Panorama

Reaktionen auf das Hoeneß-Urteil "Gott liebt auch Steuersünder"

Viele Fans des FC Bayern stehen nach wie vor hinter Uli Hoeneß.

Viele Fans des FC Bayern stehen nach wie vor hinter Uli Hoeneß.

(Foto: dpa)

Im Steuerprozess gegen Uli Hoeneß ist das Urteil gefallen: drei Jahre und sechs Monate soll der Fußball-Manager in Haft. Vorerst bleibt Hoeneß jedoch auf freiem Fuß, seine Anwälte legten Revision ein. Der Prozessausgang hat in Politik und Sport zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Die wichtigsten auf einen Blick:

Christoph Daum, Trainer und Hoeneß' früherer Intimfeind: "Ich denke nur an den Menschen Uli Hoeneß und seine Familie. Ich wünsche ihnen allen viel Kraft. Die werden sie nun brauchen, um diese schwierige Zeit gemeinsam gut durchzustehen."

Heribert Bruchhagen, Vorstandsboss des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt: "Mir tut es unendlich leid für Uli. Ich bin sehr erschrocken über die Vorstellung, dass Uli für seinen Fehler so heftig büßen muss. Ich bin sehr traurig."

Wolfgang Niersbach, Präsident des DFB: "Die Dimension des gesamten Vorgangs, wie er in den letzten Tagen publik wurde, hat auch uns als DFB überrascht. Die großen Verdienste von Uli Hoeneß für Bayern München und den gesamten deutschen Fußball bleiben unabhängig von diesem Prozess bestehen. Die juristische Beurteilung können in einem solchen Fall aber ausschließlich die Gerichte vornehmen, und da muss für Uli Hoeneß das gleiche Recht wie für jeden anderen gelten."

Reinhard Rauball, Präsident der DFL: "Das Gericht hat das Urteil nach einem gründlichen rechtsstaatlichen Verfahren gefällt. Angesichts des Strafrahmens des Gesetzes war eine derart harte Sanktion nicht ausgeschlossen. Im Übrigen liegt es ausschließlich bei den Verantwortlichen des FC Bayern München, die Thematik mit Blick auf den Klub zu bewerten und damit umzugehen. Die Verdienste von Uli Hoeneß um den deutschen Fußball bleiben trotz seines von ihm selbst eingestandenen Fehlverhaltens unberührt."

Christian Humborg, Geschäftsführer von Transparency Deutschland: "Jetzt kommt es zum Lackmustest der Compliancekultur in Deutschland. Wie soll ein Straftäter als Vorstandschef eines mittelständischen Unternehmens glaubwürdig seinen Mitarbeitern - zum Beispiel den Spielern des FC Bayern - vermitteln, dass sie sich sauber und rechtstreu verhalten sollen? Ein Spielsüchtiger, der nicht verantwortlich damit umgeht, kann als Präsident eines populären Sportvereins nicht die Vorbildfunktion erfüllen, wie es hier - auch im Hinblick auf junge Menschen - notwendig ist."

Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz: "Das Urteil zeigt, wie überfällig die Entscheidung bereits ist. Für die im Aufsichtsrat des FC Bayern engagierten Unternehmen kann es jetzt eigentlich kein 'Weiter so' mehr geben."

Horst Seehofer, CSU-Chef und Ministerpräsident von Bayern: "Ich bin zuallerst menschlich betroffen, weil eine Freiheitsstrafe natürlich für jeden Menschen, und damit auch für Uli Hoeneß, ein gravierender Eingriff ist."

Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen: "Ich halte es für absolut richtig, dass das Urteil so gefallen ist. Es gab weder einen Promi-Bonus noch einen Promi-Malus für Hoeneß. 27 Millionen Euro zu hinterziehen, ist kein Kavaliersdelikt. Hoeneß wird als Bayern-Präsident jetzt zurücktreten müssen."

Sahra Wagenknecht , stellvertretende Vorsitzende der Linken: "Das ist ein guter Tag für den Rechtsstaat."

Carsten Schneider, SPD-Vize-Fraktionschef: "Das Urteil zeigt, dass der Rechtsstaat funktioniert."

Michael Meister, CDU-Finanzpolitiker und parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium: "Das Urteil wird die Steuermoral der Bürger stärken. Es zeigt, dass es sich nicht lohnt, Steuern zu hinterziehen. Wenn man die strafbefreiende Selbstanzeige wählt, muss man sie ordentlich machen. Wir appellieren an jeden, der glaubt, ein Steuerhinterziehungsproblem zu haben, die Selbstanzeige rechtzeitig und voll umfassend vorzulegen."

Eberhard Gienger, ehemaliger Turn-Weltmeister und sportpolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion: "Auf der einen Seite dürfte es für Uli Hoeneß eine Erleichterung darstellen, die Thematik vom Leib zu haben. Andererseits musste er damit rechnen, dass es zu Konsequenzen kommt. Und die Konsequenzen sind die dreieinhalb Jahre. Es wird sich jetzt zeigen, ob das Urteil Bestand hat. Wenn es eine 'Lex Hoeneß' gegeben hätte, wäre das eine Unterminierung des Rechts gewesen. Das kann nicht im Sinne des Rechtsstasts sein."

Renate Künast, Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschuss von den Grünen: "Die Haftstrafe ohne Bewährung war unausweichlich. Vor dem Gesetz sind alle gleich. Das Gericht hat seine Aufgabe im Rechtsstaat erfüllt."

Wolfgang Kubicki, FDP-Vize-Chef: "Uli Hoeneß kann sich freuen, dass das Gericht im unteren Drittel der Strafmöglichkeit geblieben ist."

Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland: "Gott liebt auch Steuersünder. Eines Menschen Straftaten zu ahnden, darf nicht dazu führen, den Menschen selbst zu verdammen - Uli Hoeneß genauso wenig wie jeden anderen Straftäter. Ein Mensch, der Fehler macht, wird bei Gott nicht zum Unmenschen. Gott ahndet die Taten, aber er verdammt nicht den Täter."

Quelle: ntv.de, jog/dpa/rts/sid/AFP

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