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Ehefrauen schrieben Seeleuten Forscher öffnet 265 Jahre alte, konfiszierte Liebesbriefe

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Diese Liebesbriefe sind 265 Jahre alt.

Diese Liebesbriefe sind 265 Jahre alt.

(Foto: The National Archives / Renaud Morieux)

Im britischen Nationalarchiv macht ein Forscher eine große Entdeckung. Er öffnet 265 Jahre alte Liebesbriefe, verfasst von Ehefrauen, Eltern und Geschwistern. Sie sollten an Bord eines französischen Kriegsschiffs landen. Doch dort kamen sie nie an, sie wurden vorher konfisziert.

Liebe in Zeiten des Kriegs: Erstmals nach 265 Jahren haben Forscher mehr als 100 Briefe an französische Seeleute aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges geöffnet. Die Schreiben gingen 1757/58 von Ehefrauen, Verlobten, Eltern und Geschwistern an die 181 Besatzungsmitglieder des Kriegsschiffs "Galatée". In mehreren französischen Häfen verpassten die Sendungen die Crew nur knapp. Als das Schiff schließlich von den Briten gekapert wurde, schickten die französischen Behörden die Briefe nach England. Dort aber landeten sie in einem Lager - und wurden nun von einem Forscher der Universität Cambridge im Nationalarchiv in Kew entdeckt.

"Es gab drei Stapel Briefe, die mit Bändern zusammengehalten wurden", sagte der Historiker Renaud Morieux. "Mir wurde bewusst, dass ich der erste Mensch war, der diese äußerst persönlichen Nachrichten gelesen hat, seit sie verfasst wurden." Die eigentlichen Empfänger hätten diese Chance nicht gehabt. "Es war sehr emotional", sagte Morieux.

Die Schreiben handelten von persönlichen Angelegenheiten, sagte der Wissenschaftler. "Sie enthüllen, wie sehr wir alle mit großen Herausforderungen im Leben umgehen müssen. Wenn wir von geliebten Menschen getrennt sind durch Ereignisse jenseits unserer Kontrolle wie Pandemien oder Kriege versuchen wir, Kontakt zu halten, uns zu versichern, für Menschen zu sorgen und die Leidenschaft am Leben zu halten", sagte Morieux. "Heute haben wir Zoom und Whatsapp. Im 18. Jahrhundert hatten die Menschen nur Briefe, aber worüber sie schrieben, klingt sehr vertraut."

Als Beispiele nannte der Historiker einen Brief von Marie Dubosc an ihren Ehemann, Oberleutnant Louis Chambrelan. "Gute Nacht, mein teurer Freund. Es ist Mitternacht. Ich denke, es ist Zeit für mich zu ruhen", schrieb Dubosc. Das Paar sollte sich nie wiedersehen - die Ehefrau starb kurz darauf. Morieux benötigte für die Entzifferung der Briefe mehrere Monate. Rechtschreibung und Zeichensetzung gingen wild durcheinander. Seine Forschungsergebnisse veröffentlichte der Historiker in der Zeitschrift "Annales. Histoire, Sciences Sociales."

Quelle: ntv.de, tno/dpa

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