Panorama

Mordprozess startet mit großem Medienrummel Nachbarin bringt Pistorius in Erklärungsnot

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Furchtbarer Irrtum oder vorsätzlicher Mord? Oskar Pistorius erklärt sich für "unschuldig". Doch schon am ersten Verhandlungstag widerspricht eine Zeugin seiner Darstellung: Sie hörte erst Angstschreie, später Schüsse.

Mit einem harten Schlagabtausch hat der Mordprozess gegen Oscar Pistorius begonnen. Gleich die erste Zeugin belastete den südafrikanischen Sprintstar schwer: In der Nacht, in der Pistorius seine Freundin Reeva Steenkamp erschoss, habe sie "schreckliche Schreie" und dann vier Schüsse gehört, sagte eine Nachbarin am Montag vor Gericht in Pretoria. Pistorius will dagegen nicht mit seiner Freundin gestritten, sondern sie für einen Einbrecher gehalten haben.

Die Anklage wirft Pistorius vor, Steenkamp in der Nacht zum Valentinstag vergangenen Jahres nach einem Streit in seinem Haus in Pretoria vorsätzlich erschossen zu haben. Pistorius beteuert, er habe seine Freundin für einen Einbrecher gehalten und in Panik geschossen. Dies nannte der Staatsanwalt Gerrie Nel am Montag erneut "nicht plausibel".

Unter gewaltigem Medienrummel betrat der an beiden Unterschenkeln amputierte Athlet im dunklen Anzug und mit gesenktem Kopf den Gerichtssaal. Nach der Verlesung der Anklage - neben der "illegalen und vorsätzlichen Tötung" seiner Freundin vor rund einem Jahr wird ihm das Tragen und Nutzen verbotener Waffen vorgeworfen - bat Richterin Thokozile Masipa Pistorius um eine Stellungnahme. Der 27-Jährige antwortete mit schwacher Stimme: "Nicht schuldig."

"Ich habe wieder Schreie gehört"

Die in den Zeugenstand gerufene Nachbarin Michelle Burger berichtete anschließend, sie habe in der fraglichen Nacht eine Frau um Hilfe schreien hören. "Kurz nach drei Uhr (am Morgen) wurde ich von den schrecklichen Schreien einer Frau geweckt", sagte Burger. "Mein Mann ist auf den Balkon gegangen.(...) Ich habe wieder Schreie gehört. Es war schlimmer als vorher. Sie war sehr verängstigt", sagte Burger. "Ich wusste, dass etwas Schreckliches passieren würde."

Danach habe sie vier Schüsse gehört; nach dem ersten Schuss habe es eine Pause gegeben, die weiteren drei seien dann schnell gefolgt, fügte Burger hinzu. Dies entspricht der Zahl der Schüsse, die Pistorius auf seine Freundin abfeuerte. Das Schlafzimmer der Burgers ist genau 177 Meter von dem Haus Pistorius' entfernt.

In einer am Montag von seinem Anwalt Kenny Oldwage verlesenen Erklärung bekannte Pistorius erneut, dass er die tödlichen Schüsse auf seine Freundin abgegeben habe, dabei habe es sich aber um einen "Unfall" gehandelt. "Ich dachte, Reeva sei noch im Bett", erklärte der Angeklagte.

Reevas Mutter will vergeben

In der ersten Reihe des Zuschauerraums saßen unter anderen sein Bruder Carl und seine Schwester Aimée sowie die Mutter von Reeva Steenkamp, June. Diese hatte zuvor erklärt, sie könne sich vorstellen, Pistorius zu verzeihen."Ich werde bereit sein, ihm zu vergeben", sagte June Steenkamp der Zeitung "The Star". "Aber zuvor will ich ihn zwingen, mich anzublicken, damit er den Kummer und den Schmerz sieht, die er mir bereitet hat", sagte die 67-Jährige.

Pistorius war 2012 bei den Olympischen Sommerspielen in London zu Weltruhm gelangt, als er beim Sprint der unversehrten Athleten antrat. Der Prozess soll wegen des riesigen öffentlichen Interesses zeitweise live im Fernsehen und Radio übertragen werden. In Pretoria sind hunderte in- und ausländische Journalisten, um über den spektakulären Fall zu berichten. Pistorius droht im Fall eines Schuldspruchs eine Haftstrafe von bis zu 25 Jahren.

Quelle: ntv.de, dsi/AFP

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