Modellrechnungen von Physikern Harter Lockdown wird Zahlen senken
14.12.2020, 09:36 Uhr
Der Lockdown soll das "diffuse" Ausbruchsgeschehen unterbinden.
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An einer Modellrechnung macht der Physiker Dirk Brockmann klar, wie sich der neue Lockdown auswirken wird. Mit den verschärften Maßnahmen erreiche man das Maß der Kontaktreduzierungen mit dem Stand vom Frühjahr. Das werde zum Sinken der Zahlen führen.
Der Physiker und Spezialist für computergestützte Epidemiologie, Dirk Brockmann, ist von der Wirksamkeit des neuerlichen harten Lockdowns überzeugt. Dieser führe dazu, "dass die Kontakte sich noch einmal substanziell verringern und dann die Fallzahlen auch schnell wieder in den Keller gehen", sagte er im ZDF. Dies sei nötig, um die Kontaktnachverfolgung wieder möglich zu machen. "Wir müssen aus dem Flächenbrand wieder einen Schwelbrand machen", betonte er.
Der Physiker der Berliner Humboldt-Universität erstellt Modellrechnungen, wie Pandemien sich entwickeln. Der weiche Lockdown habe demnach dabei geholfen, aus dem exponentiellen Wachstum herauszukommen. 40 Prozent der Kontakte seien dadurch reduziert worden. Im Frühjahr seien es hingegen 60 Prozent gewesen. Als Antwort auf die zweite Welle forderte Brockmann deshalb, mehr zu tun. "Wir müssen noch mal 20 Prozent etwa drauflegen, und dann liegt es in der Mechanik dieser Situation, dass dann die Fallzahlen auch runtergehen werden", so Brockmann.
Dies zeige auch der Blick auf andere Länder, in denen die zweiten Wellen in den Griff bekommen worden seien. Kontakte würden zwar auch im harten Lockdown stattfinden, auch im Privaten auf engem Raum, wo Ansteckungsrisiken höher sind. Aber einzelne Cluster seien dem Physiker zufolge nicht mehr untereinander verbunden - "wie Inseln, zwischen denen keiner mehr reist". Ein "diffusives" Ausbreitungsgeschehen könne so nicht mehr stattfinden.
Warten auf Tagesinzidenz von 50
Kanzleramtsminister Helge Braun warnte bereits vor der Erwartung schneller Lockerungen ab Januar. Er habe zwar die "große Hoffnung", dass die Infektionszahlen durch die neuen Maßnahmen sinken, sagte Braun im "ntv Frühstart". "Eine umfassende Lockerung halte ich für sehr, sehr unwahrscheinlich", fügte er aber an. Januar und Februar seien für Atemwegserkrankungen "schwierige Monate".
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans rief die Bürger eindringlich zur Beschränkung ihrer sozialen Kontakte im privaten Bereich auf. Seiner Überzeugung nach kämen "sehr viele Infektionen" aus dem unmittelbaren privaten Bereich, sagte er im ZDF-"Morgenmagazin". Es sei dringend erforderlich, nun über "eine längere Zeit" Kontakte im privaten Bereich zu reduzieren. Der Lockdown werde so lange dauern, bis die Sieben-Tage-Inzidenz wieder auf einen Wert von 50 gefallen sei, ergänzte Hans. "Es hat also jeder selbst in der Hand." Je konsequenter sich die Menschen nun verhielten, "umso kürzer wird der Lockdown dauern".
Quelle: ntv.de, sba/dpa