Hochwasser auf dem Balkan Minen bedrohen Aufräumarbeiten
18.05.2014, 20:11 Uhr
Viele Bosnier können sich nur noch mit Booten fortbewegen. Überall können weggeschwemmte Minen liegen.
(Foto: AP)
Nach den schweren Regenfällen auf dem Balkan beginnt dort die Bergung der Toten. Die Lage scheint sich etwas beruhigt zu haben. Doch weggeschwemmte Landminen könnten Menschen in der ganzen Region gefährden.
Das verheerende Hochwasser auf dem Balkan hat Dutzende Menschen in Serbien und Bosnien-Herzegowina in den Tod gerissen. Zehntausende Menschen flohen vor den Wassermassen. Allein in der Stadt Doboj im Norden von Bosnien-Herzegowina brachten Einsatzkräfte bis Sonntag 20 Opfer in die städtische Leichenhalle, wie Bürgermeister Obren Petrovic sagte.
Im serbischen Obrenovac nahe Belgrad bargen Helfer zwölf Leichen. Nach tagelangem Regen verschütteten Schlammlawinen Häuser und Straßen. In Bosnien warnt das Minenaktionszentrum, dass Landminen weggespült sein könnten.
Die Situation in den einzelnen Ländern im Überblick:
Bosnien-Herzegowina
In Doboj steht das Wasser stellenweise noch bis zu vier Meter hoch. "Höchste Priorität hat jetzt das Auffinden der Toten", sagte Bürgermeister Petrovic. Man müsse herausfinden, wie viele Menschen in den Fluten umkamen: "Es werden viele Tote sein." Unter anderem der Fluss Sava ist nach tagelangen Regenfällen extrem angeschwollen.
Nach mehr als zwei Tagen sind Rettungskräfte in die Stadt Samac vorgedrungen. "Das ist die totale Verwüstung, es sieht vom Hubschrauber wie ein Meer aus", sagte Bürgermeister Savo Minic. Zwei Menschen seien tot, zwei weitere würden noch vermisst. Die Evakuierung verlaufe chaotisch.

Weil sie wegen des Hochwassers evakuiert werden mussten, verbringen zahlreiche Serben die Nacht in einer Turnhalle.
(Foto: REUTERS)
Das Minenaktionszentrum MAC warnt die Bevölkerung, dass Sprengkörper aus dem Krieg in den 90er Jahren Hunderte Kilometer unter anderem bis zum Schwarzen Meer geschwemmt werden könnten. Aus dem Krieg zwischen Serben, Kroaten und Muslimen liegen noch rund 120.000 Landminen in Bosnien-Herzegowina. Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen. Die Gegenden um Doboj und Olovo, die jetzt besonders vom Hochwasser betroffen sind, sind noch stark vermint.
Serbien
In Serbien bargen Helfer zwölf Leichen in der am schlimmsten betroffenen Stadt Obrenovac, die auch an der Sava liegt. Ministerpräsident Aleksandar Vucic bezeichnete die Lage als katastrophal und äußerte die Befürchtung, die Zahl der Toten könne weiter steigen. Mehr als 4000 der 30.000 Einwohner wurden aus der Stadt in Sicherheit gebracht. In den Städten Sabac, Mitrovica und Kostolac sei die Hochwasserlage unter Kontrolle, teilten die Einsatzkräfte mit. In Belgrad steht die Flutwelle der Sava unmittelbar bevor.
Die serbische Regierung will das Ausmaß der Schäden am Mittwoch abschätzen. Ministerpräsident Vucic bezifferte den finanziellen Schaden allein durch die Überflutung der Grube von Kolubara, des größten Kohlebergwerks von Serbien, auf 100 Millionen Euro.
In Bosnien-Herzegowina und Serbien steigt unterdessen die Gefahr von Erdrutschen. Schlammlawinen zerstörten am Samstag nach Angaben der bosnischen Behörden das Dorf Olovo und machten acht Hauptstraßen unbefahrbar. Im Westen von Serbien zerstörten Erdrutsche Dutzende Häuser in Krupanj und umliegenden Dörfern.
Kroatien
In Kroatien starb ein Mann in einem zusammenbrechenden Haus. Die Tageszeitung "Vecernji List" berichtet, nur wenige Minuten zuvor sei eine Frau aus dem Haus gerettet worden.
Tschechien
In Tschechien scheint die Hochwasser-Gefahr gebannt. In Spindlermühle im Riesengebirge, wo an der Elbe in der Nacht zu Sonntag noch die höchste Alarmstufe ausgerufen wurde, gingen die Pegelstände allmählich zurück. Helfer bargen die Leiche einer Frau. Die 38-Jährige war am Sonntag bei Krumau in den Fluss Cerna gestürzt und ertrunken, wie die Polizei mitteilte. Vermisst wird noch ein Wassersportler, der mit seinem Boot auf dem angeschwollenen Fluss Lubina im Osten Tschechiens gekentert war.
Polen
Auch in den südpolnischen Hochwassergebieten hat sich die Situation an der Weichsel und ihren Zuflüssen gebessert. "Die Lage stabilisiert sich", sagte ein Sprecher der Feuerwehr.
Quelle: ntv.de, nsc/ame/dpa/rts