Klinik räumt Verdacht aus Frau in Berlin hat kein Ebola
20.08.2014, 02:01 Uhr
Im Jobcenter klagt eine Frau, die kürzlich in Nigeria war, über Fieber. Wegen des Verdachts auf eine Ebola-Infektion wird sie notärztlich behandelt. Nach ersten Tests gibt es Entwarnung: Die Frau hat Malaria. Der Gesundheitssenator zieht ein positives Fazit.
Der Verdachtsfall auf Ebola in Berlin hat sich nicht bestätigt. Die betroffene 30-jährige Patientin ist stattdessen an Malaria erkrankt, teilte das Universitätskrankenhaus Charité mit. Die Frau hatte in einem Berliner Jobcenter über hohes Fieber geklagt. Die Behörde rief den Notarzt, weil sich die Frau eine Woche zuvor in Nigeria aufgehalten hatte. In Westafrika gibt es den bisher größten bekannten Ebola-Ausbruch mit mehr als 1200 Toten. Ein Symptom für Ebola ist hohes Fieber.
Nach Angaben der Charité verliefen alle Tests zum Nachweis auf Ebola negativ. Die Diagnose laute nun auf eine Malaria-Infektion. "Der Patientin geht es den Umständen entsprechend gut", erklärte der Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité. Eine Therapie sei eingeleitet.
"Für den Ernstfall gerüstet"
Der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja äußerte sich zufrieden über die Reaktion von Behörden und Medizinern auf den Fall. Die Alarmkette habe funktioniert, sagte er im RBB. "Wir sind für den Ernstfall gerüstet."
Die 30-Jährige war nach dem Notruf des Jobcenters zuerst in einem Notarztwagen isoliert und später zur Untersuchung in die Infektionsabteilung des Virchow-Klinikums gebracht worden. Die Polizei riegelte danach die Zufahrten zu der Klinik ab, auf dem Gelände patrouillierte ein Sicherheitsdienst. Wegen des Ebola-Verdachts wurden auch sechs Menschen, die mit der Patientin Kontakt hatten, vorsichtshalber ins Krankenhaus gebracht. Es geht darum, möglichen Ansteckungen vorzubeugen. Alle anderen Besucher der Jobcenters, die zunächst im Haus bleiben mussten, durften das Gebäude nach rund zwei Stunden wieder verlassen, berichtete ein Feuerwehrsprecher.
In Deutschland hat sich bisher kein Verdachtsfall auf Ebola bestätigt. Mit Notfallplänen für Seuchenalarm halten sich die deutschen Behörden gut für den Ernstfall gerüstet. Auch an der Charité gibt es eine Isolierstation, in der Ärzte Ebola-Patienten in Schutzanzügen behandeln können. Die Berliner Feuerwehr habe den Einsatz bei Ebola-Verdachtsfällen seit Beginn der Epidemie in Westafrika geübt, sagte ein leitender Notarzt. Die Information Fieber in Kombination mit Afrika reiche im Moment schon für einen Einsatz aus. "Das ist dann aber erst der Verdacht auf einen Verdachtsfall."
Weit weniger ansteckend als Grippe
Erste Anzeichen für Ebola sind hohes Fieber und Kreislaufprobleme ähnlich wie bei einer Grippe oder bei Tropenkrankheiten wie Malaria. Ebola ist aber weit weniger ansteckend als Grippe und kann nur durch den Kontakt mit den Körperflüssigkeiten eines Infizierten, die in Wunden oder Schleimhäute gelangen, übertragen werden.
Auch bei zwei Ebola-Verdachtsfällen in Oberösterreich gaben die Behörden Entwarnung. Die beiden Männer aus Nigeria wurden ebenfalls negativ auf Ebola getestet, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.
Liberia verhängte derweil wegen der Ebola-Epidemie eine nächtliche Ausgangssperre. Wie Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf ankündigte, soll die Ausgangssperre ab Mittwoch jede Nacht von 21.00 Uhr bis 06.00 Uhr gelten. Außerdem stellten die Behörden zwei ganze Stadtviertel unter Quarantäne, davon eines in der Hauptstadt Monrovia. Liberia ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO mit bislang 466 Toten am schwersten von der Ebola-Epidemie betroffen. Die WHO erklärte die Epidemie inzwischen zum Gesundheitsnotfall und ließ den Einsatz noch nicht erprobter Medikamente und Impfstoffe in den betroffenen Ländern zu.
WHO erklärt Gesundheitsnotfall
In den USA gibt es einen weiteren Ebola-Verdachtsfall. Ein Patient wurde in ein Krankenhaus in Sacramento eingeliefert und in einem Isolierzimmer untergebracht, wie der Krankenhausbetreiber mitteilte. Um eine Ebola-Erkrankung auszuschließen, soll die US-Gesundheitsbehörde eine Blutanalyse vornehmen. Ende Juli waren zwei erkrankte US-Bürger, ein Arzt und eine Missionarin, aus Afrika zur Behandlung in die USA gebracht worden. Sie wurden mit einem noch nicht zugelassenen Mittel behandelt, das zuvor nur an Tieren getestet worden war.
In Vietnam wurde unterdessen ein nigerianisches Ehepaar unter Ebola-Verdacht ins Krankenhaus eingeliefert. Obwohl beide zunächst nur Fieber hatten, wurden sie in der Klinik in Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden des Landes isoliert, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Das Ebola-Virus war zunächst Anfang des Jahres in Guinea aufgetaucht, im Grenzgebiet zwischen Sierra Leone und Liberia. Es verbreitete sich rasch in den beiden Nachbarstaaten und erreichte schließlich Nigeria. Insgesamt gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mittlerweile mehr als 1200 Tote und über 2200 Infizierte. Die WHO erklärte die Epidemie inzwischen zum Gesundheitsnotfall.
Quelle: ntv.de, lsc/mli/dpa/AFP