"Ein Sommermärchen zur WM" Pfingsten könnte richtig heiß werden
01.06.2014, 15:19 Uhr
Pünktlich zum Beginn der neuen Jahreszeit nimmt das Wetter Anlauf, bis zum Ende der Woche winken Temperaturen über 30 Grad. Mit etwas Glück bleibt der verfrühte Hochsommer dann auch noch ein bisschen länger, wie n-tv-Meteorologe Björn Alexander berichtet.
n-tv.de: Björn, am 1. Juni beginnt meteorologisch gesehen der Sommer. Wissen wir denn jetzt schon, wie der Sommer wird?
Björn Alexander: Nein. Und ich wage mal die - nicht besonders mutige - Vermutung, dass es auch niemals möglich sein wird, ganze Jahreszeiten vorherzusagen. Davon mal ganz abgesehen gibt es aber durchaus Tendenzen, die uns schon mal die Möglichkeit geben, über die handelsüblichen drei oder vier Tage hinaus zu blicken. Und da gibt es momentan durchaus erfreuliches zu berichten. Denn zu Pfingsten ist es durchaus möglich, dass wir hierzulande Temperaturen um oder sogar etwas über 30 Grad bekommen. Und selbst anschließend könnte es sein, dass es sommerlich warm bis heiß weitergeht. Ein Sommermärchen zur WM trotz einer gefühlten Euphorie-Bremse für den deutschen Fußball. Also, mich würde es wahnsinnig freuen.
Mich ebenso. Allerdings sagst du einerseits, dass es nicht möglich ist, das Wetter lange im Voraus vorherzusagen. Andererseits sind das jetzt ja auch mehr als vier Tage. Wie kommt das?
Zunächst einmal gibt es eine ganze Bandbreite von Wettermodellen. Diese sind die Grundlage für fast jeden Wetterbericht, den wir lesen oder sehen und für jede App und fast jede Internetseite. Dabei kann man grundsätzlich sagen, dass es Wettermodelle gibt, die bis zu 16 Tage in die Zukunft das Wetter berechnen. Und eines davon ist beispielsweise das amerikanische Wettermodell. Das berechnet nicht nur die Wetterentwicklung für die USA, sondern weltweit und das mehrfach an jedem Tag. Das zeigt uns Meteorologen die Bandbreite der Möglichkeiten und den Apps auf Ihrem Smartphone gibt es die "exakten" Werte.

Auf dem Tempelhofer Feld in Berlin genießen die Menschen bereits jetzt das schöne Wetter - nächstes Wochenende könnte allzu eifriges Seilspringen dann aber ganz schön schweißtreibend werden.
(Foto: dpa)
Die dann ja wohl gar nicht so exakt sind, oder?
Es sind eben nur Prognosen, die von einem Wettermodell stammen. Das Endergebnis, das wohl die meisten von uns - vor allem bei unsicheren Wetterlagen - kennen ist, dass die Vorhersagen springen können. Die extremen Sprünge, die die Wettermodelle tatsächlich machen, werden zwar durch besondere Algorithmen geglättet. Aber man merkt unterm Strich eben doch, dass die Entwicklung alles andere als sicher ist. Kurzum: auch die 30-Grad-Prognose für Pfingsten steht noch auf etwas wackeligen Füßen. Aber man kann sie - mit dem Hinweis auf die gegebenen Unsicherheiten - durchaus machen. Und um jetzt nochmals auf die Monats- oder Jahreszeitenprognose zu kommen: Der Energiewirtschaft können sie helfen, der Urlaubs-, Freizeit- oder Lebensplanungen nicht. Denn ob sie stimmt oder nicht, hat primär mit Glück zu tun. Und darauf kann man ja auch so hoffen.
Wie der Sommer wird, wissen wir nicht. Wie der Frühling war, aber schon. Was sagt die Statistik?
Der Frühling war insgesamt deutlich zu warm, sehr sonnig und tatsächlich auch zu trocken. Gerade beim Regen ist vielleicht die Wahrnehmung etwas anders, was wohl an der Regenbilanz der letzten Woche liegt. Denn der Mai war doch ganz anders als die Vormonate. Seit dem Dezember 2013 war es nämlich viel zu trocken und deutlich wärmer als der Durchschnitt. Das galt auch für den Start in den Wonnemonat. Doch nach den ersten Tagen änderte sich das Wetterbild. Der Mai brachte ab dann immer wieder Regen und kühlere Luft. In der Bilanz führte das im landesweiten Mittel zu über 90 Litern Regen pro Quadratmeter - in etwa das 1,3-Fache der ansonsten üblichen Niederschlagsmenge.
