Panorama

Flugschau-Crash in Iowa Jet zerschellt am Boden

Feuerball über Iowa: Entsetzt müssen die Zuschauer mit ansehen, wie die Maschine abstürzt und explodiert.

Feuerball über Iowa: Entsetzt müssen die Zuschauer mit ansehen, wie die Maschine abstürzt und explodiert.

(Foto: AP)

Bei einer Flugschau gut drei Autostunden westlich von Chicago gerät ein restaurierter Kampfjet außer Kontrolle. Die Maschine explodiert, der Pilot ist sofort tot. In Deutschland weckt das Unglück Erinnerungen an die Katastrophe von Ramstein im August vor 24 Jahren.

Start am Davenport Municipal Airport in Mount Joy, Iowa: Eine Maschine des "Hoppers Flight Jet Teams" hebt ab.

Start am Davenport Municipal Airport in Mount Joy, Iowa: Eine Maschine des "Hoppers Flight Jet Teams" hebt ab.

(Foto: AP)

Bei einer Flugschau in den USA ist am Wochenende ein historisches Kampfflugzeug aus der Sowjet-Ära aus bislang ungeklärten Umständen außer Kontrolle geraten und vor den Augen der entsetzten Zuschauer abgestürzt. Der Pilot der Maschine vom Typ Aero L-39 kam bei dem Unglück bei Mount Joy im Bundesstaat Iowa ums Leben. Der zweistrahlige Kampfjet ging in Sichtweite der Zuschauertribüne der "Quad-City Air Show" in Flammen auf. Am Boden wurde niemand verletzt.

Augenzeugen zufolge tauchte das Flugzeug nach einem Vorbeiflug in Bodennähe unvermittelt ab, brach aus einer Formation mit anderen Jets aus und schlug mit der Nase voran in einem nahe gelegenen Feld auf, wo es in einem weithin sichtbaren Feuerball explodierte. Trümmerteile flogen umher und verstreuten sich über eine vergleichsweise große Fläche. Nach kurzer Zeit stieg eine graue Rauchwolke über der Absturzstelle in den Himmel. Dem 59-jährigen Piloten Glenn Smith blieben offenbar keinerlei Überlebenschancen.

Nach Angaben der örtlichen Flugleitung ereignete sich das Unglück ohne Vorwarnung: Weder habe der Flugzeugführer einen Notruf abgesetzt, noch habe es unmittelbar vor dem Absturz irgendein Anzeichen für Probleme gegeben. "Sie haben noch am Tag zuvor geübt und alles verlief gut", sagte ein Freund des Piloten. Er beschrieb Smith als "akribischen Piloten" und als einen Mann, der jeden seiner Schritte vor dem Flug im Voraus plane.

Smith, ein pensionierter Ingenieur aus Texas, galt allgemein als erfahrener Flugzeugführer und im Umgang mit der Maschine vertraut. Seit Jahren flog er die rund 30 Jahre alte Maschine aus tschechischer Produktion von Flugschau zu Flugschau, wo er zusammen mit dem "Hopper Flight Jet Team" Formationsflüge und Show-Vorführungen absolvierte. 

Ein erfahrener Pilot: Glenn "Skids" Smith betankt seine Maschine (Archivbild).

Ein erfahrener Pilot: Glenn "Skids" Smith betankt seine Maschine (Archivbild).

(Foto: AP)

Die L-39 "Albatross" des tschechischen Herstellers Aero gilt eigentlich als sehr zuverlässiges, leicht handhabbares Fluggerät. Entworfen und gebaut wurde die spitznasige Maschine als Trainer und leichtes Erdkampf- und Aufklärungsflugzeug. Später entwickelte sich die L-39 zum Standardtrainingsflugzeug für die Jet-Piloten des Warschauer Pakts. Aufgrund ihrer robusten Bauweise und der besonderen Flugeigenschaften ist die L-39 besonders für Einsätze in Bodennähe hervorragend geeignet.

Anders als zivile Passagierjets hatte das privat restaurierte Flugzeug keinen Flugdatenschreiber an Bord. Die Unfallermittler der US-amerikanischen Luftfahrtaufsicht National Transportation Safety Board (NTSB) müssen sich daher bei ihren Untersuchungen auf eine genaue Begutachtung der Wrackteile stützen.

Die Show wird fortgesetzt

"Wir werden jedes einzelne Teil dieses Flugzeugs bergen und versuchen, das Wrack zu rekonstruieren", erklärte ein NTSB-Sprecher das weitere Vorgehen. Parallel dazu sollen Gerichtsmediziner die sterblichen Überreste des Piloten obduzieren, um etwaige medizinisch fassbaren Ursachen des Unglücks auszuschließen.

Der Flugbetrieb der Quad City Air Show wurde nach kurzer Unterbrechung wieder aufgenommen. "Aus Respekt vor unserem gefallen Flieger wird die Flugschau fortgesetzt. Vielen Dank", war am Tag nach dem Unglück auf der Internetseite des Veranstalters zu lesen. Örtlichen Medienberichten zufolge war es der erste tödliche Zwischenfall in der Geschichte dieser Veranstaltungsreihe seit 1991.

Kritischen Beobachtern dürfte der Vorfall als weiterer Beleg dafür dienen, welche Gefahren von Flugschauen mitunter ausgehen könnten. Erst im Vorjahr war eine bei einem Flugtag im Bundesstaat Nevada knapp vor der Zuschauertribüne aufgeschlagen. Dabei kamen neun Menschen ums Leben. Am Boden gab es mehr als 50 Verletzte.

In Deutschland wecken diese Ereignisse Erinnerungen an die Katastrophe von Ramstein vor 24 Jahren. Dort waren im mehrere Maschinen einer italienischen Kunstflugstaffel beim Formationsflug zusammengestoßen. Ein einzelner Jet war daraufhin brennend in die Zuschauermenge gestürzt. Bei dem Unglück kamen insgesamt 70 Menschen ums Leben. Die Zahl der Verletzten erreichte die 1000.

Quelle: ntv.de, mmo

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