Helfer-Netzwerk bricht zusammen Tafel muss 250 Ausgabestellen schließen
18.03.2020, 19:02 Uhr
Ein Schild "Lebensmittelausgabe fällt wegen Corona aus" steht auf der Eingangstür der Lebensmittelausgabe der Hannöversche Tafel.
(Foto: picture alliance/dpa)
Hamsterkäufe, Obergrenzen für Menschenversammlungen und Helfer in der Coronavirus-Risikogruppe - auch die vielen Ausgabestellen der Tafel in Deutschland leiden unter der Pandemie. Wer helfen möchte, sollte jetzt Geld, Nahrungsmittel oder Zeit spenden.
Im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus hat die Tafel in Deutschland bereits zahlreiche Ausgabestellen geschlossen. Bisher seien es rund 250 von insgesamt etwa 950. "Und wenn wir keine Unterstützung bekommen, werden das noch mehr, da müssen wir uns nichts vormachen", sagte der Vorsitzende Jochen Brühl. Grund für die Schließungen sei unter anderem die Obergrenze für Menschenansammlungen zur Vermeidung einer schnellen Ausbreitung des Virus. An die Ausgabestellen kämen teilweise bis zu 400 Menschen gleichzeitig.
Brühl betonte: "Ein Großteil der Tafeln ist noch geöffnet. Unsere Helferinnen und Helfer leisten gerade Unglaubliches. Aber nicht alle Tafeln haben die Möglichkeit, die Ausgabe schnell anders zu organisieren und Sozialkontakte bei der Lebensmittelausgabe weitgehend zu vermeiden." Hinzu komme, dass das Helfer-Netzwerk zusammenbreche. "90 Prozent der ehrenamtlichen Helfer sind im Rentenalter, also in der Risikogruppe."
Brühl bat daher um Mithilfe - gerade von jungen Leuten, die weniger Risiko trügen. Für viele Menschen bedeute die Tafel nicht nur gesicherte Lebensmittelversorgung, sondern auch ein soziales Netz, das nun zusammenbreche. "Bei aller Sorge um sich selbst, wir müssen es als Gesellschaft schaffen, auf Leute zu gucken, die Unterstützung brauchen", sagte Brühl. Auch auf Facebook veröffentlicht der Verein einen Hinweis dazu, wie man aktuell Hilfe leisten könnte: Die Tafeln benötigen Geld- und Nahrungsmittelspenden. Wer aktuell Zeit hat und an einem Ort wohnt, an dem die Tafel-Ausgabestelle noch geöffnet hat, kann außerdem vor Ort zum ehrenamtlichen Helfer werden.
Zuletzt hatten die vielerorts stattfindenden Hamsterkäufe wegen des Coronavirus bei den Tafeln eine schlechtere Versorgung mit Lebensmitteln zur Folge gehabt. Mehrere Tafeln hätten zuletzt deutlich weniger Lebensmittel für die Weiterverteilung an Bedürftige erhalten, wie der Verbandsvorsitzende Jochen Brühl im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" berichtete. Wegen der Vorratskäufe durch viele Kunden bleibe den Supermärkten am Ende weniger Ware, die sie den Tafeln spenden könnten. Laut Brühl mussten hatten die Tafeln daher "stark improvisieren" müssen und konnten weniger Lebensmittel ausgeben.
Quelle: ntv.de, agr/dpa