In NRW bleiben viele Schulen dicht Neue Gewitter brauen sich zusammen
10.06.2014, 16:48 Uhr
Heftige Unwetter vertreiben die Rekordhitze über Deutschland. Bis auf die Küstenregionen muss das ganze Land erneut mit heftigen Unwettern rechnen. Zur Stunde entladen sich vor allem im Westen und Südwesten neue Gewitter.
Nach dem Unwetter mit mindestens sechs Toten in Nordrhein-Westfalen drohen jetzt auch in anderen Regionen Deutschlands heftigste Gewitter. "Dabei kann es schweren Hagelschlag, heftigen Starkregen und orkanartige Böen oder Orkanböen geben", meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD) für die kommenden Stunden. Ausgenommen sind lediglich die Küstenregionen Deutschlands.
Am frühen Abend sind bereits erste Stürme und Gewitter über Baden-Württemberg hinweggezogen, allerdings ohne größere Schäden zu hinterlassen. Im Kreis Esslingen meldete die Feuerwehr beispielsweise umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller und abgebrochene Äste. Die "Ruhepause" sei aber nur vorübergehend, sagte ein DWD-Sprecher.
Betroffen derzeit sind vor allem Teile von Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen zwischen Münster und Köln, Baden-Württemberg rund um Ulm und der Südwesten Bayerns. Hier kann es laut DWD im Moment heftige Gewitter geben. Anschließend soll sich die Unwetterfront in Richtung Sachsen-Anhalt ausweiten. Am Mittwoch ist dann auch der gesamte Osten Deutschlands betroffen. Erst am Mittwochabend soll der Spuk vorbei sein. Bis dahin muss vielerorts weiterhin mit kräftigen Gewittern, auch Unwettern, mit extremen Starkregen und Hagel gerechnet werden.
Nordrhein-Westfalen hatte nach Einschätzung von Wetterexperten eines der stärksten Unwetter seit Jahren erlebt. Vor allem dort, aber auch in Niedersachsen hatte es am Montagabend und in der Nacht zum Dienstag schwere Schäden gegeben. Umgestürzte Bäume rissen Ampelmasten und Stromleitungen ab oder begruben Autos unter sich. Wassermassen überschwemmten Straßen. Wegen herabgefallener Äste und umhergeflogenen Trümmerteilen war auf vielen Straßen auch am Dienstag kein Durchkommen. Beschäftigte hatten Mühe, zur Arbeit zu kommen. Etliche Züge und Straßenbahnen konnten nicht fahren. Auf den Autobahnen Nordrhein-Westfalens meldete der Westdeutsche Rundfunk am Morgen insgesamt 300 Kilometer Stau - einige der Fernstraßen waren zum Teil gesperrt.
Unterrichtsausfall in vielen Orten
Mehrere Kommunen forderten die Bevölkerung auf, möglichst zu Hause zu bleiben. In Essen, Mülheim, Herne, Bochum, Gelsenkirchen und Castrop-Rauxel bleiben an diesem Mittwoch flächendeckend die Schulen geschlossen. Auch in Neuss wird nicht unterrichtet. Schäden an Schulgebäuden und Gefahren auf den Schulwegen machten dies notwendig, hieß es bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Auch einige Kitas bleiben geschlossen. In Düsseldorf fällt der Unterricht an 24 Grundschulen und sechs weiterführenden Schulen aus. Drei Kindergärten bleiben zu. Auch in Dormagen bleiben drei Schulen geschlossen.
Drei Menschen starben in Düsseldorf, als eine große Pappel auf eine Gartenlaube stürzte, in der sie Zuflucht gesucht hatten. Die Rettungskräfte konnten die zwei Männer im Alter von 56 und 53 Jahren sowie eine 52 Jahre alte Frau nur noch tot bergen. Die Feuerwehr konnte sechs weitere Menschen aus den Trümmern des Gartenhauses befreien.
Im rund 20 Kilometer entfernten Krefeld kam ein Radfahrer durch einen Stromschlag ums Leben. Ein Baum beschädigte eine Stromleitung, die den Radfahrer traf. Auch in Köln starb ein Radfahrer: Vermutlich wegen eines Blitzeinschlags sei eine etwa 20 Meter hohe Buche durchgebrochen und auf den Mann gestürzt, hieß es von der Polizei. In Essen kam ein Mann ums Leben, als er kurz vor Mitternacht die Fahrbahn räumen wollte. Nach Angaben der Feuerwehr brach er dabei plötzlich zusammen.
Dutzende Verletzte
Blitze, Donner, Sturm und heftige Regenschauer schlugen eine Schneise der Verwüstung in viele Städte, vor allem an Rhein und Ruhr. Die Polizei rückte in Nordrhein-Westfalen zu fast 5000 Einsätzen in der Nacht aus. 30 Menschen seien schwer und 37 leicht verletzt worden, bilanzierte die Polizei. In dem bevölkerungsreichsten Bundesland nahmen die Polizisten 90 wetterbedingte Verkehrsunfälle auf. Die Polizei in Duisburg meldete Sachschäden in Höhe von schätzungsweise 1,2 Millionen Euro im Stadtgebiet.
Die Deutsche Bahn unterbrach am Montagabend vorsorglich ihren Zugverkehr im Rheinland. Am Dienstagvormittag waren noch die beiden Ost-West-Verbindungen Dortmund-Essen-Düsseldorf-Köln und Dortmund-Gelsenkirchen-Duisburg gesperrt. Ein Notverkehr mit Bussen war der Bahn zufolge wegen zahlreicher Straßenschäden nur begrenzt möglich.
Im Laufe der Nacht zum Dienstag wurde es am Himmel in Nordrhein-Westfalen ruhiger, als das Unwetter Richtung Nordosten abzog. Auch im Nachbarland Niedersachsen kam es zu erheblichem Sachschaden. Mehrere Dachstühle gingen nach Blitzeinschlägen in Flammen auf; es kam zu Überflutungen. Nach Angaben der Polizei gab es in Niedersachsen aber keine Verletzten.
Schwerste Stürme in kurzer Zeit
Grund für das heftige Unwetter in NRW waren nach Angaben von Meteorologen vor allem hohe Windgeschwindigkeiten gewesen. Am Düsseldorfer Flughafen seien fast 145 Stundenkilometer gemessen worden, in der Nachbarstadt Neuss 133 und in der Ruhrgebietsstadt Castrop-Rauxel 124 Stundenkilometer. "Das sind alles Orkanstärken", sagte Meteorologe Lars Dahlstrom von der Meteogroup in Bochum. In mehreren Städten forderten Behörden die Menschen am Dienstag auf, möglichst zu Hause zu bleiben. Vor dem Betreten von Wäldern wurde gewarnt. Meteorologe Thomas Ruppert vom Deutschen Wetterdienst sagte: "Am Freitag sollte sich die Wetterberuhigung bei angenehmen Temperaturen allgemein durchgesetzt haben." Im Süden sollen nur noch höchstens 27 Grad erreicht werden, im Norden 16 bis 21 Grad. Die Hitzewelle mit weit mehr als 30 Grad zu Pfingsten ist dann erst einmal zu Ende.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa