Mindestens 179 Tote nach starkem Beben Opferzahl in China steigt weiter
20.04.2013, 16:32 Uhr
Die Staatsführung will Präsenz zeigen: Premier Li besucht die Katastrophenregion.
(Foto: AP)
Bei vielen Menschen in der Provinz Sichuan dürfte das schwere Erdbeben böse Erinnerungen geweckt haben. 2008 kamen in der Region Zehntausende Menschen bei einem Beben um. Bei dem neuerliche Beben steigt die Opferzahl auf 179. Tausende Menschen müssen die Nacht im Freien verbringen. Am Morgen können die Rettungsarbeiten weitergehen.
Ein schweres Erdbeben im Südwesten Chinas hat mindestens 179 Tote gefordert. Mehr als 5000 Menschen wurden verletzt, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete. Das Epizentrum lag in der Nähe der Stadt Ya'an in der Provinz Sichuan, einem Ort mit 1,5 Millionen Einwohnern. Das Beben ereignete sich kurz nach 8.00 Uhr Ortszeit (2.00 Uhr MESZ) in der zu Ya'an gehörenden Gemeinde Lushan. Chinas Erdbebenwarte bezifferte die Stärke mit 7,0. Die US-amerikanische Erdbebenwarte (USGS) setzte die Stärke bei 6,6 an. In den ersten 24 Stunden nach dem Beben registrierte Chinas Erdbeben-Netzwerkzentrum 1165 Nachbeben, von denen allerdings nur drei eine Stärke von 5,0 oder mehr erreichten.
Chinas Staatsfernsehen zeigte Bilder von zerstörten Häusern in der Region. Rettungskräfte versuchten, Opfer aus den Trümmern zu bergen. Das Beben erschütterte auch die Provinzhauptstadt Chengdu und war noch in der mehrere hundert Kilometer entfernten Metropole Chongqing zu spüren. Ministerpräsident Li Keqiang ließ sich mit einem Helikopter nach Lushan bringen, um vor Ort die Hilfe zu koordinieren, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. "Das wichtigste ist jetzt, die ersten 24 Stunden nach dem Beben zu nutzen. Es ist die entscheidende Zeit, um Leben zu retten", hatte er zuvor gesagt.
Schwierige Bedingungen für Helfer
Rettungskräfte aus dem ganzen Land wurden in die Region geschickt. Alleine 7500 Soldaten und 10 Flugzeuge kamen zum Einsatz. Das Ministerium für Zivilangelegenheiten schickte unter anderem 30.000 Zelte und 50.000 Decken nach Sichuan.
Eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation World Vision sprach von großen Herausforderungen für die Helfer: "Viele Straßen sind noch blockiert und die Handyverbindungen funktionieren nicht richtig", berichtete Meimei Leung. "Spätestens in 24 Stunden wird die chinesische Regierung die Probleme behoben haben", gab sie sich zuversichtlich. Sie war mit einem Team auf dem Weg nach Sichuan. Bei den Rettungsarbeiten kam ein Militärfahrzeug mit 17 Soldaten von der Straße ab, wobei laut Xinhua ein Soldat getötet wurde.
Unterdessen mussten sich tausende Menschen auf eine Nacht im Freien einrichten. Weil bei vielen Gebäuden nicht klar ist, wie stark sie durch das Beben beschädigt wurden, wurden vielerorts vorsorglich Zelte auf Straßen und Plätzen errichtet, wie das chinesische Fernsehen berichtete. Auch könnten Nachbeben weitere Gebäude zum Einsturz bringen.
Erinnerung an Beben 2008
Kanzlerin Merkel sprach Ministerpräsident Li ihre Anteilnahme aus und bot Hilfe bei der Suche nach Vermissten und der Versorgung der Notleidenden an. Auch der russische Präsident Wladimir Putin sicherte in einem Beileidsschreiben an seinen chinesischen Kollegen Xi Jinping "alle notwendige Hilfe" zu.
Schon 2008 hatte es unweit des Epizentrums bei Ya'an ein starkes Beben gegeben. Damals kamen nach offiziellen Angaben 87.000 Menschen um oder gelten als vermisst. Die lokalen Behörden wurden damals für ihre langsame Reaktion kritisiert. Diesmal kündigten sie schnelle Hilfe an. Auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping versprach laut Xinhua den betroffenen Menschen jede erdenkliche Hilfe, um die Zahl der Opfer so gering wie möglich zu halten.
Bei dem Beben vor fünf Jahren waren in einigen Regionen Schulen zusammengekracht, während andere Gebäude den Erschütterungen standhielten. Die Behörden wurden danach öffentlich kritisiert. Der Vorwurf lautete, aufgrund von Korruption habe es Pfusch am Bau gegeben.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP