Panorama

Verfahren ohne die Angeklagte Neuer Prozess gegen Knox beginnt

Amanda Knox will auf keinen Fall nach Italien reisen.

Amanda Knox will auf keinen Fall nach Italien reisen.

(Foto: REUTERS)

Es nimmt kein Ende. Wieder einmal startet in Italien ein Mord-Prozess gegen die US-Studentin Amanda Knox, die jahrelang in italienischen Gefängnissen saß. Das neue Verfahren gegen den "Engel mit den Eisaugen" hat allerdings einen Haken.

Der Anwalt der Familie Kercher wird vor Gericht umlagert.

Der Anwalt der Familie Kercher wird vor Gericht umlagert.

(Foto: dpa)

Ohne die Angeklagte Amanda Knox hat der erneute Prozess um den Mord an der britischen Studentin Meredith Kercher begonnen. Das Berufungsgericht in Florenz eröffnete das Verfahren gegen die 26-Jährige und ihren drei Jahre älteren italienischen Ex-Freund Raffaele Sollecito. Beide müssen sich wegen des Mordes an der 21-jährigen Kercher im November 2007 in Perugia verantworten. Sollecito erschien ebenfalls nicht vor Gericht, will aber möglicherweise später an dem Prozess teilnehmen.

Vor Gericht sagte zunächst ein von Knox Beschuldigter aus. "Sie ist schuldig, sonst hätte sie mich nicht verleumdet", sagte der Bar-Besitzer laut Nachrichtenagentur Ansa. "Sie wollte nicht bestraft werden und die Ermittlungen in die Irre führen." Neben Kercher sei er das zweite Opfer in dem Mordfall.

Zudem wird erwartet, dass die Richter am ersten Prozesstag neue DNA-Tests anordnen, da deren Zuverlässigkeit in den bisherigen Verfahren eine entscheidende Rolle spielte. Ein Urteil wird nicht vor Ende des Jahres erwartet - dagegen könnten beide Seiten jedoch erneut Berufung einlegen.

Weltweites Aufsehen

Der Mord an der Austauschstudentin erregte 2007 weltweit Aufsehen. Kercher war halbnackt und mit durchschnittener Kehle in ihrem Bett gefunden worden - unter Verdacht gerieten ihre Mitbewohnerin Knox, deren Ex-Freund Sollecito und ein weiterer Bekannter, der wegen Beihilfe zum Mord später zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde.

Es ist bereits das vierte Mal, dass sich ein italienisches Gericht mit dem Fall beschäftigt: 2009 wurden Knox und Sollecito wegen Mordes zu langen Haftstrafen verurteilt und zwei Jahre später freigesprochen, bevor das höchste italienische Gericht den Freispruch im März 2013 kippte.

Knox beginnt neues Leben in den USA

Knox, die von den Medien als "Engel mit den Eisaugen" stilisiert wurde, erklärte bereits im Vorfeld, dass sie für den Prozess keinesfalls nach Italien zurückkehren wolle. "Ich war bereits als unschuldige Person in Italien eingesperrt und ich kann diese Erfahrung nicht mit der Entscheidung vereinbaren, zurückzugehen", sagte sie dem US-Fernsehsender NBC kurz vor Beginn des Prozesses.

Nach vier Jahren in italienischen Gefängnissen baute sich Knox inzwischen in ihrer Heimat ein neues Leben auf. Auch das würde ihre Rückkehr zum Prozessauftakt schwierig machen, betonte sie: Es gebe finanzielle Gründe und die Tatsache, dass sie die Uni besuche. Zudem wolle sie während der Verhandlung nicht für Aufsehen sorgen. Verpflichtet, zu kommen, ist sie nicht: Das Gericht teilte auf Anfrage mit, dies sei allein ihre Entscheidung.

Die Weigerung, nach Europa zu reisen, bezeichnet Knox als ein "Eingeständnis" ihrer Unschuld und nicht etwa des Gegenteils. Aber es mache sie "wahnsinnig", dass die Staatsanwaltschaft in Italien ihre Abwesenheit ausnutzen könnte. Sie sei sich des Risikos bewusst.

Ivorer sitzt noch im Gefängnis

Bislang wurde nur der Ivorer Rudy Guede wegen Beihilfe zum Mord zu 16 Jahren Haft verurteilt. Er beantragte nach dem Freispruch für Knox und ihren Ex-Freund eine Wiederaufnahme des Verfahrens, sitzt allerdings immer noch im Gefängnis.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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