".
Derweil wurde eine amerikanische Krankenschwester in Atlanta erwartet. Das Spezialflugzeug mit ihr in einer Quarantänekammer hob in der Nacht in Liberia ab. Die Missionarin der Hilfsorganisation SIM, Nancy Writebol, hatte sich bei der Versorgung von Ebola-Kranken in Westafrika infiziert und schwebt seitdem in Lebensgefahr.
US-Arzt geht es besser
Bereits am Samstag war der 33-jährige US-Arzt Kent Brantly, dem Writebol in Liberia zur Hand gegangen war, im gleichen Flugzeug nach Atlanta transportiert worden. Dort wird er in der Klinik der Emory Universität unter strengsten Quarantänemaßnahmen behandelt. "Es ist ermutigend, dass es ihm besserzugehen scheint", sagte der Direktor der amerikanischen Seuchenbehörde CDC, Tom Frieden, dem US-Sender CBS. Infektionen mit dem Ebola-Erreger führen Experten zufolge in 55 bis 90 Prozent aller Fälle zum Tod.
Die frühere Gesundheitsministerin von Mali, Fatoumata Nafo-Traoré, warnte vor einer möglichen Ausbreitung des Virus auf andere Länder oder sogar Kontinente. "Ebola könnte andere Staaten erreichen, auch in Europa, weil die Leute weiter reisen und die Kontrollen und Tests an den Grenzen und Flughäfen häufig noch unangemessen sind", sagte die Gesundheitsexpertin.
Die Bundeswehr, die in Westafrika Soldaten stationiert hat, bereitet sich auf einen möglichen Ebola-Fall vor. "Der Truppenarzt der mehr als 150 deutschen Soldaten in Mali ist Tropenmediziner und hat längst einen Notfallplan für ein mögliches Übergreifen der Epidemie aus den Nachbarländern erarbeitet", sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam.
Quelle: ntv.de, mli/dpa