Panorama

Flucht beim Familienbesuch Gewalttäter taucht in Hamburg unter

Alltagsszene in der JVA Lübeck: Hier sollte der veurteilte Straftäter noch bis 2021 einsitzen.

Alltagsszene in der JVA Lübeck: Hier sollte der veurteilte Straftäter noch bis 2021 einsitzen.

(Foto: picture alliance / Markus Scholz)

Eine Maßnahme zur Hafterleichterung läuft aus dem Ruder: Während eines Besuchs bei Familienangehörigen macht sich ein verurteilter Straftäter aus dem Staub. Unter Hochdruck sucht die Polizei nach dem als gefährlich geltenden Mann.

Bei einem Familienbesuch in Hamburg ist einem Häftling des Lübecker Gefängnisses die Flucht gelungen. Er habe einen begleiteten Besuch zur Flucht genutzt, teilte die Justizvollzugsanstalt (JVA) Lübeck mit. Eine sofort eingeleitete Fahndung blieb zunächst ergebnislos. Nach dem Mann wurde zunächst weiter gesucht. Die Polizei der Hansestadt setzte dazu zeitweise auch einen Hubschrauber ein.

Kurze Flucht: Nach einer Nacht in Freiheit ließ sich der 65-jähirge Willi S. widerstandslos festnehmen.

Kurze Flucht: Nach einer Nacht in Freiheit ließ sich der 65-jähirge Willi S. widerstandslos festnehmen.

(Foto: Fahndungsfoto, Polizeidirektion Lübeck)

Der Gefangene, dessen Namen die Polizeidirektion Lübeck mit Willi S. angab, muss nach Angaben der Behörden eine Freiheitsstrafe von neun Jahren verbüßen. Verurteilt wurde er wegen versuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Das reguläre Strafende wäre erst am 10. Februar 2021 erreicht. Der gesuchte Straftäter gilt als gefährlich: Im Anschluss an seine Haftstrafe ist eine Sicherungsverwahrung vorgesehen.

Täter gefasst

Wie genau es zu der Flucht kommen konnte, ist noch unklar. Der Strafgefangene hatte nach Angaben der JVA seit September 2015 bereits fünf Mal unter Aufsicht das Gefängnis verlassen dürfen, ohne dass es zu Problemen gekommen war.

Diesmal befand er sich laut Polizei in Begleitung von zwei JVA-Mitarbeitern. Nach Informationen des NDR wollte der 65-Jährige offenbar seine Schwester besuchen. Seine Aufseher bemerkten demnach zu spät, dass Schubert die Gelegenheit genutzt und die Flucht ergriffen hatte.

Wie die Staatsanwaltschaft Lübeck inzwischen mitteilte, konnte der entflohene Häftling am Mittwochabend in Hamburg gefasst werden. Offenbar erwies sich die am Vortag eingeleitete Öffentlichkeitsfahndung als erfolgreich: Zeugen hätten der Polizei eine Anschrift in der Hansestadt genannt, unter der sie den Gesuchten vermuteten, berichtete der NDR unter Berufung auf die Behörden.

Der Mann habe sich von Beamten des Landeskriminalamts Hamburg widerstandslos festnehmen lassen, erklärte eine Sprecherin. Er wurde übergangsweise in die Untersuchungshaftanstalt Holstenglacis gebracht.

Probleme in der JVA Lübeck

In der Justizvollzugsanstalt Lübeck war es erst Anfang August beinahe zu einer Häftlingsrevolte gekommen. Etwa 30 Häftlinge der Anlage wollten Berichten lokaler Medien zufolge ein Gespräch über die Haftbedingungen erzwingen.

Die von der Anstaltsleitung alarmierte Polizei rückte sicherheitshalber gleich mit einem Großaufgebot von 15 Streifenwagen an. Nach etwa einer halben Stunde gaben die Insassen der Anstalt auf und ließen sich in ihre Zellen zurückzuführen. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Der flüchtige Täter ist gefasst. Die Öffentlichkeitsfahndung ist beendet.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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