Panorama

Maike Kohl-Richter gibt Interview "Ich war kein Groupie von Helmut Kohl"

Das Ehepaar Kohl im November 2009.

Das Ehepaar Kohl im November 2009.

(Foto: picture alliance / dpa)

Seit 2008 ist Maike Kohl-Richter offiziell die Frau an Helmut Kohls Seite. Noch nie hat sie in all den Jahren über ihr Leben mit dem Altkanzler gesprochen. Nun bricht sie ihr Schweigen.

Die Ehefrau von Altkanzler Helmut Kohl, Maike Kohl-Richter, hat ihr jahrelanges Schweigen gebrochen und erstmals private Details aus der Beziehung zu ihrem Mann öffentlich gemacht. "Ich war kein Groupie von Helmut Kohl, wobei auch das keine Schande wäre", hielt sie ihren Kritikern im Gespräch mit der "Welt am Sonntag" entgegen. Sie habe unter diesem Verdacht gestanden, "aber ich hatte eine politische Agenda". "Bevor es die menschliche Annäherung gab, gab es die Sympathie für die Politik und natürlich vor allem für seine Politik."

Zu Beginn ihrer Beziehung zu dem langjährigen Bundeskanzler hätten beide nicht gewusst, "was aus uns am Ende wird ... Die Umstände waren nicht einfach, und sie waren auch eher gegen uns. Ich bin in dieses Leben mit ganz viel Zurückhaltung gegangen. Ich weiß gar nicht, ob das so richtig war, wir haben dadurch auch Zeit verloren."

Die Reaktion auf ihre Beziehung im Umfeld Helmut Kohls sei zwiegespalten ausgefallen: "Die einen, und das ist die ganz überwiegende Mehrheit seiner Freunde und Weggefährten, haben sich gefreut. Gefreut darüber, dass Helmut Kohl nicht mehr allein war und wieder eine Frau an seiner Seite hatte. Und bei den anderen löste meine bloße Existenz Ängste aus, dass ich ihnen etwas wegnehmen könnte, auf das sie glaubten, einen Anspruch zu haben."

"Es war Unrecht"

In dem Gespräch ging Kohl-Richter auch auf die CDU-Spendenaffäre ein. Sie habe den Umgang mit ihrem Mann "gemessen an dem Fehler, den er gemacht hat, unverhältnismäßig und falsch" gefunden, sagte Kohl-Richter in ihrem ersten Interview überhaupt. Letztlich habe die CDU ihrem langjährigen Vorsitzenden "Unrecht" getan und selbst am meisten Schaden genommen. Jeder, der die Fakten wäge, "weiß, dass es Unrecht war". "Man hätte Helmut Kohl besser in der Mitte der Partei gelassen." Dass es anders gekommen sei, müsse "jeder mit sich selber ausmachen".

Unter vier Augen habe ihr Mann einmal über die Spendenaffäre gesagt: "'Die war sehr deutsch, sehr deutsch in dem, wie einer verfolgt wird. Es war blanke Rache. Es kommt gar nicht darauf an, was einer gemacht hat, sondern wie es dargestellt wird.'" Und was Finanzierungsfragen angehe, sei aus ihrer Sicht "wohl keine Partei besser als die andere" gewesen. "Die Geschichte der Parteifinanzen war stets eine Geschichte der Rechtsunklarheit."

Berlin-Pläne zerstoben

Seitdem sich ihr 35 Jahre älterer Mann 2008 bei einem Sturz auf der Kellertreppe ein Schädel-Hirn-Trauma zuzog, sei das gemeinsame Leben mit ihm "jeden Tag eine Herausforderung", sagte Kohl-Richter weiter. An der Seite ihres Mannes habe sie gelernt, "mit der ständigen Sorge um ihn zu leben. Das hat sich bis heute nicht geändert. Sie gewöhnen sich nie daran, aber Sie dramatisieren nicht gleich alles, Sie bewahren einen klaren Kopf." Seine Genesung habe sie nicht erwarten können: "Dass mein Mann noch da ist, dass er auch geistig voll da ist, dass wir das Leben teilen können", all das halte sie heute für "ein Wunder".

Gleichwohl habe der Unfall beide "mitten in den Planungen für unser gemeinsames Leben" getroffen, sagte Kohl-Richter der Zeitung. "Wir suchten eine Wohnung in Berlin, wir wollten ein gemeinsames Zuhause." Diese Pläne hätten sie aber wegen des Unfalls nicht verwirklichen können. Dass die beiden drei Monate später dennoch heirateten, sei "eine bewusste Entscheidung" gewesen.

Es habe "neben den dunklen Stunden in der Rehaphase" immer auch "helle, lichte Momente" gegeben. "Mein Mann und ich haben ganze Nächte durchgesprochen. Ich habe immer wieder gemerkt, dass meinem Mann ganz vieles durch den Kopf ging, als er so da lag." Über die Zeremonie, die in der Rehaklinik ohne weitere Familienmitglieder stattfand, sagte Kohl-Richter: "Es war bei allem Unglück eine wirklich schöne, glückliche Hochzeit."

Quelle: ntv.de, sba/AFP

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