Idealer Tatort Morde in Kliniken bleiben oft unerkannt
21.11.2014, 07:24 Uhr
Der wegen dreifachen Mordes angeklagte Krankenpfleger Nils H. im Gerichtssaal des Landgerichts in Oldenburg.
(Foto: dpa)
Mordserien an Krankenhäusern wie die im niedersächsischen Delmenhorst bleiben nach Angaben eines Experten lange unerkannt, obwohl es Warnzeichen gibt. Es gebe ein bewusstes Weggucken, sagte der Psychiatrie-Professor Karl H. Beine. "Man traut sich nicht, seinen Kollegen zu denunzieren. Vorgesetzte reagieren bei Beschwerden nicht oder nicht adäquat."
Außerdem seien Krankenhäuser und Heime ein idealer Tatort, weil der Tod dort Alltag sei. Der Lehrstuhlinhaber an der Privaten Universität Witten/Herdecke hat 36 solcher Mordserien weltweit untersucht. Dabei stellte er viele Parallelen fest.
Vor dem Landgericht Oldenburg muss sich seit September ein früherer Krankenpfleger wegen dreifachen Mordes und zweifachen Mordversuchs verantworten. Er soll Patienten am Klinikum Delmenhorst eine Überdosis eines Herzmedikaments gespritzt haben. Wegen einer ähnlichen Tat war er bereits 2008 zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er könnte aber noch mehr Patienten auf dem Gewissen haben. Die Ermittler prüfen gerade mehr als 100 Todesfälle.
Quelle: ntv.de, hla/dpa