Panorama

Dutzende Tote bei Supermarkt-Unglück Opferzahl in Lettland steigt weiter

Auf einer Fläche von mindestens 500 Quadratmetern brach das Flachdach zusammen.

Auf einer Fläche von mindestens 500 Quadratmetern brach das Flachdach zusammen.

(Foto: AP)

Noch hoffen die Helfer, dass sie unter den Trümmern des eingestürzten Supermarktes in Riga Überlebende finden. Doch die Zahl der Opfer steigt immer weiter. Präsident Berzins spricht von einer "unfassbaren Tragödie". Die Unglücksursache ist weiterhin unklar.

Beim Einsturz eines Supermarktdaches in Lettland sind mindestens 52 Menschen ums Leben gekommen. Rettungskräfte suchten mit Hochdruck nach möglichen Überlebenden. Jedoch wurden immer mehr Tote geborgen - und deren Zahl könnte noch steigen. Wie viele Opfer in der Hauptstadt Riga unter den schweren Betonteilen begraben wurden, sei unklar, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Zwei Opfer konnten noch nicht identifiziert werden.

Die Rettungsarbeiten werden rund um die Uhr fortgesetzt und noch dauern, sagte ein Sprecher im lettischen Fernsehen. Die Helfer müssten noch rund 300 Quadratmeter des insgesamt 1500 Quadratmeter umfassenden Geländes des Einkaufszentrums durchkämmen.

Rund 100 Menschen versammelten sich am Abend trotz nasskalten Wetters am Unglücksort, unter ihnen auch Angehörige, die weiterhin auf ein Lebenszeichen der Vermissten hoffen. Trotz dichten Nebels harrten sie aus und beobachteten die Rettungskräfte im Licht von Suchscheinwerfern. Zahlreiche Anwohner legten vor der Absperrung Blumen nieder, stellten Kerzen auf und versorgten die Hilfskräfte mit wärmenden Decken, Tee und Nahrung. Auch im Rigaer Dom versammelten sich mehrere hundert Menschen, um der Opfern des Unglücks zu gedenken. Viele Letten folgten einem Aufruf zur Blutspende. Vor den Spendezentren bildeten sich lange Schlangen. Bisher wurden 120.000 Euro in einer Hilfsaktion gesammelt.

Präsident Andris Berzins sprach von einer "unfassbaren Tragödie". Medien in dem EU-Land bezeichneten den Einsturz als größten Unfall seit Lettlands Unabhängigkeit 1991. Die Ursache des Unglücks, bei dem auch mehr als 30 Menschen verletzt wurden, war zunächst offen. Eine Naturkatastrophe oder einen Terrorakt schloss Innenminister Rihards Kozlovskis aus. Es gebe Anzeichen, dass Bauvorschriften nicht eingehalten worden seien, sagte er im lettischen Fernsehen.

"Wie ein Kartenhaus eingestürzt"

Etwa 200 Helfer suchen fieberhaft nach Überlebenden in den Trümmern.

Etwa 200 Helfer suchen fieberhaft nach Überlebenden in den Trümmern.

(Foto: REUTERS)

Augenzeugen berichteten im Fernsehen von einem Feuer-Alarm, der vor dem Einsturz losging. Dies bestätigte der Supermarktbetreiber - das Warnsystem sei am Nachmittag rund zehnmal aktiviert gewesen. Trotz des Alarmsignals sei das Gebäude am Vorabend nicht evakuiert worden, da es "keine offensichtlichen Anzeichen von Feuer" gegeben habe, sagte ein Sprecher.

Das Flachdach brach auf mindestens 500 Quadratmetern ein, das Gebäude sei wie ein Kartenhaus eingestürzt, erklärte Vizebürgermeister Andris Ameriks. Der lettische Polizeichef nannte drei mögliche Ursachen: entweder sei der 2011 eröffnete Supermarkt falsch geplant worden oder die Baustruktur wie die Statik seien nicht in Ordnung gewesen. Bauarbeiten auf dem Gebäude könnten auch ein Grund für den Einsturz gewesen sein. Fernsehbilder zeigten, wie Soldaten mit Spürhunden nach Vermissten suchten. Rettungskräfte räumten mit Spezialkränen Trümmer zur Seite.

Dreitägige Staatstrauer angeordnet

Regierungschef Valdis Dombrovskis verhängte eine dreitägige Staatstrauer. Am Montag soll landesweit eine Gedenkminute für die Opfer einlegt werden. Auch die Nachbarländer Estland und Litauen wollen die Nationalflaggen am Sonntag auf halbmast setzen. In lettischen Botschaften im Ausland liegen Kondolenzbücher aus.

Unter den Toten sind auch drei Feuerwehrmänner, mindestens sieben Helfer wurden bei dem Einsatz verletzt. Ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes sprach von einer sehr komplizierten und gefährlichen Hilfsaktion. Es sei nicht auszuschließen, dass noch stehende Teile einstürzten.

Die Behörden haben Videoaufnahmen von den Überwachungskameras im Supermarkt erhalten, wie der lettische Polizeichef sagte. Die Bilder sollen von Experten analysiert werden. Die Polizei erhofft sich von den Aufnahmen Hinweise auf die Unglücksursache. Zudem hat sie daraus für die Helfer einen Lageplan mit Standorten erstellt, an denen noch Opfer vermutet werden.

Quelle: ntv.de, mli/lsc/dpa

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