Pferdekutsche für "König von Rom" Einflussreicher Mafiaboss wird beigesetzt
21.08.2015, 20:48 Uhr
Groteskes Schauspiel in Rom: Der Mutmaßliche Chef eines Mafiaclans wird beerdigt und eine pompöse Zeremonie inszeniert. Es regnet Rosen vom Himmel, Musik aus "Der Pate" ist zu hören - eine provokante Machtdemonstration der Mafia.
Eine von sechs Irischen Pferden gezogene Kutsche aus dem Jahr 1910, aus einem Hubschrauber abgeworfene Rosenblätter, die Musik aus dem Film "Der Pate": mit großem Pomp ist ein Mafiaboss mitten in Rom beigesetzt worden - ohne dass die Behörden eingeschritten wären. Italienische Zeitungen widmeten der kitschigen und zugleich provokanten Zeremonie ganze Seiten, Innenminister Angelino Alfano gab sich empört. Er und Bürgermeister Ignazio Marino forderten Rechenschaft vom zuständigen Präfekten.
"Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Begräbnis missbraucht wird, um Mafia-Botschaften zu vermitteln", erklärte Marino auf Twitter. Der Polizeichef von Rom sprach von einem "Versagen im System".
Der 65-jährige Vittorio Casamonica, mutmaßlicher Chef des gleichnamigen Clans, war auf Postern an der Kirche, in der die Trauerzeremonie stattfand, als "König von Rom" bezeichnet worden. Der Clan soll vor allem im Süden der italienischen Hauptstadt mit Drogen, Betrug und Erpressung sein Unwesen treiben. Der mehrfach festgenommene mutmaßliche Mafiaboss wurde jedoch nie verurteilt.
Pastor will von nichts gewusst haben
Es wird vermutet, dass der Casamonica-Clan die Stadtverwaltung von Rom infiltriert hat und Einfluss auf Politiker nimmt, um Korruptionsermittlungen zu behindern. Am Tag vor dem Begräbnis hatte ein Richter das Datum für einen großangelegten Bestechungsprozess festgelegt, in dem 59 Verdächtige angeklagt sind. In dem Zusammenhang wird auch der Casamonica-Clan zitiert.
Wie die "Frankfurter Allgemeine" berichtet, entstammt Vittorio Casamonica einer in den 70er Jahren sesshaft gewordenen Roma-Familie. Über Menschen- und Drogenhandel habe er unglaublichen Reichtum erlangt. 23 Villen soll er sein Eigen genannt haben - mit goldenen Armaturen in den Badezimmern natürlich. Auch eine Trabrennbahn befand sich in seinem Besitz. Ein Großteil des Geldes soll über Bauaufträge der Stadt erwirtschaftet worden sein. Um an diese ranzukommen, soll der Clan im großen Stil Lokalpolitiker und Verwaltungsbeamte bestochen haben.
Der Pastor der Don Bosco-Kirche im Osten Roms versicherte Medienvertretern, er habe nichts von der Vergangenheit des Verstorbenen gewusst. Auch sei er von den Freunden nicht über den geplanten Pomp für die Trauerfeier informiert worden.
Quelle: ntv.de, spt/dpa