Weil Franziskus es so will Johannes XXIII. mit nur einem Wunder heilig
27.04.2014, 11:48 Uhr
Mit Johannes XXIII. und Johannes Paul II. ist die Kirche um zwei Heilige reicher geworden. Dabei sind heilige Päpste in der katholischen Kirche eher die Ausnahme. Doch was sind Selige und Heilige genau? Und warum ging das Verfahren bei Johannes Paul II. so schnell?
Selige und Heilige gelten in der katholischen Kirche als Vorbilder christlichen Lebens. Ihnen werden Wunder zugeschrieben, die sie durch ihre Fürsprache bewirkt haben sollen. Eine Ausnahme bilden Märtyrer, die für ihren Glauben gestorben sind, etwa die Apostel Petrus und Paulus. Andere bekannte Heilige sind Franz von Assisi oder Hildegard von Bingen, Mutter Teresa wird als Selige verehrt.
Doch die katholische Kirche macht einen Unterschied zwischen der Heilig- und der Seligsprechung: Wer - in den meisten Fällen erst Jahrzehnte nach seinem Tod - seliggesprochen wird, kann in einer Ortskirche oder in einem Orden verehrt werden. Wenn die zweite Etappe erreicht ist und jemand in den "Kanon der Heiligen" aufgenommen wird, kann ihn die ganze Weltkirche verehren. Bis auf ein in aller Regel erforderliches zweites Wunder gibt es dafür jedoch kein neues Verfahren.
Normalerweise dauert es nach dem Tod eines Kandidaten mindestens fünf Jahre, bis das komplizierte Verfahren für die Seligsprechung eröffnet werden kann. Bei Johannes Paul II. ging das Verfahren sehr schnell. Schon Papst Benedikt XVI. machte den Fall seines polnischen Vorgängers zu einem speziellen und verkürzte diese Frist. Franziskus folgte Benedikt in dem Tempo, so dass bei Johannes Paul II. (1920-2005) - dem Wunderheilungen bei zwei schwerkranken Frauen zugeschrieben werden - zwischen Tod und Heiligsprechung nur neun Jahre liegen.
Heilige Päpste sind eher die Ausnahme
Auch die Heiligsprechung von Johannes XXIII. ist besonders, denn er wird ohne zweites Wunder heilig - weil Franziskus es so will. Denn der amtierende Papst kann allein entscheiden, ob er die Heiligsprechung auch ohne das normalerweise notwendige zweite Wunder anordnet. Franziskus zeigt so vor allem eine besondere Wertschätzung für den "Konzilpapst" Johannes XXIII. (1881-1963). Doch muss auch in einem solchen Fall allgemein ein Ruf der Heiligkeit und Wundertätigkeit gegeben sein.
Doch keineswegs alle Päpste werden irgendwann heiliggesprochen. Heilige Päpste sind in der katholischen Kirche eher die Ausnahme. Dass jetzt gleich zwei Kirchenführer der Neuzeit in diesen Stand erhoben wurden, ist auch ein kirchenpolitischer Akt von Papst Franziskus. Der bisher letzte heilige Papst ist Pius X. (1903-1914), der vor sechs Jahrzehnten in das Heiligenregister aufgenommen worden ist. Schwieriger ist es bei Pius XII., dessen Haltung während des Zweiten Weltkrieges umstritten ist. Sein Seligsprechungsverfahren läuft noch.
Quelle: ntv.de, Hanns-Jochen Kaffsack, dpa