Panorama

Offenbach prüft Vorschlag Gibt es bald eine Tugce-Brücke?

Experten warnen davor, Tugce vorschnell zur Heldin zu stilisieren.

Experten warnen davor, Tugce vorschnell zur Heldin zu stilisieren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Schicksal von Tugce A. bewegt die Nation: Ihre Heimatstadt lässt nun prüfen, ob eine neue Brücke nach der getöteten Studentin benannt wird. Derweil warnen Experten vor einer Vorverurteilung des Täters - und vor zu viel Lob für Tugce.

In Erinnerung an Tugce A. könnte in Offenbach eine Brücke nach der getöteten Studentin benannt werden. Ihr Name kommt nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zunächst auf eine Vorschlagsliste zur Straßenbenennung und alternative Ehrungen, wie die Stadt mitteilte. Im Gespräch ist einem Sprecher zufolge dabei, einer neuen Brücke ihren Namen zu geben. Eine Entscheidung soll aber erst nach Abschluss der Ermittlungen zum Tod der jungen Frau getroffen werden.

Tugce war nach einer Prügelattacke vor einem Schnellrestaurant in Offenbach ins Koma gefallen und vor gut zwei Wochen ihren Schädel-Hirn-Verletzungen erlegen. Sie hatte nach bisherigen Erkenntnissen zwei Mädchen zu Hilfe kommen wollen, die offenbar zuvor von Männern belästigt worden waren. Unter ihnen soll auch der mutmaßliche Schläger gewesen sein. Der 18-Jährige sitzt in Untersuchungshaft.

Experten warnen vor Vorverurteilung

Vor allem in sozialen Netzwerken wird der 18-Jährige seit der Tat als Totschläger vorverurteilt, die Hasstiraden gegen den Offenbacher fallen zum Teil drastisch aus. Experten wie der Gießener Kriminologe Arthur Kreuzer warnen aber vor Vorverurteilungen ebenso wie vor einer Auszeichnung Tugces, bis der Fall von Polizei und Justiz abgeschlossen ist. Noch seien zu viele Fragen ungeklärt, sagte Kreuzer dem Hessischen Rundfunk. Tugce werde angesichts der Fülle an offenen Fragen zu früh zur Heldin stilisiert. "Symbolfigur - da wäre ich erst mal vorsichtig", sagte Kreuzer.

Auch der Wiesbadener Kriminalpsychologe Rudolf Egg empfiehlt: "Man muss generell aufpassen, dass man sich nicht eine Meinung bildet, bevor alles aufgeklärt wird." Bislang sei auch im Fall Tugce die Vorgeschichte nicht bekannt.

Egg zeigte sich aber überzeugt, dass sich das Gericht bei einem Prozess nicht von der öffentlichen Anteilnahme und den Vorwürfen beeinflussen lassen würde. Allerdings warnte er auch, ein Urteil gegen den Täter könne wegen seines jugendlichen Alters und vieler offener Fragen deutlich geringer ausfallen, als dies in der Gesellschaft erwartet werde.

Quelle: ntv.de, fma/dpa/AFP

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