In der liberalsten Stadt der Welt spricht sich der Stadtrat für ein Nacktheitsverbot aus. Mit knapper Mehrheit bestimmen die Stadtverordneten, dass entblößte Genitalien auf Straßen, Plätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln tabu sind. Ausgenommen sind besondere Anlässe und Straßenfeiern, wie die jährliche Schwulenparade.

Wer sich durch San Francisco bewegen will, darf dies in Zukunft nur noch mit Lendenschurz tun. Mindestens. Der Stadtrat der Metropole im US-Bundesstaat Kalifornien verbot jegliche Nacktheit auf Straßen, öffentlichen Plätzen, in Parks sowie Bussen und Bahnen. Dort dürfe niemand mehr "seine oder ihre Genitalien, Damm- oder Analgegend" zur Schau stellen, hieß es in einem mit sechs zu fünf Stimmen verabschiedeten Gesetz.

Das neue Gesetz wurde auf Drängen des städtischen Abgeordneten Scott Wiener erlassen. Er kommt aus dem innerstädtischen Viertel Castro, wo viele Homosexuelle wohnen und immer wieder Nackte in der Öffentlichkeit zu sehen sind. Vor dem Rathaus, in dem der Stadtrat tagte, protestierte eine Gruppe nackter Menschen unter Verweis auf ihre Freiheitsrechte gegen die Neuregelung.

Bei einem ersten Verstoß gegen das neue Gesetz ist eine Geldstrafe von mindestens 100 Dollar (gut 78 Euro) vorgesehen. Bei wiederholten Verstößen drohen ein Bußgeld von 500 Dollar und eine Freiheitsstrafe von einem Jahr. Von der Regelung ausgenommen sind Strände sowie diverse Festivals und Paraden. Dass Bürgermeister Ed Lee das neue Gesetz unterschreibt, gilt als sicher.

San Francisco gilt als eine der liberalsten Städte der USA und der Welt. Das Viertel Castro spielte in der Homosexuellenrechtsbewegung der 1960er und 1970er Jahre eine zentrale Rolle.