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Leichte Entspannung, aber ... So kritisch ist die Hochwasserlage deutschlandweit

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So sah es am Dienstag in der Ortschaft Ruthe im niedersächsischen Landkreis Hildesheim aus.

So sah es am Dienstag in der Ortschaft Ruthe im niedersächsischen Landkreis Hildesheim aus.

(Foto: dpa)

Eine Talsperre im Harz ist voll, in Niedersachsen und Thüringen muss evakuiert werden, in Ostfriesland werden Deichbrüche befürchtet, in Northeim und Nordrhein-Westfalen Schäden daran festgestellt. Die Hochwasserlage ist an vielen Orten kritisch. Ein Überblick.

Die Wetterlage in Deutschland hat sich am zweiten Weihnachtstag etwas entspannt, vielerorts besteht jedoch weiterhin Hochwassergefahr. Kritisch war die Lage unter anderem in Niedersachsen. Im Landkreis Leer gelang es, an zwei besonders gefährdeten Stellen Deichbrüche zu verhindern. In Thüringen und Sachsen-Anhalt wurden zwei Ortschaften evakuiert. Am Mittag hatte der Deutsche Wetterdienst zwar alle Unwetterwarnungen im Zusammenhang mit ergiebigem Dauerregen aufgehoben. Aber: "Die Hochwasserlage an den Flüssen bleibt teilweise noch sehr angespannt", teilte die Behörde in Offenbach mit.

An der Oker in Niedersachsen befanden sich alle Pegel oberhalb der höchsten Meldestufe. Die Okertalsperre erreichte ihre maximale Auslastung; infolgedessen wurde mehr Wasser an die Oker abgegeben. Die Stadtverwaltung Braunschweig erwartete, dass sich dies am späten Abend auf die Hochwasserlage in der Stadt auswirken würde. Einige an der Oker gelegene Straßen wurden gesperrt.

In Celle sicherte die Feuerwehr nach eigenen Angaben ein Alten- und Pflegeheim. Dort müsse ein Sandsackdamm stetig erhöht und angepasst werden, hieß es. In Altencelle musste zudem ein Hund gerettet werden, der auf einer Erhöhung von den Fluten eingeschlossen war. Mehrere Straßen in Celle waren wegen der Hochwasserlage gesperrt.

An der Wümme wird der Strom abgestellt

Im niedersächsischen Rinteln mussten mehr als hundert Anwohner einer vom Weser-Hochwasser überschwemmten Straße ihre Häuser verlassen, wie der NDR berichtete. In der Stadt Northeim brach ein Deich; die Wassermassen der Rhume strömten ungehindert in einen Freizeitsee.

Auch die Bremer Feuerwehr sprach von einer angespannten Hochwasserlage. Nahe dem Fluss Wümme standen zahlreiche Grundstücke unter Wasser. In einigen Bereichen musste der Strom abgestellt werden, für betroffene Bewohner wurde eine Betreuungsstelle eingerichtet.

In Ostfriesland stabilisierten mehrere Hundert Feuerwehrleute in der Nacht zum Dienstag Deiche in Ostfriesland, um Deichbrüche zu verhindern. In der Gemeinde Langholt konnte darauf der Einsatz der Feuerwehren auf ein Minimum zurückgefahren werden, wie die Kreisfeuerwehr am Dienstag mitteilte. Die Pegelstände seien in der Nacht um etwa 30 Zentimeter gefallen; die Evakuierung von Anwohnern sei nicht erforderlich gewesen.

Auch im nahegelegenen Hollen, ein Ortsteil der Gemeinde Uplengen, waren die nächtlichen Sicherungsmaßnahmen demnach erfolgreich. Der Deich sei in der Nacht und auch bei Begutachtungen am Dienstag stabil geblieben. Die Beobachtung der Deiche werde aber auch hier fortgesetzt, um bei erneuter Gefahr sofort reagieren zu können.

Windehausen darf nicht mehr betreten werden

Angespannt war auch die Lage im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt. "Nach den Dauerregenfällen in den vergangenen Tagen ist der Stausee Kelbra an seiner Kapazitätsgrenze angelangt, sodass in den Ortschaften entlang der Helme Überschwemmungen drohen", teilte der Landkreis mit. Die Bewohner der Ortschaft Thürungen wurden aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Bis zum Abend war die Evakuierung den Angaben zufolge abgeschlossen.

Im nordrhein-westfälischen Hamm waren zahlreiche Einsatzkräfte weiterhin mit Sicherungsmaßnahmen beschäftigt, nachdem Schäden an einem Deich entdeckt worden waren.

Im Norden Thüringens wurde bereits am Montag wegen Überschwemmungen und dem Ausfall der Stromversorgung ein Ortsteil der Gemeinde Heringen evakuiert. Die örtliche Verwaltung rief die Bewohner von Windehausen auf, das Gebiet zu verlassen. Von den knapp 500 Einwohnern sind laut dem Bürgermeister noch rund 100 im Ort verblieben. Die Lage in Windehausen hatte sich seit Sonntag verschlechtert. Der Ort war wegen der Überflutungen mit normalen Pkw nicht mehr zu erreichen. Am Dienstag stand Windehausen weiter unter Wasser; Strom wird voraussichtlich noch mehrere Tage nicht zur Verfügung stehen. Insgesamt wird aber auch für Thüringen in den kommenden Tagen eine Entspannung der Hochwasserlage erwartet.

Für Windehausen in Nordthüringen ist außerdem ein Verbot zum Betreten verhängt worden. Damit solle die begrenzte Zufahrt für die Rettungskräfte frei- und Katastrophentouristen abgehalten werden, sagte Matthias Marquardt, Bürgermeister der Stadt Heringen, zu der Windehausen gehört. "Die Lage ist derzeit noch kritisch, aber stabil." Am Mittwoch wolle der Krisenstab entscheiden, ob und wann die Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren können.

Faeser dankt Einsatzkräften

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In Dresden wurde aufgrund des ansteigenden Pegels der Elbe bereits am Montag das Terrassenufer gesperrt. Das Umweltamt der sächsischen Stadt erwartet in den nächsten Tagen weiter ansteigende Wasserstände. Der Dresdner Weihnachts-Circus, der seine Zelte an der Elbe aufgeschlagen hat, sagte seine für Dienstag und Mittwoch vorgesehenen Aufführungen ab. Auch ein für den zweiten Weihnachtstag geplanter ökumenischer Gottesdienst konnte nicht stattfinden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser bedankte sich bei den Einsatzkräften bundesweit. "Tausende ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind zusammen mit den hauptamtlichen Einsatzkräften unermüdlich im Einsatz und können die Weihnachtsstunden nicht mit ihren Familien verbringen", sagte die SPD-Politikerin der "Rheinischen Post". "Was sie für uns alle leisten, verdient größte Wertschätzung und Respekt."

Quelle: ntv.de, tsi/AFP/dpa

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