Panorama

Sechs Fragen, sechs Steinbrücks Sixt zeigt allen den Stinkefinger

Peer Steinbrück hat mit seinem "Interview ohne Worte" und seiner Stinkefinger-Pose die perfekte Vorlage für das kreative Werbevolk geliefert. Die daraus ebenfalls ein "Interview ohne Worte" machen.

Seit Peer Steinbrück die Republik via "SZ-Magazin" mit seinem gestreckten Mittelfinger konfrontierte, wird darüber diskutiert: Was hat den SPD-Kanzlerkandidaten angetrieben? Und war die Geste wirklich so schlimm? Auch der Münchner Autovermieter Sixt hat sich offenbar seine Gedanken dazu gemacht und präsentiert auf seiner neuen Werbekampagne die Antwort. Jüngst noch abgewatscht für seine respektlose Mollath-Anzeige, hat sich der Autovermieter das umstrittene Mittelfinger-Foto des Kanzlerkandidaten geschnappt und für ein eigenes "Interview" zweckentfremdet. Das Unternehmen lässt Steinbrück auf sechs Fragen wie "Was halten Sie von Tempolimits?", "Was halten Sie von der PKW-Maut?" oder "Was halten Sie von hohen Benzinpreisen?" antworten. Steinbrücks Antwort ist immer dieselbe: der erhobene Mittelfinger.

Das umstrittene Original-Foto war auf dem Titelblatt des "SZ-Magazins" zu sehen und Teil der "Sagen Sie jetzt nichts"-Interviewreihe, in der Prominente nur mit Mimik und Gestik auf Fragen antworten. Steinbrück antwortete auf die Frage, was er von Spitznamen wie "Problem-Peer" halte, mit ausgestrecktem Mittelfinger, was ihm wahlweise als mutig, unverschämt oder instinktlos ausgelegt wurde. Steinbrück selbst reagierte gelassen auf den neuerlichen Wirbel um seine Person. Gegenüber Journalisten sagte er am Rande einer SPD-Wahlveranstaltung: "Wer keinen Spaß versteht, soll zum Lachen in den Keller gehen!"

Steinbrück in bester Gesellschaft

Angela Merkel musste sich wegen ihrer etwas konturlosen Frisur den Spott des Autoverleihers gefallen lassen.

Angela Merkel musste sich wegen ihrer etwas konturlosen Frisur den Spott des Autoverleihers gefallen lassen.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Der SPD-Kanzlerkandidat ist nicht der Erste, dessen Gesicht sich der Aut overmieter ungefragt für Werbezwecke zu eigen macht. Das bayerische Unternehmen war in der Vergangenheit mehrmals mit provokanten Werbeplakaten aufgefallen. Zuletzt erregte Sixt mit einer Werbung Aufsehen, die den aus der Psychatrie entlassenen Gustl Mollath mit folgender Bildunterschrift abdruckte: "Wenn hier jemand verrückt ist, dann Sixt mit seinen Preisen." Nach heftiger öffentlicher Kritik zog Sixt das Motiv zurück.

Legendär ist auch das Motiv mit Angela Merkel, die mit zerzauster Windfrisur für Cabriolets wirbt. Erst vor Kurzem zierte die Kanzlerin wegen ihrer "Neuland"-Aussage erneut die Werbeplakate von Sixt. Neben Steinbrück, Mollath und Merkel rührten auch Ex-Kanzler Gerhard Schröder, Johannes Heesters, Ulla Schmidt, Ursula von der Leyen und Oskar Lafontaine bereits unfreiwillig die Werbetrommel für den Autovermieter. Im Herbst 2012 kursierte im Netz eine Sixt-Werbeanzeige, auf der Peer Steinbrück verspottet wurde. Später stellte sich allerdings heraus, dass diese Anzeige ein Fake war.

Die meisten Sixt-Opfer machen gute Miene zum bösen Spiel. Würden doch Prozesse noch mehr Aufmerksamkeit auf den Verspotteten richten. Oskar Lafontaine war einer der wenigen, der das anders sah. Wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte klagte er auf 100.000 Euro Schadenersatz - und verlor. Dass sich Steinbrück gegen die aktuelle Werbung wehren wird, ist eher nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Das Team um den Kanzlerkandidaten dürfte sogar Gefallen an der kostenlosen Werbekampagne finden. Schließlich bleibt Steinbrück im Fokus der Aufmerksamkeit.

Dass Sixt sich auch über sich selbst lustig machen kann, beweist das Unternehmen mit der letzten Frage: "Was halten Sie von Sixt-Werbung mit Politikern?" Die Antwort ist auch hier - der erhobene Mittelfinger.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen