Panorama

Charité gibt Fehler zu Ermittlungen wegen Frühchen-Tod

Keime können bei Frühchen gefährliche Infektionen verursachen.

Keime können bei Frühchen gefährliche Infektionen verursachen.

(Foto: dapd)

Acht Babys erkrankten an der Charité an den Keimen.

Acht Babys erkrankten an der Charité an den Keimen.

(Foto: dpa)

Der Tod eines Babys in der Berliner Charité ist nun auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Diese ermittelt, ob das Kind durch Fahrlässigkeit mit den tödlichen Keimen in Berührung kam. Für ein zweites Baby, das lange mit dem Tode ringt, gibt es indes Entwarnung.

Nach dem Tod eine Frühchens auf einer Säuglingsstation der Berliner Charité hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Es werde wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen Unbekannt ermittelt, hieß es bei der Staatsanwaltschaft Berlin.

Am Wochenende hatte die Charité mitgeteilt, dass ein frühgeborenes Baby nach einer Infektion mit sogenannten Serratia-Bakterien gestorben ist. Das Kind war nach einer Behandlung am Campus Virchow-Klinikum der Charité im Deutschen Herzzentrum in Berlin operiert worden. Es erlag anschließend einer Blutvergiftung. Daraufhin wurde ein Aufnahmestopp für die beiden betroffenen Neugeborenenstationen verhängt.

Nach Auskunft der Klinik waren sieben weitere Babys nach Infektionen mit den Keimen erkrankt. Bei 15 weiteren wurde der Keim nachgewiesen, ohne dass die Kinder erkrankten. Ein Baby schwebte in Lebensgefahr, inzwischen gibt es aber Entwarnung. Dem Kind gehe es besser, sagte der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja.

Die Klinik gibt nun erstmals Fehler im Umgang mit dem Todesfall zu: "Es wäre besser gewesen, schon am vergangenen Donnerstag die Öffentlichkeit zu informieren", sagte der Ärztliche Direktor Ulrich Frei.

Probleme schon im Juli

Erste Probleme mit Serratien hatte es an der Charité nach deren Angaben bereits im Juli gegeben. Damals habe höchstwahrscheinlich eine infizierte Mutter das Bakterium an ihr Neugeborenes weitergegeben. Serratien sind Bakterien, die überall in der Umwelt vorkommen und bei vielen Menschen zur Darmflora gehören. In der Regel stellen die Keime kein Risiko dar. Bei Patienten mit eingeschränkter Immunabwehr oder eben bei Frühgeborenen können diese Bakterien allerdings gefährliche Infektionen verursachen.

Das Robert Koch-Institut prüft nun auch, ob zwei keimbelastete Babypflegebäder, die inzwischen aus dem Drogeriehandel zurückgerufen wurden, mit den Infektionen zu tun haben, sagte die Sprecherin der Charité. Multiresistente Keime spielten nach Auskunft der Charité diesmal anders als in einem früheren Fall in Bremen keine  Rolle. Dort waren bis Februar 2012 insgesamt fünf Babys nach  Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen gestorben. Serratien lassen sich dagegen in der Regel gut mit Antibiotika behandeln.

Der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene  (DGKH), Klaus-Dieter Zastrow, warf der Charité Schlamperei vor. "So eine Infektion ist immer ein Hygienefehler und kein wundersames Unheil von oben", sagte er der "Berliner Morgenpost". "Ob es nun Serratien oder andere Keime sind - wenn ordentlich desinfiziert wird, kann es keine Probleme geben", verwies der Experte auf diesbezügliche Vorschriften und Standards.

Quelle: ntv.de, ghö/che/dpa/AFP

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