Panorama

Deutsche sehen wenig Impulse Kaum Erwartungen an Papstbesuch

Auch auf Großbildleinwänden verfolgen Menschen, wie der Papst das "Wort zum Sonntag" spricht.

Auch auf Großbildleinwänden verfolgen Menschen, wie der Papst das "Wort zum Sonntag" spricht.

(Foto: dapd)

Benedikt XVI. besucht sein Heimatland, aber so richtig euphorisch reagieren die Deutschen nicht. Laut einer Umfrage wünschen sich viele Menschen eine Öffnung der katholischen Kirche. Die Erwartungen, dass dies auch passiert, sind allerdings sehr gering. Der Berliner Erzbischof Woelki verteidigte derweil die hohen Kosten des Besuchs.

Die Mehrheit der Bundesbürger setzt trotz verbreiteter Unzufriedenheit mit der katholischen Kirche keine großen Hoffnungen in den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland. Viele Menschen würden sich zwar eine Öffnung der katholischen Kirche wünschen, die Erwartungen seien aber gering, ergab eine Emnid-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh.

53 Prozent der Befragten erwarten keine entscheidenden Impulse vom Besuch des Oberhauptes der katholischen Kirche. 41 Prozent rechnen dagegen mit konkreten Ergebnissen, etwa bei der Zusammenarbeit zwischen katholischer und evangelischer Kirche. Der Papst besucht Deutschland vom kommenden Donnerstag an bis zum Sonntag (22.-25. September). Befragt wurden am 29. und 30. August insgesamt 1008 Menschen ab 14 Jahren.

Hohe Kosten verteidigt

Der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki verteidigte derweil die hohen Kosten für den Papstbesuch. "Damit 70.000 Menschen im Olympiastadion und Millionen Menschen in aller Welt mitfiebern können, müssen wir viel Geld in die Hand nehmen", schrieb Woelki in einem Hirtenbrief. Insgesamt 3,5 Millionen Euro seien für den Besuch von Papst Benedikt XVI. veranschlagt worden. "Das mag Ihnen sehr viel vorkommen und das ist auch sehr viel", schrieb er. Für einen Gottesdienst könne man aber kein Geld verlangen. Die Kosten würden nicht "zu Lasten unseres sozialen und caritativen Engagements gehen", versicherte er.

Mit Blick auf die betonte Woelki, dass sein Erzbistum Benedikt XVI. aufs herzlichste willkommen heiße. Nicht alle in der Hauptstadt würden seinen Rang und seine Verdienste anerkennen. "Wir respektieren das. Wir bitten aber auch unsererseits um Respekt", fügte er hinzu.

Wort des Papstes ohne Bedeutung

Nur 11 Prozent halten die gegenwärtige Verfassung der Kirche für gut. 71 Prozent wünschen sich zwar eine Öffnung und Liberalisierung der katholischen Kirche, aber lediglich jeder Dritte meint, dass der Papst Impulse für eine Modernisierung geben wird. 37 Prozent gehen vielmehr davon aus, dass durch den Besuch eher konservative Positionen und kirchliche Grundsätze verstärkt werden.

Ohnehin ist es nur für jeden fünften Befragten wichtig, was der Papst sagt. Selbst unter den Katholiken ist das Wort des Heiligen Vaters für nur 37 Prozent von Bedeutung.

Der Umfrage zufolge hat die "religiöse Identität" der Deutschen trotz Kirchenaustritten und Missbrauchsfällen nicht gelitten. Knapp 20 Prozent der Befragten bezeichnen sich als sehr oder ziemlich religiös, 35 Prozent als mittel religiös, weitere 22 Prozent als wenig religiös. 24 Prozent wollen mit Religiosität nichts zu tun haben. Damit habe sich im Vergleich zu 2007 wenig geändert.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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