Anschlag auf Karikaturist Westergaard Neun Jahre Haft für Angreifer
04.02.2011, 13:07 UhrDer Somalier, der den Mordversuch auf den dänischen Karikaturisten Westergaard vor über einem Jahr verübt hat, muss für neun Jahre hinter Gitter. Zudem wird er lebenslang aus Dänemark ausgewiesen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angriff nicht nur ein Tötungsversuch, sondern auch ein Terrorakt war.
Wegen des Anschlags auf den dänischen Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard ist der Täter zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach Absitzen seiner Strafe wird der 29-jährige Somalier ausgewiesen und darf nie wieder nach Dänemark einreisen, wie ein Gericht in Aarhus bei der Verkündung des Strafmaßes erklärte. Der Verurteilte muss Westergaard zudem eine Entschädigung in Höhe von 10.000 Kronen (1300 Euro) zahlen und trägt die Gerichtskosten. Die Staatsanwaltschaft hatte mindestens zwölf Jahre Haft und lebenslange Ausweisung aus Dänemark gefordert.
Der Anwalt der Verurteilten, Niels Strauss, legte umgehend nach dem Urteilsspruch Rechtsmittel an. Sein Mandant müsse von den Terrorvorwürfen freigesprochen werden, bei den anderen Anklagepunkten müssten mildernde Umstände berücksichtigt werden.
"Versuch, Angst zu verbreiten"
Der Somalier hatte nach Überzeugung des Gerichts nicht nur versucht, den Karikaturisten zu töten, als er mit einem Messer und einer Axt in sein Haus eindrang. Der Angriff sei auch ein Terrorakt gewesen. Da Westergaard die Symbolfigur des Karikaturen-Streits sei, müsse ein Angriff auf ihn als Versuch gewertet werden, Angst in der Bevölkerung zu verbreiten, sagte die Richterin Ingrid Thorsboe zur Begründung.
Der Angeklagte hatte während des Prozesses zugegeben, den 75-jährigen Karikaturisten wegen dessen Darstellung des Propheten Mohammed mit einer Bombe im Turban angegriffen zu haben. Er betonte jedoch, er habe den Zeichner nicht töten, sondern lediglich erschrecken wollen. Westergaard sagte dagegen in seiner Zeugenaussage, der Mann sei mit einer Axt und dem Ruf "Du musst sterben" auf ihn losgegangen. Er bezeichnete den Somalier als "Terroristen" und "Soldaten des Heiligen Kriegs", der klar auf seinen Tod aus gewesen sei.
Polizei überwältigte Angreifer
Der Attentäter war am Abend des 1. Januar 2010 mit einer Axt und einem Messer bewaffnet in Westergaards Haus im Westen Dänemarks eingedrungen. Westergaard konnte sich in einer für solche Fälle eingerichteten Notzelle in Sicherheit bringen und die Polizei rufen. Diese schoss zweimal auf den Angreifer, bevor sie ihn entwaffnen und überwältigen konnte.
Westergaard war wegen einer Karikatur des Propheten Mohammed, die diesen mit einem Turban in Form einer Bombe zeigte, weltweit bekannt geworden. In der islamischen Welt hatte die im September 2005 erstmals in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" veröffentlichte Zeichnung einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
Quelle: ntv.de, AFP