Wo hat es am meisten geregnet?
In Düsseldorf beispielsweise ist mehr als doppelt so viel gefallen wie üblich. Nämlich über 140 Liter auf jeden Quadratmeter. 185 Liter waren es in den östlichen Mittelgebirgen. Die deutschen Alpen bekamen an die 300 Liter. Noch nasser ging es in Niederösterreich in Lunz zur Sache. Dort sind im Mai sogar über 400 Liter pro Quadratmeter gefallen.
Und jetzt will es der Juni wohl besser machen, oder?
Nach dem momentanen Stand der Dinge auf jeden Fall. Denn am kommenden Wochenende deutet sich eine durchgreifende Umstellung der Wetterlage an. Westlich von uns verstärkt sich die Tiefdruckaktivität. Damit kommen wir auf die Vorderseite der Tiefdruckgebiete und die Luft strömt von Süden her direkt zu uns. Temperaturen von 26 bis 33 Grad wären damit gar kein Problem.
Mit ganz viel Sonne, hoffe ich.
Das hoffe ich auch. Jedoch hängt das maßgeblich von der Lage der Tiefs ab. Bleiben die Tiefs weit westlich, dann ist er der Hochsommer der sonnigen Art im ganzen Land. Kritischer dürfte es für die westlichen Landesteile werden, wenn die Tiefdruckzone weiter östlich zu liegen kommt. Dann wird die Luft schwüler sein und die Schauer- und Gewittertätigkeit wäre deutlich größer. So oder so deutet sich aber wirklich eine hochsommerliche Wetterlage an.
Wie lange kann so etwas halten?
Das Potenzial für eine längere Hochsommerphase ist vorhanden. Denn einerseits könnte ja unsere Tiefdruckzone weiter westlich zu liegen kommen. Andererseits würde damit von den Azoren ein Hochdruckgebiet heranziehen und sich über Skandinavien einnisten. Dann hätten wir eine sogenannte Omega-Wetterlage. Eine sehr stabile Situation, die uns dauerhaft Wärme und Sonne bringen würde. Momentan steht also eine Weichenstellung für die ersten Sommerwochen bevor.
Gibt es auch einen Fahrplan bis dahin?
Der Start in die neue Woche ist häufig freundlich, teilweise auch sonnig und trocken. Später bilden sich dann besonders über den Bergen der Mitte und im Süden mächtigere Quellwolken, die einzelne Regengüsse und Gewitter bringen können. Dazu klettern die Temperaturen nach kühler Nacht tagsüber auf 17 bis 20 Grad im Norden und auf den Bergen und 21 bis 24 Grad im übrigen Land. Am wärmsten ist die Rheinschiene.
Wie geht es am Dienstag weiter?
Der Dienstag startet oft schön, bevor sich später im Südwesten Schauer und Gewitter reinmogeln können. Auch ganz im Osten und Nordosten ist etwas Regen nicht auszuschließen. Dabei steigen die Temperaturen etwas an und erreichen 18 bis 25 Grad. Eine ähnliche Spanne bringt uns auch der Mittwoch, wobei sich die wärmeren Werte schon eher ostwärts verlagern. Grund ist, dass sich von Westen eine Kaltfront nähert. Diese bringt nach freundlichem Start später in der Westhälfte eben auch gewittrige Regengüsse und eine Abkühlung mit. Richtung Osten ist das Schauerrisiko hingegen geringer und die Sonne hat mehr Anteile.
Und dann kommt der Hochsommer?
Noch nicht ganz. Denn die Schauerwolken mit der kühleren Luft müssen erst noch durch. Und das passiert am Donnerstag bei 16 bis 23 Grad und unbeständigem Wetter. Aber dann ist es soweit: am Freitag steigen Luftdruck, Sonnenanteile, Temperaturen und natürlich auch die Stimmung um die Wette. Aus heutiger Sicht können wir uns auf 8 bis 14 Sonnenstunden und 20 bis 27 Grad freuen. Auch am Samstag gibt’s viel Sonne bei 23 bis 30 Grad. Lediglich zwischen dem Emsland und dem Schwarzwald müssen wir dann schon mal auf die Tiefdruckrinne westlich von uns blicken. Mit Glück bleibt die aber fern und dann dürfte auch der Rest des langen Wochenendes hochsommerlich warm und schön verlaufen.
Das heißt es dann wohl: Daumen drücken.
Kann zumindest nicht schaden. Es ist auf jeden Fall sehr spannend.
Quelle: ntv.de