Panorama

Caracas vor dem Fest Navidad bei 30 Grad im Schatten

Weihnachtstinnef auf Caracas' Plaza Bolívar

Weihnachtstinnef auf Caracas' Plaza Bolívar

(Foto: Manfred Bleskin)

Auch wenn Präsident Chávez nach seiner vierten Krebsoperation nicht genesen und die politische Lage angespannt ist: Die Weihnachtsvorbereitungen laufen auch in Venezuela auf Hochtouren. Manches kommt dabei bekannt vor. Vieles ist aber auch ganz, ganz anders.

Auch wenn die Linke die Gouverneurswahlen in Venezuela klar für sich entschieden hat, liegt weiter Spannung über Caracas. Mitteilungen aus Kubas Hauptstadt Havanna zufolge hat Staatschef Hugo Chávez eine Entzündung der Atemwege nach der nunmehr vierten Krebsoperation gut überstanden und ist wieder auf dem Wege der Besserung. Ob er allerdings nach gewonnenem Urnengang im Oktober in der Heimat vereidigt werden kann, ist offen. Chávez müsste bis zum 10. Januar wieder im Lande sein, sonst würden nach einer Übergangszeit Neuwahlen stattfinden. Aus Regierungskreisen heißt es, die Amtsübernahme im Februar könne aber auch in der venezolanischen Botschaft in Havanna erfolgen.

Auch vor der Nationalen Wahlbehörde ist es festlich geschmückt.

Auch vor der Nationalen Wahlbehörde ist es festlich geschmückt.

(Foto: Harald Neuber)

Die Weihnachtsvorbereitungen laufen unterdessen weiter so, als wäre alles okay, wie man es im spanischsprachigen Venezuela nach jedem zweiten Satz hört. Wenn sich die Beziehungen zu den USA auch wegen der Weigerung von Präsident Barack Obama, seinem hiesigen Amtskollegen Genesungswünsche zu übermitteln, noch weiter verschlechtert haben: An der Plaza Bolívar im Zentrum dudelt es allenthalben "Jingle Bells" und "White Christmas" aus den Lautsprechern der Markstände, an denen es allen möglichen Tinnef aus dem großen Nachbarland im Norden zu kaufen gibt.

So auch kleine Blechschilder mit der Aufschrift "Let it snow!". Ein frommer Wunsch bei einer Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent und Temperaturen knapp unter 30 Grad. Der Weihnachtsfirlefanz ist wie bei uns daheim gestaltet. In den besserbetuchten Vierteln werden sogar importierte Nordmanntannen verkauft.

Zum Fest gibt's schwarze Bohnen und Schwein

In den Armenvierteln begnügt man sich mit Plastikbäumchen, wenn’s dazu überhaupt reicht. An die Allerärmsten verteilt die Regierung gut 300 Tonnen Lebensmittel. Im Rahmen des "Plan Vivienda" getauften Wohnungsbauprogramms werden in den "barrios" vielerorts neue Wohnungen zu günstigen Bedingungen an die Bedürftigen übergeben. Das alles ist natürlich verbunden mit einem Dank an den "comandante", der die Häuser errichtet habe. Unwillkürlich denkt man an Bertolt Brechts Frage, ob denn Cäsar bei der Eroberung Galliens nicht wenigstens einen Koch dabei gehabt habe.

Weihnachten ist in Venezuela nicht nur ein Fest der Besinnlichkeit und des im Rahmen der Möglichkeiten guten Essens: Schwarze Bohnen mit Schweinefleisch sind besonders beliebt. Dazu gibt es dann gebratene Bananen oder "mousse de chocolate" aus heimischem Kakao, der - so versichert man uns in der "Corporación Socialista del Cacao Venezolano", der Sozialistischen Vereinigung der Kakaoproduzenten - zu den besten der Welt gehört.

Alkoholverbot gilt eher pro forma

Über regierungsnahe Radiosender laufen derweil Spots mit den besten Wünschen fürs Fest und dem Aufruf, ja keinen über den Durst zu trinken. Schon im Umfeld der kürzlichen Gouverneurswahlen galt landesweit ein striktes Alkoholverbot. Als die Schnapsläden am Montagabend Punkt 18.00 Uhr wieder öffneten, hatten sich beachtliche Schlangen vor den Eingängen gebildet. Der hiesige Rum steht dem kubanischen in nichts nach, das "Zulia"-Bier nimmt es durchaus mit der deutschen Konkurrenz auf. Ein Alkoholverbot über die Festtage würde nichts nützen, sagen die Caraqueños, die Einwohner der Hauptstadt. Man würde schon Wege finden.

Aber nicht alles ist eitel Sonnenschein: Das Hospital der Stadt Cabimas am Ostufer des Maracaibosees wurde von der Armee besetzt. Begründung: Es gebe Hinweise, dass Gangster das Krankenhaus über Weihnachten ausrauben wollten. Kriminalität ist immer noch ein großes Problem hier. Unterm Strich aber scheint dann doch alles irgendwie in Ordnung. Der regierungsnahe TV-Sender "Venezolana de Televisión" meldet, dass die Venezolaner einer Umfrage des US-Meinungsforschungsinstituts Gallup zufolge in Sachen "positive Emotionen" in Lateinamerika den zweiten Platz belegen. Na, dann: Feliz Navidad!

Quelle: ntv.de

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