Kanadischer Unglückszug Öl war falsch gekennzeichnet
11.09.2013, 23:10 Uhr
Lac-Mégantic wurde bei dem Unfall auf einer Fläche von zwei Quadratkilometern völlig verwüstet.
(Foto: dpa)
Als im Juli ein Tankzug führerlos durch eine kanadische Kleinstadt rast, explodieren mehrere Kesselwagen. Bei dem Großbrand wird die Stadt zum großen Teil verwüstet. Nun ist klar: Das Öl war explosiver als angenommen. Nicht nur die Kesselwagen stehen jetzt im Visier der Ermittler.
Kanadische Ermittler haben nach dem verheerenden Zugunglück in Québec Anfang Juli mit 47 Toten neue Details zu dem Unfall veröffentlicht. Das Rohöl, das der Güterzug geladen hatte, sei falsch gekennzeichnet gewesen, teilte die für die Verkehrssicherheit zuständige Behörde TSB mit. Die Ladung war als Öl der untersten Gefahrenkategorie drei markiert, obwohl es in die Kategorie zwei für leichter entflammbare Substanzen gefallen sei. Demnach entzündet sich das Öl bei einer niedrigeren Temperatur als herkömmliches Rohöl.
Das Zentrum der Kleinstadt Lac-Mégantic in der Provinz Québec war bei dem Unglück auf einer Fläche von zwei Quadratkilometern völlig verwüstet worden. Der Zug des US-Unternehmens The Montreal, Maine & Atlantic Railway war in der Nacht zum 6. Juli führerlos durch den Ort gerast und entgleist. Mehrere Kesselwagen explodierten, wodurch ein Großbrand ausgelöst wurde.
"Der Empfänger hat dafür Sorge zu tragen, dass das Produkt korrekt gekennzeichnet ist", sagte Ermittler Ed Belkaloul. Die Ladung war für die Firma Irving Oil bestimmt, die eine Raffinerie an der kanadischen Küste betreibt. Kanadas Verkehrsministerin Lisa Raitt sagte, dem Unternehmen drohten rechtliche Konsequenzen, falls sich die Vorwürfe bestätigten.
Die TSB-Ermittler nahmen auch die Güterwaggons vom Typ "DOT-111" ins Visier. Das Unglück lasse Zweifel aufkommen, ob diese Kesselwagen für den Transport leicht entzündlicher Flüssigkeiten geeignet seien. In Untersuchungsberichten war in den vergangenen 20 Jahren schon oft bemängelt worden, dass sie über eine zu schwache Außenhülle verfügten.
Quelle: ntv.de, AFP